Taufkirchen:Neue Postleitzahl kommt zum 1. Januar

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Der Protest der Anwohner am Birkengarten stimmt die Gemeinde Taufkirchen nicht um

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Wessen Herz hängt schon an einer Postleitzahl? Dass es da doch einige gibt, hat sich jetzt in Taufkirchen gezeigt, wo die Ziffernfolge jetzt für einige Straßenzüge geändert wird. Dass dieses Ansinnen der Gemeinde und die Zustimmung der Post einen solchen Proteststurm auslösen könnten, hatte man offenbar im Rathaus nicht vermutet. Weder die Verwaltung noch der Gemeinderat hatte die Bürger aus dem Birkengarten auf ihrer Rechnung, die so wunderbar aufzugehen schien. Endlich würde man zum 1. Januar 2016 dem bisher postalisch zu Ottobrunn gehörenden Ortsteil östlich der A 8 die für das restliche Taufkirchen gültige Postleitzahl 82024 verpassen und keine gespaltene mehr Gemeinde sein - zumindest was die Adresse angeht. Und die bisher postalisch Ottobrunn zugeordneten großen Unternehmen auf Taufkirchner Flur könnten endlich zum eigenen Imagegewinn beitragen. Dass da jemand dermaßen an der 85521 hängen könnte, dass Verwaltung, Bürgermeister und sogar die Kommunalaufsicht richtig Stress bekommen, dachte keiner. Angesichts von Aktenordnern voller Beschwerden, Unterschriftenlisten und Anschuldigungen hat sich der Gemeinderat auf Antrag der Initiative lebenswertes Taufkirchen (ILT) nun doch noch einmal des Themas angenommen und über die Änderung abgestimmt - obwohl sich niemand in dem Gremium sicher war, ob das überhaupt notwendig ist. Fest steht nun aber: Die Mehrheit des Gemeinderats ist für die Taufkirchner Postleitzahl östlich der Autobahn - einschließlich der Siedlung am Birkengarten.

Zuletzt war es in dem Streit vor allem darum gegangen, ob der Gemeinderat bei der Beantragung der Änderung vor bald zwei Jahren übergangen worden war. Zählt ein solcher Vorgang zu Angelegenheiten der laufenden Verwaltung oder nicht? Hätte die Bauverwaltung die Sache mit der Post einfach so eintüten dürfen, ohne sich vorher das Votum des Gremiums zu holen? Darüber lässt sich vortrefflich streiten, wie die vergangenen Wochen bewiesen haben, seit Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) den Anwohnern des Gebiets über die Entscheidung der Post informiert hatte. Einen Beschluss gab es definitiv bislang nicht, der damalige Gemeinderat war lediglich von der Initiative des Rathauses informiert worden - und damit offenbar auch ganz zufrieden gewesen.

Wie es überhaupt nach jahrzehntelanger Koexistenz zweier Postleitzahlen in einer 18 000-Einwohner-Gemeinde zu solchen Änderungswünschen gekommen war, daran erinnert sich Michael Lilienthal von den Freien Wählern. Man habe sich bei der Eröffnung des Ludwig-Bölkow-Campus, wohlweislich auf Taufkirchner Gemeindegebiet, nicht nur über die Ottobrunner Adresse auf der Einladung geärgert, sondern sich dort auch noch in der letzten Reihe wie Gäste von außerhalb gefühlt, während Ottobrunn sich feiern ließ. Was also tun, damit Taufkirchen auch etwas von dem Glanz abbekommt? "Die Frage war: Wie kriegen wir den Campus dazu zu sagen: Wir sind in Taufkirchen. Es musste etwas geschehen, bevor dort die ersten Studentenausweise verteilt werden", berichtete Lilienthal dem jetzigen Gemeinderat. An die ebenfalls von einer Postleitzahländerung betroffene Siedlung "Am Birkengarten" habe keiner gedacht.

Wie sauer die Leute dort über die Idee aus dem Rathaus sind, weil eine solche Änderung richtig lästig ist, hatte sich zuletzt bei der Bürgerversammlung gezeigt. Der ILT war daher der Einfall gekommen, die Birkengarten-Bewohner doch einfach von dieser Änderung auszunehmen. Das aber geht jetzt nicht mehr, die Post schreibt laut Verwaltung: "Die Maßnahmen kann nicht mehr zurückgenommen werden, es wäre allenfalls eine erneute Korrektur denkbar." Dann eben eine Änderung der Änderung, dachte sich die ILT, fand aber nur wenige Mitstreiter in den Reihen der Grünen und der SPD - ihr Antrag wurde mit 18 zu 7 Stimmen abgelehnt.

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