Wirtschaft:Raumfahrt-Unternehmen können in Taufkirchen durchstarten

Wirtschaft: Isar Aerospace wurde 2018 von früheren TU-Studenten gegründet und will mit einer eigenen Trägerrakete Satelliten ins All befördern.

Isar Aerospace wurde 2018 von früheren TU-Studenten gegründet und will mit einer eigenen Trägerrakete Satelliten ins All befördern.

(Foto: Isar Aerospace (Simulation))

Der Raketenbauer Isar Aerospace und der Carbon-Hersteller Blackwave wollen sich vergrößern und gemeinsam an der A 8 ansiedeln. Die Gemeinde will deshalb auf einem 5,5 Hektar großen Areal neben der Jochen-Schweizer-Arena Baurecht schaffen.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Beides sind junge Unternehmen, beide haben ihren Sitz im Landkreis München, beide erleben zurzeit ein rasantes Wachstum - und beide eint infolgedessen ein Problem: Sowohl der Raketenbauer Isar Aerospace aus Ottobrunn als auch der Carbon-Hersteller Blackwave aus Taufkirchen brauchen mehr Platz. Und das möglichst schnell. Daher haben sich die zwei Raumfahrt-Start-ups gemeinsam in einem Brief an die Gemeinde Taufkirchen gewandt, mit der Bitte, für das Areal westlich der Jochen-Schweizer-Arena zwischen der A 8 und der Ludwig-Bölkow-Allee einen Bebauungsplan aufzustellen. Dort liegt ein gut 5,5 Hektar großes Grundstück in Privatbesitz, das die Unternehmen für ihre Zukunftspläne "in Gänze benötigen", wie es in dem Schreiben heißt.

Wirtschaft: Daniel Metzler ist einer der Gründer des derzeit in Ottobrunn ansässigen Unternehmens Isar Aerospace.

Daniel Metzler ist einer der Gründer des derzeit in Ottobrunn ansässigen Unternehmens Isar Aerospace.

(Foto: Angelika Bardehle)

Dieser Bitte ist der Gemeinderat nachgekommen. Nachdem das Gremium eine Änderung des Flächennutzungsplans für das betreffende Gebiet bereits beschlossen hatte, stimmte es nun mehrheitlich dafür, dort auch in die Bauleitplanung einzusteigen. "Ich bin der Meinung, dass wir uns diese Möglichkeit nicht entgehen lassen sollten", sagte Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) mit Blick auf die Anfrage der zwei Firmen. Diese würden perfekt zu der erhofften Entwicklung am Ludwig-Bölkow-Campus passen, wo ja nicht nur Konzerne wie Airbus und IABG angesiedelt sind, sondern die Technische Universität München (TU) auch eine Fakultät für Luftfahrt, Raumfahrt und Geodäsie aufbaut, die die größte ihrer Art in Europa werden soll. "Auch andere Gemeinde buhlen um diese Firmen", warnte Michael Lilienthal von den Freien Wählern. "Es wäre ein fatales Signal, wenn wir sie vergrätzen würden."

Beide Start-ups wurden von früheren Studenten der TU gegründet

Isar Aerospace wurde 2018 von früheren TU-Studenten gegründet und will mit einer eigenen Trägerrakete Satelliten ins All befördern. Ende dieses Jahres ist der erste Testflug geplant. Die Firma zählt aktuell mehr als 200 Mitarbeiter und gilt als eines der am schnellsten wachsenden und bestfinanzierten Raumfahrt-Start-ups in Europa - mit einem Finanzierungsvolumen von mehr als 170 Millionen Euro.

Die Blackwave GmbH wurde 2016 ebenfalls von TU-Studenten gegründet. Das Start-up entwickelt und fertigt hochkomplexe Bauteile aus Carbon, etwa für die Luft- und Raumfahrtindustrie. Zuletzt schloss Blackwave eine weitere Finanzierungsrunde ab und sammelte dabei vier Millionen Euro ein. Anfang dieses Jahres hat die Firma ein neues Hauptquartier am Rotwandweg in Taufkirchen bezogen, das für ihre Belange aber offenbar bald nicht mehr ausreichen wird.

"Unsere Unternehmen haben sich noch über alle unsere Erwartungen hinaus innerhalb relativ kurzer Zeit so dynamisch entwickelt, dass wir spätestens 2025 neue Betriebsstätten benötigen, um diesem Wachstum gerecht zu werden", heißt es im Schreiben von Isar Aerospace und Blackwave. Zudem sei man "in besonderer Weise von hochqualifizierten Fachkräften abhängig", weshalb man weiter in unmittelbarer Nachbarschaft der Bundeswehr-Universität und der TU sowie des geplanten europäischen Zentrums für Luft- und Raumfahrt bleiben wolle.

Für ihre Pläne haben die Firmen nun also das Areal an der A 8 ins Auge gefasst, mit dessen Eigentümer bereits Gespräche stattgefunden hätten. Sollte der enge Zeitplan für das Vorhaben dort nicht einzuhalten sein, müsste man nach Alternativen suchen, schreiben die Start-ups. "Wir möchten aber nicht nur unsere künftigen Standorte in Ihrer Gemeinde finden, sondern künftig auch gerne einen wichtigen Beitrag zu deren Finanz- und Infrastruktur leisten."

"Das ist eine zukunftsweisende Sache und wäre ein Aushängeschild für Taufkirchen", sagte Hildegard Riedmaier (CSU) über die Pläne der Unternehmen. Kritik daran kam allein von den Grünen, die gegen den Beschluss stimmten. Sie lehnen eine massive Bebauung an dem Standort ab, auch weil dieser in den Regionalen Grünzug fällt. Zudem kritisierte Gabi Zaglauer-Swoboda (Grüne) mit Blick auf frühere Pläne, wonach sich dort die Bäko München ansiedeln sollte: "Warum haben wir bei der Planung für die Bäko damals solche Verrenkungen gemacht? Haben wir etwa Firmen erster und zweiter Klasse?"

Hierauf entgegnete der Bürgermeister: "Wir reden auf der einen Seite von einem Logistiker und auf der anderen Seite von einem Zukunftsinvest - das kann man nicht vergleichen." Zudem bleibe das Thema Bäko trotzdem aktuell, sagte Sander. Er stimmte letztlich ebenso wie CSU, SPD und FW für das Aufstellen eines Bebauungsplans, wobei Michael Lilienthal betonte: "Wir haben im Bauleitverfahren noch jede Menge Einflussmöglichkeiten. Da ist nichts vergeben, das ist jetzt nur ein positives Signal."

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