Taufkirchen:"Ende gut, alles gut"

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Altbürgermeister Hartmann Räther. (Foto: privat)

Hartmann Räther wird vom Taufkirchner Gemeinderat zum Altbürgermeister ernannt

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Die Beziehung von Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) zu einigen seiner Amtsvorgänger ist, vorsichtig ausgedrückt, nicht ganz reibungsfrei. Der eine, Walter Riedl (CSU), hat die Kommune kürzlich vor Gericht gezerrt; der andere, Eckhard Kalinowski (damals SPD, heute Freie Wähler), gehört im Gemeinderat zu den schärfsten Kritikern des Rathauschefs; und der dritte, Jörg Pötke (ILT), wirft der Verwaltung und vor allem deren Spitze regelmäßig per E-Mail Unfähigkeit und manch anderes vor. Umso mehr legt Sander Wert auf eine gute Beziehung zu seinem "Vorvorvorvorgänger" Hartmann Räther, der sich auf seine Initiative hin nunmehr Altbürgermeister nennen darf. Die Verleihung dieser Bezeichnung an den SPD-Rathauschef von 1990 bis 2002 hat der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung des Jahres mehrheitlich beschlossen.

In den zwei Amtsperioden des heute 80-Jährigen seien "die Infrastruktur und das Gesicht von Taufkirchen geprägt worden", sagte Sander in seiner Laudatio. Unter anderem seien in dieser Zeit der Sport- und Freizeitpark sowie die Gebäude von Volkshochschule und Nachbarschaftshilfe gebaut worden. Überdies wurde die Keltensiedlung entdeckt, was zur Errichtung des heutigen Keltenhauses führte. Doch auch an den Menschen Hartmann Räther erinnere man sich gerne, sagte der Bürgermeister, "als einen Manager, der im Hintergrund die Fäden gezogen und der sich um den Ort gekümmert hat". Geradlinig und verlässlich sei er gewesen - und sparsam: "Im Rathaus weiß man heute noch, dass die neuen Möbel die ausrangierten von der Firma Siemens waren."

Ganz ohne Sticheleien lief die Ehrung indes nicht ab. So merkte Michael Lilienthal von den Freien Wählern (FW) an, dass er zwar nichts dagegen habe, Hartmann Räther den Titel des Altbürgermeisters zu verleihen. "Aber die Frage an die SPD ist doch, warum es jetzt fast siebzehn Jahre gedauert hat, bis sie drauf gekommen ist, dass es eine gute Idee wäre, das zu tun." Bei Räthers Nachfolger Eckhard Kalinowski, der inzwischen für die Freien Wähler im Gemeinderat sitzt, "wurde das gleich in der nächsten Sitzung gemacht", sagte Lilienthal. "Das ist doch schon sehr merkwürdig, vor allem wenn da so altgediente Gemeinderäte sitzen wie in der SPD." Deren Vertreter wollten auf diese Attacke freilich nicht eingehen. Vielmehr lobte Matteo Dolce den Vorschlag und verwies darauf, dass Hartmann Räther erst unlängst zum ersten Ehrenmitglied des SPD-Ortsvereins ernannt worden sei.

Derweil hatte Edith Hirtreiter schon vor Sanders Laudatio erfolglos gefordert, die Verleihung in den nicht-öffentlichen Teil der Sitzung zu verlegen - bei Eckhard Kalinowski habe man das seinerzeit auch so gehandhabt, sagte die Fraktionschefin der Initiative Lebenswertes Taufkirchen (ILT). Ihre ILT stimmte hernach geschlossen gegen die Verleihung der Ehrenbezeichnung an Hartmann Räther, was dieser jedoch gelassen hinnahm. "Jetzt sind es fast siebzehn Jahre, und keiner weiß so richtig warum. Es waren damals ein paar dagegen, und es waren heute auch ein paar dagegen", sagte der frisch ernannte Altbürgermeister. Er wolle abschließend einen Spruch des damaligen Sowjet-Botschafters in der DDR, Pjotr Andrejewitsch Abrassimow, nach den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen bemühen, sagte der 80-Jährige: "Ende gut, alles gut."

Nachdem sich nun Hartmann Räther Altbürgermeister nennen darf, ist allen Rathauschefs, die in den vergangenen fünfzig Jahren gewählt wurden, diese Ehre zuteil geworden - bis auf einen: Jörg Pötke. Und anders als im Falle Räthers darf man davon ausgehen, dass sich Ullrich Sander kaum bemühen wird, dies zu ändern.

© SZ vom 15.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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