Taufkirchen bei München:Home of Bavaria One

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Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander bei einem Besuch der Fakultät für Luft-und Raumfahrt der TU München - die alle in Ottobrunn verorten. (Foto: Sebastian Gabriel)

Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander beklagt sich immer wieder darüber, dass die Gemeinde nicht gebührend wahrgenommen wird. Eine groß angelegte Imagekampagne soll das nun ändern.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Da war zum Beispiel die Sache mit „Bavaria One“, einem Herzensprojekt von Ministerpräsident Markus Söder. Als der CSU Politiker 2018 ankündigte, im Süden von München die größte Raumfahrtfakultät Europas zu entwickeln, sprach er mit Blick auf deren Standort stets nur von Ottobrunn. Entsprechend tauchte dieser Ortsname in der zugehörigen Mitteilung der Staatsregierung gleich fünfmal auf. Kein einziges Mal erwähnt wurde dagegen die Nachbargemeinde Taufkirchen – und das, obwohl der Großteil jener Flächen, wo der Traum von „Bavaria One“ verwirklicht werden soll, auf deren Gebiet liegt.

Dass Taufkirchen in der öffentlichen Wahrnehmung des Projekts oftmals hinten runterfällt, ärgert viele Menschen in dem Ort – nicht zuletzt Bürgermeister Ullrich Sander. Schließlich hat der von der CSU unterstützte parteifreie Rathauschef sich seit seinem Amtsantritt 2014 auf vielerlei Wegen bemüht, die Bekanntheit der Gemeinde zu vergrößern und deren Image aufzupolieren. Unter anderen erhielt Taufkirchen ein modernes Logo, ein neues Bürgerjournal und eine aufgehübschte Webseite unter der Adresse www.meintaufkirchen.de – da das eingängigere www.taufkirchen.de bereits vom deutlich kleineren Taufkirchen an der Vils im Landkreis Erding besetzt ist. Auch das ein Umstand, der für viele in der Gemeinde im Münchner Süden ein Ärgernis darstellt.

Inwiefern all die Bemühungen um das Ansehen von Taufkirchen gefruchtet haben? Das wird nun eine umfangreiche Imageanalyse zeigen, die das Rathaus in Auftrag gegeben hat. Konkret soll dabei von September an untersucht werden, welches Bild von Taufkirchen die Menschen haben. Hierzu startet die Beratungsagentur Cima fünf verschiedene Befragungen. Erstens gibt es eine Umfrage, an der Bewohner von Taufkirchen wahlweise über die gemeindliche Website oder einen gedruckten Fragebogen, der im Rathaus ausliegt, teilnehmen können. Zweitens werden im September an mehreren Tagen Besucherinnen und Besucher im Ort interviewt. Drittens hat die Gemeinde einen Fragebogen für Gewerbetreibende aus Taufkirchen erstellt, der ebenfalls online ausgefüllt werden kann. Und dann sind da noch, viertens, eine Telefonbefragung in den Umlandgemeinden sowie, fünftens, ein Jugendworkshop, um die Meinung der Zwölf- bis Siebzehnjährigen einzuholen.

„Das Ziel der Imageanalyse ist es, mehr über die Stärken und Schwächen Taufkirchens zu erfahren“, sagt Bauamtsleiter Stefan Beer, auf dessen Idee das Projekt zurückgeht. Die Ergebnisse der verschiedenen Befragungen sollen im Dezember der Öffentlichkeit vorgestellt werden „und danach nicht in der Schublade verschwinden“, kündigt Beer an. Vielmehr wolle man auf Basis der Erkenntnisse eine Broschüre erstellen, die sich an zuzugswillige Unternehmen und potenzielle Neubürger richtet. Im Hinterkopf hat man dabei laut Beer nicht zuletzt das „Quartier am Bahnhof“, wo in den kommenden Jahren auf einem zwölf Hektar großen Areal ein neues Viertel mit Gewerbeflächen und Wohnraum für knapp 2000 Menschen entstehen soll. „Wenn man so will, dann ist die Broschüre eine Art Verkaufspapier“, sagt der Bauamtsleiter.

Im Weiteren sollen die Umfrageergebnisse dem Rathaus helfen, „das positive Bild von Taufkirchen zu stärken, indem zielgerichtete Maßnahmen ergriffen werden können“, heißt es in einer Mitteilung der Agentur Cima. Schließlich räumt auch Stefan Beer ein, dass die Vorzüge der Gemeinde – von der guten Anbindung bis zur sozialen Infrastruktur, von den starken Unternehmen im Ort bis zu den Plänen für den Raumfahrt-Campus – vielerorts unter dem Radar fliegen. So kämpft Taufkirchen in der öffentlichen Wahrnehmung nicht nur beim Thema „Bavaria One“ mit der Konkurrenz aus den Nachbargemeinden. Beispielsweise verorten die meisten Menschen auch die Ikea-Filiale östlich der A 8 in Brunnthal – wiewohl das Möbelgeschäft eigentlich an der Brunnthaler Straße in Taufkirchen liegt. Gleiches gilt für die benachbarte Jochen-Schweizer-Arena, auf deren Webseite in der Anfangszeit noch der Zusatz München stand – was dem Bürgermeister überhaupt nicht gefiel.

„Wir haben hier in Taufkirchen sehr viel zu bieten“, betont Stefan Beer. Doch vielen Menschen, insbesondere außerhalb der Gemeinde, sei das nur bedingt bewusst. Auch deshalb möchte man im Rathaus das Image des Orts aufpolieren. „Wir wollen eine stärkere Corporate Identity für Taufkirchen schaffen“, sagt der Bauamtsleiter.

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