Taufkirchen:Ein guter Ort für letzte Fragen

Taufkirchen: Claus Blank und Ingeborg Röck (hinten) umrahmten den "Tag der Erinnerung" in der Taufkirchner Aussegnungshalle musikalisch und mit Texten.

Claus Blank und Ingeborg Röck (hinten) umrahmten den "Tag der Erinnerung" in der Taufkirchner Aussegnungshalle musikalisch und mit Texten.

(Foto: Claus Schunk)

Gemeinde und VHS greifen am "Tag der Erinnerung" auf dem Friedhof das Thema Tod und Begräbnis auf

Von Ljubo Herceg, Taufkirchen

"Sich zu erinnern, heißt nicht zu vergessen. Dafür ist der Friedhof ,Am Wald' ein guter Ort." So begründete Silvia Engelhardt die Entscheidung, diese ungewöhnliche Veranstaltung an diesem besonderen Ort auszurichten. Die Leiterin der Volkshochschule Taufkirchen (VHS) hatte mit der Gemeinde "Am Tag der Erinnerung" die Bürger auf den Friedhof eingeladen, um dort Fragen zu Begräbnissen, Bestattungsmöglichkeiten sowie zur Trauerbewältigung zu beantworten. Denn in Deutschland ist nicht alles erlaubt, was man so aus Filmen kennt.

Die Teilnehmer erfuhren bei einer Führung von Manuela Pauli, einer Mitarbeiterin aus der Friedhofsverwaltung, dass "die Plätze auf dem Grundstück bald erschöpft sein werden" und dass "Feuerbestattungen immer mehr zunehmen". Beim Gang über das Friedhofsgelände kam weiter zur Sprache, dass "in zwei der zwölf Abteilungen für Gräber besondere Vorschriften gelten, zum Beispiel, welche Grabsteine erlaubt sind und welche nicht." Was viele Bürger aber verblüffte, war, dass "ein Grabstein kein Muss ist".

Des weiteren wollten einige wissen, wo die anonymen Gräber sind. Doch Manuela Pauli konnte das nicht verraten: "Ansonsten wären diese ja nicht mehr anonym." Dafür gebe es aber den Gedenkstein bei den drei Urnenkreisen. Beim Stichwort Urnen kamen viele Fragen auf. Kein Wunder, denn "mehr als 50 Prozent entscheiden sich mittlerweile für Feuerbestattungen", klärte Ottilie Mayer von der Bestattungshilfe Riedl auf. Was viele aber nicht wussten: Urnenaushändigungen sind in Deutschland laut Gesetz nicht erlaubt. Genauso wenig dürfe man Asche verstreuen, ob im Meer oder irgendwo anders. Das gebe es im Film, aber in der Praxis nur in wenigen Ländern Europas und den USA. Dennoch sind Urnen beliebt, weil die Angehörigen zeitlich flexibel bleiben und Grabpflege entfällt; hilfreich, wenn die Verwandten nicht am Ort wohnen.

Besonders am Herzen lag Ottilie Mayer bei ihrem Vortrag die Bestattungsvorsorge, denn ein Begräbnis sei kostspielig und die Ausgaben träfen viele Familien unerwartet: So würden die Hinterbliebenen entlastet und "nicht überfordert, was die Wünsche oder Vorstellungen des Toten angeht". Die Friedhofsverwaltung und die Bestattungshilfe Riedl sind dabei aber jederzeit für jeden ansprechbar. Die Führung durch das Friedhofsgebäude, das es seit 45 Jahren gibt, erfuhr auch großes Interesse, da die Aussegnungshalle vor einem Jahr saniert wurde und neue Wirtschaftsräume dazukamen, die viele noch nicht kannten.

Den "Tag der Erinnerung" rundete ein Cello-Konzert von Claus Blank ab und eine Lesung von besinnlichen Texten durch Ingeborg Röck, die die Taufkirchner zum Nachdenken bewegten.

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