Süddeutsche Zeitung

Taufkirchen:Heimatpfleger Blech

Michael Müller tritt in Taufkirchen das Erbe des verstorbenen Peter Seebauer an

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Gut ein Jahr nach dem Tod von Peter Seebauer bekommt die Gemeinde Taufkirchen wieder einen Heimatpfleger: Michael Müller wird das Amt offiziell am 1. Januar übernehmen, das hat der Gemeinderat beschlossen. Der 64-Jährige wird damit der dritte Heimatpfleger in Taufkirchen nach Ernst Kistler, dem Vater des Heimatmuseums im Wolfschneiderhof, und Peter Seebauer, der das gesellschaftliche Leben im Ort geprägt hat wie kaum ein anderer - als Mitgründer von VHS und Musikschule sowie langjähriger Gemeinderat.

Der gebürtige Taufkirchner war zudem ein wandelndes Lexikon in Sachen Ortsgeschichte. In diese Fußstapfen könne er allein von seinem persönlichen Hintergrund her nicht treten, sagt Müller, der aus Unterfranken stammt und seit 1998 in Taufkirchen lebt. Stattdessen wolle er als Heimatpfleger die Zusammenarbeit der Traditionsvereine wie der Feuerwehr, den Burschen und den Schützen fördern. "Das Ziel ist es, dass wir gemeinsam ein Netzwerk aufbauen", sagt Müller. Überdies wolle er das Heimatmuseum "zeitgemäß weiterentwickeln, sodass wir vielleicht neue Zielgruppen erschließen können". Den Wolfschneiderhof kennt Müller gut: Seit 2002 ist er Mitglied des Fördervereins und gehört auch dem Vorstand an.

Als Heimatpfleger wolle er künftig verstärkt in die Schulen gehen, um dort das Interesse der Kinder für die Ortsgeschichte zu wecken, sagt Müller. Zudem plane er verschiedene Projekte anzustoßen - auch unter dem Dach des Geschichtskreises, den er und knapp ein Dutzend Mitstreiter unlängst aus der Taufe gehoben haben. Die Gruppe will beispielsweise Interviews mit Senioren aus dem Ort führen, um deren Erinnerungen an das Taufkirchen der Nachkriegszeit zu erhalten. Für Geschichte habe er sich schon in jungen Jahren interessiert, erzählt er. Und nachdem er berufsbedingt öfters umziehen musste, habe er stets versucht, sich über die Wurzeln seines jeweiligen Wohnorts zu informieren - "auch, um mir den Ort zu erschließen".

Beruflich arbeitet Michael Müller seit rund 30 Jahren im Landratsamt, wo er einst persönlicher Referent der Landräte Heiner Janik und Johanna Rumschöttel war und aktuell das Referat für Personal und Organisation leitet - noch. Denn im Dezember geht er in den Ruhestand, weshalb er ein passendes Ehrenamt gesucht habe, sagt Müller. "Ich wollte mich nicht so stark binden, dass ich jede Woche an drei Abenden feste Termine habe." Stattdessen habe er eine Aufgabe gesucht, "bei der ich ein Stück weit entscheiden kann, wie viel Zeit ich investiere".

Auf Müllers Wunsch hin ist seine Amtszeit auf vier Jahre befristet - mit der Option auf Verlängerung. Auch als Heimatpfleger will der 64-Jährige den Bürgermeister und die Gemeinderäte aufs Korn nehmen - freilich nur an einem Tag im Jahr, wenn er beim Starkbieranstich als Ritter Blech von Hilprandingen die lokale Politprominenz derbleckt. "Ich habe schon überlegt, ob das zusammenpasst", sagt Müller. "Aber ich denke, dass es funktioniert, wenn man das klar voneinander trennt: Einmal im Jahr bin ich in der Rolle des Derbleckers - und ansonsten in der Rolle des Heimatpflegers."

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Quelle:
SZ vom 07.11.2019/SZ vom 27.05.2019
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