Trotz hoher Schulden treibt die Gemeinde Taufkirchen zwei Großprojekte mit geschätzten Gesamtausgaben von 90 Millionen Euro weiter voran. Der Gemeinderat genehmigte jeweils einstimmig die Kostenberechnungen für den Neubau einer Mittelschule sowie für das „Kinderhaus am Wald“, das direkt angrenzend auf dem Grundstück nördlich des Lindenrings errichtet werden soll. Die Schule kostet voraussichtlich 70 Millionen, das Kinderhaus 20 Millionen Euro. In beiden Fällen rechnet das Rathaus mit üppigen Zuschüssen in Höhe von 14 beziehungsweise 3,6 Millionen Euro. Und doch sind diese Investitionen eine gewaltige Herausforderung für die Gemeinde, wie Kämmerer Jan Gradl unterstrich. „Wenn wir das lostreten, werden wir uns die nächsten zehn bis 15 Jahren nur um die Finanzierung dieser Maßnahme kümmern.“ In dem Zusammenhang merkte Gradl an, dass die Gemeinde aktuell 37 Millionen Euro Schulden angehäuft habe.
Ein Großteil davon geht auf den 45 Millionen Euro teuren Neubau der Grundschule am Wald zurück. Sie war 2023 in das Gebäude an der Pappelstraße umgezogen. Ihre bisherige Heimat soll nun zum Interimsquartier für die Mittelschule werden, solange diese abgerissen und neu errichtet wird. Die nötigen Umbauten befänden sich in den letzten Zügen, berichtete der von der CSU getragene parteilose Bürgermeister Ullrich Sander. Zum neuen Schuljahr werde die Mittelschule umziehen, sodass der Abbruch alsbald beginnen könne. Danach soll nicht nur ein Schulhaus samt Zweifachturnhalle entstehen, sondern auch eine neue, eine Million Euro teure Straße im Osten des Geländes. Diese neue Verbindung soll es ermöglichen, die Fläche zwischen Grund- und Mittelschule zu einem autofreien Campus umzugestalten.
Derweil muss für die Außenanlagen der neuen Mittelschule ein Großteil des Baumbestands auf dem Areal weichen. Die zuständige Planerin sprach im Gemeinderat von 90 Bäumen, die gefällt würden; im Gegenzug wolle man 100 neue Gehölze pflanzen. Neben einer Fußballwiese, einem Basketballplatz und einem grünen Klassenzimmer solle vor der Schule ein Beachvolleyballfeld entstehen. Dieses werde abseits der Unterrichtszeiten öffentlich zugänglich sein und sei „ein Zuckerl für die ganze Umgebung“, so die Planerin.
Am Standort der künftigen Sportflächen befinden sich zurzeit noch die Gebäude an der Pappelstraße 2 und 4, die verschiedene Betreuungseinrichtungen beheimaten. Sie sollen im Zuge des Schulneubaus abgerissen und durch das „Kinderhaus am Wald“ ersetzt werden – direkt neben der Turnhalle, mit je vier Gruppen im Krippenbereich und in der nachschulischen Betreuung. Zuletzt waren im Gemeinderat Überlegungen aufgekommen, diesen Neubau wegen der Haushaltslage erst nach der Schule zu bauen. Jedoch sei dies allein aus Platzgründen kaum möglich, erläuterten nun die Planer. Zudem sei ein gemeinsamer Bau wirtschaftlich sinnvoll.
Mit Blick auf die herausfordernde Finanzierung dieser Großprojekte sagte Ullrich Sander: „Ohne den Verkauf von Grundstücken wird das nicht funktionieren.“ Allen voran hat die Gemeinde dabei das Areal der alten Grundschule im Visier, dessen Verkauf das Rathaus vor drei Jahren schon einmal verkündet hat. „Doch Fakt ist“, sagte Zweiter Bürgermeister Michael Lilienthal (Freie Wähler), „dass bisher nichts passiert ist“. Weil man aktuell keine Verhandlungen führe, wird es nach seinen Angaben auch „noch ein bisschen dauern“.
Bürgermeister Sander will einen Finanzierungsplan vorlegen
Lilienthal erinnerte daran, dass der Verkaufserlös des alten Schulgeländes bereits für den Bau der neuen Grundschule eingeplant war. „Wir verkaufen dieses Grundstück offenbar mehrfach“, sagte Lilienthal. Er warnte eindringlich davor, den Startschuss für die neue Mittelschule zu geben, ehe die Finanzierung gesichert sei. „Wenn wir da beginnen, treten wir eine Ausgabenlawine los, die wir nicht stoppen können.“ Vielmehr solle die Gemeinde ihre Planung an die Finanzlage anpassen und „in Schrittgeschwindigkeit fahren“, sagte der Zweite Bürgermeister.
Hierauf erwiderte Ullrich Sander, dass eine solche Entschleunigung in der Regel mit einer Verteuerung einhergehe. Er betonte, dass die Gemeinde nicht nur das alte Schulgrundstück, sondern auch eine Fläche an der Karwendelstraße veräußern werde. Hier stehe der Verkauf kurz bevor. Zudem gehe er davon aus, dass beim geplanten Quartier rund um ein Seniorenheim am Hachinger Bach ein „erkleckliches Sümmchen“ in die Gemeindekasse fließe. Der Bürgermeister versprach, dem Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung einen Finanzierungsplan für die Neubauten vorzulegen.