Trotz angespannter Finanzlage und Liquiditätsengpässen treibt die Gemeinde Taufkirchen die Planung für den millionenschweren Neubau eines "Kinderhauses am Wald" voran. So segnete der Gemeinderat mit großer Mehrheit einen Vorentwurf für das Gebäude ab, das die Einrichtungen an der Pappelstraße 2 und 4 ersetzen soll. Geplant ist, dass das Kinderhaus direkt an die ebenfalls neu zu bauende Mittelschule angrenzt. Nach den Vorstellungen des Gemeinderats sollen diese zwei Gebäude gleichzeitig entstehen, um Kosten zu sparen. Jedoch mahnte Kämmerer Jan Gradl direkt nach dem Gemeinderatsbeschluss, dass neben den geschätzten Baukosten von 50 Millionen Euro für die Mittelschule und 20 Millionen Euro für das Kinderhaus auch noch 20 Millionen Euro für die bereits bezogene Grundschule am Wald zu zahlen seien. "Da sind wir bei 90 Millionen Euro", warnte Gradl.
Diese Summe - wenngleich das Rathaus einen erklecklichen Teil davon in Form von Zuschüssen zurückerhält - dürfte für die Gemeinde eine gewaltige Herausforderung darstellen. So verschickte der Zweite Bürgermeister Michael Lilienthal (Freie Wähler) erst kürzlich einen Brandbrief an alle Fraktionen, in dem er auf bestehende Liquiditätsprobleme hinwies und mit Blick auf anstehende Großprojekte davor warnte, eine "Ausgabenlawine" auszulösen, die die Gemeinde überfordern könnte.
Lilienthal war es auch, der bei der Vorstellung der Entwürfe die Planer fragte, welche Folgen es hätte, wenn das Kinderhaus erst nach der Mittelschule und einige Jahre später angegangen würde. Bautechnisch sei dies zwar möglich, antwortete Frank Saibold vom Projektsteuerer BPM. Jedoch wären zwei getrennte Vorhaben deutlich aufwendiger - und damit deutlich teurer. Saibold zufolge sieht der aktuelle Zeitplan vor, dass die Mittelschule im Sommer in die frühere Grundschule umzieht, die ihr als Interimsquartier dienen wird. Danach könne mit dem Abriss und Neubau der Mittelschule begonnen werden - sowie mit der Errichtung des Kinderhauses, das sich im Süden des Geländes an die Zweifachturnhalle anschließen wird.
"Wir müssen noch ein paar Grundstücke verkaufen", sagt der Bürgermeister
Erschlossen werden solle die Kita über eine neue Straße im Osten des Grundstücks, sagte Architekt Benjamin Hardt vom Büro Köhler. Ihm zufolge wird im Erdgeschoss des neuen "Kinderhauses am Wald" die Großtagespflege der Nachbarschaftshilfe einziehen, die derzeit an der Pappelstraße 2 beheimatet ist. Die Zahl der Gruppen der unter Dreijährigen solle dabei von drei auf vier aufgestockt werden. In der ersten und zweiten Etage des Neubaus seien derweil Räume für die Mittagsbetreuung der Nachbarschaftshilfe vorgesehen, die sich an Grundschulkinder richtet. Beide Einrichtungen würden über separate Eingänge und Freiflächen verfügen, sagte Hardt, wobei für die Mittagsbetreuung eine Außenanlage auf dem Dach mit Klettergerüst, Trampolinen und einer Slackline angedacht ist.
Laut dem Architekten soll das dreistöckige "Kinderhaus am Wald" - wie auch die Mittelschule - teils aus Beton, teils aus Holz gebaut werden. Eine erste Schätzung gehe von einem Kostenrahmen zwischen 17 und 20 Millionen Euro aus. Diese Summe müsste die Gemeinde somit in den kommenden Jahren ebenso stemmen wie die Ausgaben für den Schulneubau. "Es bleibt also dabei", konstatierte Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei), "dass wir noch ein paar Grundstücke verkaufen müssen."