Nachruf:Ein echter Typ

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Michael Blume (Foto: Claus Schunk)

Als Kulturreferent hat Michael Blume den Ritter-Hilprand-Hof in Taufkirchen komplett umgekrempelt. Nun ist er mit 64 Jahren gestorben.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Schon kurz nach seinem Amtsantritt 2013 nahm sich Michael Blume den Namen seines neuen Arbeitsortes vor. Ritter-Hilprand-Hof? Nein, das klang doch arg angestaubt. „Bevor ich hier anfing, dachte ich, das sei ein alter Hof von Frau Ritter und Herrn Hilprand, in dem sie halt ein bisschen Kultur machen“, sagte der damals neue Taufkirchner Kulturamtsleiter wohl nur halb im Spaß. Und so verpasste Blume dem Veranstaltungsort einen neuen Namen: „Kultur & Kongress Zentrum Taufkirchen“, prangte da plötzlich auf dem Programmheft des Jahres 2015. 

Mit dieser Umbenennung gab sich der neue Chef freilich nicht zufrieden. Vielmehr krempelte er den Ritter-Hilprand-Hof – der Name hält sich hartnäckig im Ort – einmal komplett um. So ist das Haus heute ein Veranstaltungsort für Kongresse, Tagungen und Feste mit einer weithin bekannten Gastronomie. Und vor allem: mit einem ambitionierten, anspruchsvollen Kulturprogramm. Zu verdanken ist all das zuvorderst Michael Blume, der das Haus in seinen zehn Amtsjahren „einmal auf links gedreht hat“, wie es Julia Jattke formulierte, die Anfang 2024 seine Nachfolge antrat. Schon damals hatte der gebürtige Rheinländer aufgrund einer Krankheit seit Längerem nicht mehr arbeiten können. Nun ist Michael Blume gestorben – im Alter von 64 Jahren.

„Er hat dem Kulturzentrum neues Leben eingehaucht“, sagt Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander. „Er hat dort ein Programm zusammengestellt, das die Leute angezogen hat. Noch heute trägt das Haus seine Handschrift.“ Dabei war Michael Blume schon vor seiner Zeit in Taufkirchen in der Kulturbranche tätig – als feste Größe der Münchner Veranstalterszene. Als Mitgründer einer Agentur organisierte er Festivals und Konzerte, arbeitete für Clubs und kümmerte sich mitunter auch um große Open Airs im Olympiastadion – etwa von Robbie Williams oder Herbert Grönemeyer. Mit Letzterem war Blume „mal im Knast“, wie er gerne erzählte. Hintergrund war ein Fußballspiel in der Jugendstrafanstalt Siegburg, bei der die Insassen gegen ein Team aus Musikern und Veranstaltern kickten – unter anderem mit Herbert Grönemeyer und Michael Blume.

Ohnehin war der Fußball eine Leidenschaft des Kulturmenschen, wobei er als Anhänger des FC Schalke 04 gerade in jüngerer Zeit ein dickes Fell brauchte. Selbiges bewies er auch nach seinem Amtsantritt in Taufkirchen, wo manche im Rathaus und in der Gemeinde den neuen Kulturamtsleiter, der meist in T-Shirt und Lederjacke auftrat, eher skeptisch empfingen. „Er war ein echter Typ. Und einer, der lieber geredet hat als zu schweigen“, sagt Ullrich Sander. Dabei habe Blume „immer gesagt, was er denkt“, so der Bürgermeister. „Aber er wusste es auch charmant zu verpacken.“ Zudem gab ihm der Erfolg Recht: Nicht nur verwandelte sich der Ritter-Hilprand-Hof in seiner Zeit von einem in die Jahre gekommenen Veranstaltungsort in ein zeitgemäßes Kulturzentrum samt der 2015 eröffneten Gaststätte, die sich bis heute großer Beliebtheit erfreut. Aber auch beim Publikum kam Blumes Konzept an: Binnen fünf Jahren, so erzählt es Julia Jattke, hätten sich die Abonnentenzahlen verdoppelt.

Zum Ende seiner Zeit als Kulturamtschef kämpfte Michael Blume zunehmend mit gesundheitlichen Problemen; sie führten 2023 auch zu seinem Rücktritt. Eigentlich, so schreibt es der Konzertveranstalter und langjährige Wegbegleiter Thomas Bohnet in seinem Nachruf für das Veranstaltungs-Magazin In München, habe Michael Blume seinen Lebensabend in seiner zweiten Heimat in Roquetas de Mar an der Küste Andalusiens verbringen wollen. Doch dieser Wunsch erfüllte sich nicht. Vergangene Woche starb Michael Blume nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt.

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