Taufkirchen:Drei Optionen für das Flüchtlingsheim

Taufkirchen: Die mögliche Unterbringung von Geflüchteten in Containern auf dem ehemaligen Tennisgelände am Postweg in Taufkirchen birgt viel Diskussionsstoff.

Die mögliche Unterbringung von Geflüchteten in Containern auf dem ehemaligen Tennisgelände am Postweg in Taufkirchen birgt viel Diskussionsstoff.

(Foto: Claus Schunk)

Neben den ehemaligen Tennisplätzen am Postweg sollen nun auch die Festwiese und ein Acker nahe der Realschule als mögliche Standorte für die Unterbringung von Schutzsuchenden geprüft werden.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Auf der Suche nach einem Standort für eine Flüchtlingsunterkunft nimmt der Taufkirchner Gemeinderat nun auch die Festwiese und ein Grundstück nahe der Realschule in den Blick - obwohl die ehemaligen Tennisplätze am Postweg weiter im Rennen bleiben. Diesen Beschluss hat das Gremium nach anderthalbstündiger Debatte in einer Sitzung am Donnerstagabend gefasst, die ein ungewohnt großes Publikum verfolgte. Tatsächlich treibt das Thema viele Menschen im Ort um, was auch die Resonanz auf eine Online-Petition gegen eine Flüchtlingsunterkunft am Postweg beweist, die bisher 1200 Menschen unterzeichnet haben.

Nicht zuletzt dieser Protest hatte die Fraktion der Freien Wähler (FW) dazu veranlasst, die Aufhebung eines Gemeinderatsbeschlusses vom Dezember zu fordern. Damals hatte sich das Gremium einstimmig für eine Container-Unterkunft mit bis zu 300 Betten auf den früheren Tennisplätzen am Postweg ausgesprochen. Zuständig für deren Bau und Betrieb ist das Landratsamt, das bei der Planung jedoch "grundsätzlich in engem Kontakt mit den Kommunen" stehe, wie eine Sprecherin der Behörde betonte. Die Prüfung des Standorts am Postweg läuft aktuell noch. Da überdies ein eklatanter Containermangel herrsche, habe das Landratsamt bisher keinen Vertrag mit dem Grundstücksbesitzer geschlossen, sagte Michael Lilienthal (FW). Dies gebe dem Gemeinderat die Chance, seine "falsche Entscheidung" vom Dezember aufheben und "das Rad der Geschichte zurückdrehen", sagte der Zweite Bürgermeister.

Dieser Teil des Antrags fand im Gremium eine einstimmige Mehrheit - anders als der Alternativvorschlag der Freien Wähler. Denn ihre Idee, die Container für Geflüchtete an der Karwendelstraße aufzustellen, lehnte das Gros der Gemeinderatsmitglieder ab. "Dieser Ort im Gewerbegebiet ist für eine Unterbringung von Menschen jeder Art nicht geeignet", betonte Gabi Zaglauer-Swoboda (Grüne). "Wenn man so etwas macht, ist das ein Armutszeugnis."

Untergebracht werden müssen nur noch 168 statt 300 Menschen

Große Zustimmung gab es dagegen für den Vorschlag, den Standort am Postweg weiterhin zu prüfen - zumal sich die Ausgangslage dort verändert hat, wie Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) berichtete. So wolle das Landratsamt nicht mehr 300 Menschen in einem dreistöckigen Gebäude unterbringen, sondern inzwischen sei von 168 Betten in einer zweigeschossigen Containeranlage die Rede. Dies sei eine "große Verbesserung", sagte David Grothe (Grüne). Er warb dafür, die Geflüchteten im Zentrum statt am Ortsrand unterzubringen, da der Kontakt mit Einheimischen die Integration erleichtere und Vorurteile abbaue.

Derweil brachte Herbert Heigl (SPD) als weitere Option das derzeit als Acker genutzte Grundstück nördlich des Realschulparkplatzes ins Spiel. Zwar gab Sander zu bedenken, dass dieses in direkter Nachbarschaft zu den Fertighäusern liege, wo bereits 350 Geflüchtete lebten. Jedoch sprach sich letztlich eine knappe Mehrheit im Gemeinderat dafür aus, auch dieses Areal als Standort für eine Flüchtlingsunterkunft vom Landratsamt prüfen zu lassen. Selbiges beschloss das Gremium für die Festwiese - unter der Prämisse, dass dort Veranstaltungen wie die Sonnwendfeier und der Zirkus weiterhin stattfinden können. Für diese Lösung hatte vor allem die CSU-Fraktion geworben, deren Sprecherin Hildegard Riedmaier mit Blick auf die frühere Traglufthalle an der Stelle betonte: "Dieser Standort ist erprobt, er ist nicht innerorts, aber ortsnah." Zudem sei die Infrastruktur dort gut und Schulen, Kitas sowie Einkaufsmöglichkeiten nahe.

Allseits gelobt wurde unterdessen die sachliche Debatte im Gemeinderat über das brisante Thema, die ganz im Gegensatz zu manch menschenverachtendem Statement in den Kommentaren zur Online-Petition stand. "Es muss möglich sein, über die Unterbringung von Flüchtlingen zu diskutieren und Meinungen auszutauschen", betonte Sander, "ohne dass irgendjemand sofort in die braune Ecke gestellt wird."

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