Süddeutsche Zeitung

Taufkirchen:Eine neue Baustelle

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Gemeinderat billigt trotz Kritik der Grünen neue Häuser am Heimgarten

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Geht es um das Bevölkerungswachstum in Taufkirchen, dann haben Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) und sein Vorgänger Jörg Pötke (damals Initiative Lebenswertes Taufkirchen, ILT) höchst unterschiedliche Auffassungen davon, was für den Ort "sehr verträglich" ist. Mit diesen Worten hat der Rathauschef unlängst im Gemeindejournal eine Steigerung der Einwohnerzahl von derzeit 18 000 auf 22 500 bis Mitte der Zwanzigerjahre bezeichnet. Ein solches Wachstum würde eintreten, so Sander, wenn alle anvisierten Bauflächen tatsächlich auch realisiert würden. Genau diese Pläne kritisiert Jörg Pötke als Ortsvorsitzender des Bundes Naturschutz in einer Pressemitteilung und warnt vor einer "Verstädterung mit Versiegelung von Freiflächen und Verkehrszunahmen auf dörflichen Durchgangsstraße in Breiten aus Zeiten der Pferdekutsche".

Der ehemalige Bürgermeister fordert den Gemeinderat daher auf, die geplanten Bauvorhaben im Ort zu überdenken. Die Chancen, dass es hier zu grundlegenden Änderungen kommt, sind freilich marginal. Vielmehr hat der Gemeinderat nun den Weg für ein weiteres Wohnbauprojekt geebnet, das sich jedoch im Vergleich zu den größeren Vorhaben - etwa am Riegerweg und an der Dorfstraße - kaum auf die Einwohnerentwicklung Taufkirchens auswirken wird. Und zwar geht es um jenes Grundstück südlich der Straße Am Heimgarten und östlich des Postwegs, wo zuletzt die provisorische Hütte des Burschenvereins stand. Dort möchte der Eigentümer der benachbarten Hofstelle einige Reihen- und Doppelhäuser errichten. Und hierfür hat der Gemeinderat jetzt die notwendige Aufstellung eines Bebauungsplans sowie die Änderung des Flächennutzungsplans beschlossen.

Für die Hofstelle gebe es bereits einen positiven Bauvorbescheid aus dem Jahr 2017, sagte Sander. Hier sollen die Bestandsgebäude abgerissen und durch Mehrfamilienhäuser samt Tiefgarage ersetzt werden. Nun gehe es um die westlich gelegene Freifläche, wo "vielleicht neun Gebäude" errichtet werden könnten, so der Bürgermeister. Kritik an den Plänen kam von den Grünen, deren Fraktionssprecher David Grothe es ablehnte, "eine weitere Baustelle in Taufkirchen aufzumachen - praktisch und metaphorisch". Er plädierte dafür, sich mehr Zeit zu lassen und diese zu nutzen, "um mehr Energie in die anderen Baustellen zu stecken, die wir haben". Auch Beatrice Brückmann von der Initiative Lebenswertes Taufkirchen (ILT) betonte: "Wir brauchen nicht noch mehr Wohnbebauung. Das ist wieder Natur, die da zerstört wird." Demgegenüber zeigte sich Peter Hofbauer (Freie Wähler) mit Blick auf das Bauvorhaben froh, "dass wir das endlich mal zum Abschluss bringen". Und auch Paul Haberl (CSU) betonte: "Wir begrüßen die Bebauung dieser Fläche, wir haben das lange genug durchgekaut." Mit Blick auf die Kritik an den zahlreichen Wohnbauvorhaben in Taufkirchen fügte Haberl hinzu: "Wir gehören nicht zu den Gemeinden, die in den letzten zwanzig Jahren überdurchschnittlich viel gebaut haben. Sondern wir haben unterdurchschnittlich wenig gebaut." Gegen drei Stimmen aus der Fraktion von Grünen und ILT beschloss der Gemeinderat, den Startschuss für die Aufstellung eines Bebauungsplans zu geben.

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Quelle:
SZ vom 14.04.2021
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