Süddeutsche Zeitung

Pläne für "Jochen Schweizer Quartier":Arbeiten, wo andere abheben

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Die Funsport-Anlagen von Jochen Schweizer im Osten von Taufkirchen sollen um ein Hotel und ein fünfeckiges Bürogebäude erweitert werden. Die Gemeinde befürwortet das Projekt, Diskussionen gibt es um die Zahl der Parkplätze.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Der Propeller ist vor fünfeinhalb Jahren im äußersten Osten von Taufkirchen gelandet - nun sollen daneben noch ein Schrägstrich und ein Pentagon folgen. So sehen zumindest die Pläne für ein "Jochen Schweizer Quartier" an der Ludwig-Bölkow-Allee aus, wenn man die Gebäude aus der Vogelperspektive betrachtet. Bereits seit März 2017 in Betrieb ist dort die "Jochen Schweizer Arena", die die Form eines Propellers hat - mit einem Bodyflying-Windkanal, einer Surfwelle und Veranstaltungsräumen in den drei Flügeln. Nördlich davon soll nun ein zweiteiliger Gebäudekomplex entstehen. Im Westen wird dieser ein Frühstückshotel mit 170 Betten in einem länglichen Baukörper beheimaten. Östlich davon ist ein fünfeckiges Bürogebäude mit Innenhof vorgesehen. Die zugehörigen Pläne haben Vertreter der Art-Invest Real Estate nun im Bauausschuss des Taufkirchner Gemeinderats vorgestellt. Demnach sollen die Bagger Ende nächsten Jahres anrollen.

Dabei hätte es eigentlich schon viel früher losgehen sollen: Vor drei Jahren war noch von einem Baubeginn Ende 2020 die Rede. Seinerzeit hatte der Taufkirchner Gemeinderat das Vorhaben unterstützt und einen auf das Projekt zugeschnittenen Bebauungsplan beschlossen. "Das ist schon eine Weile her", sagte Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) im Bauausschuss. "Seither warten wir die ganze Zeit, dass da endlich gebaut wird. Doch Corona hat hier für Verzögerungen gesorgt." Inzwischen aber sei man dabei, den Entwurf zu finalisieren, berichtete ein Vertreter der Firma Art-Invest dem Bauausschuss. Dies solle bis Ende März abgeschlossen sein, danach wolle man in die Genehmigungsphase eintreten.

Geplant ist, aus der momentan recht einsam dastehenden Funsport-Anlage ein Quartier "mit Campus-Charakter" zu entwickeln. Hierzu sind nördlich des Propellers zwei jeweils knapp 30 Meter hohe Büro- und Hotelgebäude vorgesehen. Letzteres soll mit seiner länglichen Form auch als Barriere zur Autobahn dienen. Zwischen den drei Bauten werde sich eine dreieckige Plaza aufspannen, die über mehrere Kaskaden hinauf zu den Eingängen von Hotel und Bürogebäude führe, erläuterte der Vertreter von Art-Invest, der im Bauausschuss vor allem die Nachhaltigkeit des Projektes pries. So plane man unter anderem eine Dach- und Fassadenbegrünung, eine ressourcenschonende Energieversorgung und die Nutzung des Grundwassers. All dies dürfte die Kritiker des Vorhabens aber kaum besänftigen. So hatten die Grünen im Zuge des Bebauungsplanverfahrens kleinere und niedrigere Gebäude gefordert - auch mit Blick auf die angrenzende Frischluftschneise.

Bürgermeister Sander setzt auf eine U-Bahn-Anbindung

Eine Mehrheit im Gemeinderat hat das Projekt aber stets befürwortet. Für den nun im Ausschuss vorgetragenen Wunsch, in der geplanten Tiefgarage weniger Parkplätze als vorgeschrieben zu errichten, zeigten die Mitglieder des Gremiums jedoch kein Verständnis. Dabei hatte die Art-Invest extra einen Experten für digitales Parkraummanagement dabei, der in der Sitzung zu erläutern versuchte, weshalb man dank eines "Smart-Parking-Konzepts" bloß 207 statt der laut Stellplatzsatzung erforderlichen 386 Parkplätze benötige. Allein den Ausschuss überzeugte das nicht. So sagte Peter Hofbauer (Freie Wähler): "Jeder versucht, das Maximum rauszuholen und will deshalb bei den Stellplätzen einsparen. Doch wenn's nach mir geht, dürfen Sie sich ruhig nach unserer Stellplatzsatzung richten - gerade, weil wir hier keine gute öffentliche Anbindung haben." Und auch Paul Haberl (CSU) betonte: "Wir haben dort sehr großzügig Baurecht geschaffen. Da sehe ich keinen Grund, wieso man nicht ausreichend Parkplätze bauen sollte."

Derweil pries der Bürgermeister die Neubaupläne als "Projekt, das große Strahlkraft hat und viel Aufmerksamkeit bekommen wird". Mit Blick auf eine mögliche Erschließung des Areals durch eine Verlängerung der U-Bahnlinie 5 merkte Sander an: "Ich hoffe, dass sich da vor der Landtagswahl noch eine klare Aussage der Regierung herauslocken lässt." Sollte die Technische Universität München ihre Pläne für einen Luft- und Raumfahrt-Campus in dem Gebiet verwirklichen wollen, so der Rathauschef, "dann muss der Freistaat klar Stellung beziehen".

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