Ortsjubiläum:Nicht rund - na und?

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Die Geschichte Taufkirchens reicht bis zu den Kelten zurück. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort aber erst im 12. Jahrhundert. (Foto: Claus Schunk)

Taufkirchen wird heuer 875 Jahre alt - Anlass für den Heimatpfleger und den örtlichen Schützenmeister, mehrere Aktionen und Veranstaltungen zu planen.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Um die erste urkundliche Erwähnung der Gemeinde Taufkirchen gab es vor dreißig Jahren ein längeres Hin und Her. Grund hierfür war ein Dokument von 1148, in dem eine Juditha de Tovkirchen ihr Gut in Taufkirchen dem Kloster Weihenstephan übereignete - zum Unterhalt für ihre Tochter, die ins Kloster gegangen war. Nun wäre dies die früheste Nennung der Gemeinde, sofern damit wirklich der Ort am Hachinger Bach gemeint ist. Genau daran kamen aber bald Zweifel auf, da als Zeugen auf der Urkunde drei Männer aus Erding vermerkt waren, was unweit eines anderen Taufkirchen (Vils) liegt.

Den Ausschlag für das Taufkirchen bei München gab schließlich der Ehemann von Juditha - ein Adliger aus Hohenbrunn, was wiederum ein Nachbarort der Gemeinde im Landkreis München ist. "Und so hat das Hauptstaatsarchiv damals bestätigt, dass die Urkunde unser Taufkirchen meint", erzählt Michael Müller, der heutige Heimatpfleger. In der Folge konnte die Gemeinde 1998 ihren 850. Geburtstag mit einer viertägigen Feier begehen.

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Ein Vierteljahrhundert später steht nun Wiegenfest Nummer 875 an, doch eine ähnliche Sause sei heuer nicht geplant, sagt Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei). "875 ist eine Zwischenzahl. Das ist nicht rund genug." Und dennoch wird es dieses Jahr etliche Aktionen und Veranstaltungen geben, die sich unter dem Motto "Mein Taufkirchen" rund um die Gemeinde drehen. Dahinter steht aber nicht das Rathaus, sondern die Privatinitiative zweier Männer, die beide den gleichen Namen tragen. "Wir wollen den 875. Geburtstag zum Anlass nehmen, um die Bürger zu animieren, ihren Heimatort bewusster wahrzunehmen", sagt Michael Müller, Schützenmeister der örtlichen Schützengesellschaft. Und sein Namensbruder, der Heimatpfleger, ergänzt: "Wir planen eine Beteiligungsaktion. Wir wollen alle Akteure einbinden, die bereit sind, sich einzubringen."

Konkret richte sich "Mein Taufkirchen" an drei Gruppen, sagt der Ortshistoriker. Erstens die Bürgerschaft, der man die Historie der Gemeinde näherbringen wolle - durch Ausstellungen, Vorträge, Projekte und andere Veranstaltungen. Beispielsweise werde im Mai ein Film über Taufkirchen in der VHS gezeigt, sagt Müller. Zudem führe er gerade Interviews mit älteren Ortsbewohnern; auch daraus soll später ein Film über die Nachkriegszeit in der Gemeinde werden. Zweitens wolle man bei "Mein Taufkirchen" jene Vereine und Institutionen einbinden, die sich bereits im Ort engagieren. "Sie sollen untereinander vernetzt werden und die Möglichkeit bekommen, ihre Arbeit vorzustellen", sagt der Heimatpfleger.

Heimatpfleger Michael Müller, hier als Ritter Blech bei seinem Auftritt auf dem Taufkirchner Starkbierfest, will Vereine und Institutionen zu den Feierlichkeiten ins Boot holen. (Foto: Claus Schunk)

So habe es bereits ein erstes Treffen der Vereinsvorstände gegeben, weitere seien geplant. Drittens möchte die Initiative auch einige der 2200 Betriebe ins Boot holen, die in Taufkirchen sitzen. "Sie sollen ihre Arbeit und Leistung vorstellen können", sagt Müller. Und andersherum wolle man den Bürgerinnen und Bürgern auch die Chance geben, bei der Bäckerei und Metzgerei im Ort, aber auch bei Großkonzernen wie Hensoldt oder der Ariane Group hinter die Kulissen zu blicken.

Derlei "Zeitgeschenke", so nennt das Schützenmeister Müller, sollen auch einen Anreiz darstellen, sich an der Aktion zu beteiligen. Schließlich verfüge man nicht über große finanzielle Mittel. Im Weiteren wolle man im Internet und über die sozialen Medien die Werbetrommel für "Mein Taufkirchen" rühren, kündigt der Heimatpfleger an. Auch ein Newsletter sei in Planung, den Interessierte per Mail an heimatpfleger@meintaufkirchen.de abonnieren können. Aktuell suche man noch ein passendes Maskottchen für die Aktion, sagt Michael Müller. Ihm schwebt dabei ein Löwe wie im Taufkirchner Wappen vor - jedoch nicht mit Schwert in der Klaue, sondern eher mit Eistüte in der Hand, wie er auf einem Graffito an der Unterführung am Köglweg zu sehen ist. Zeichnerische Vorschläge für das Maskottchen sowie Ideen für dessen Namen werden dem Heimatpfleger zufolge ab sofort entgegen genommen.

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