Taufkirchen:Der Vertreter ist eine Frau

Grüne beklagen Diskriminierung im Taufkirchner Gemeindeblatt

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Im Frühjahr konnten die Leserinnen und Leser im Taufkirchner Gemeindeblatt Wir informieren erfahren, dass die FDP einen "Vertreter" in den Gemeinderat entsendet. Gemeint war Maike Vatheuer-Seele, die neu in das Gremium gewählt worden war. Allein man habe annehmen müssen, dass die FDP-Frau "von ihrem Mandat zurückgetreten sei", schreibt die Grünen-Fraktion in einem Antrag ans Rathaus. Schließlich war im Gemeindeblatt von einem Vertreter und nicht etwa von einer Vertreterin die Rede. "Auch in den übrigen Texten des Wir Informieren wird meist nur die männliche Form verwendet", klagen die Grünen. Sie fordern daher eine "geschlechtersensible Kommunikation" in allen Veröffentlichungen der Gemeinde.

"Wenn die weibliche Form weggelassen wird, trifft man - unbewusst - eine Aussage", heißt es in der Begründung. "Denn Sprache transportiert Bilder, wie etwa das Bild eines rein männlich besetzten Gemeinderats. Es ist wichtig, dieses Bild zu korrigieren." Etliche bayerische Behörden hätten bereits eine geschlechtersensible Sprache eingeführt, etwa die Staatskanzlei und die Rathäuser in Augsburg, München und Regensburg. Ihnen solle sich Taufkirchen anschließen, fordern die Grünen. Konkret sieht der Antrag vor, dass sich das Rathaus um eine "diskriminierungsfreie Bildsprache" bemüht. Zudem sollen jegliche Texte in Formularen, amtlichen Veröffentlichungen, auf der Homepage und im Wir informieren in geschlechtersensibler Sprache formuliert werden. Beispielsweise wäre dann die rein männliche Form durch ein "Gemeinderätinnen und Gemeinderäte" oder "GemeinderätInnen" zu ersetzen.

Wäre es nach den Grünen gegangen, dann hätte sich der Gemeinderat noch in seiner Juli-Sitzung mit ihrem Antrag beschäftigt - man habe ihn auch fristgerecht eingereicht, betont die Fraktion. "Aus nicht verständlichen Gründen" habe das Rathaus entschieden, das Thema erst nach der Sommerpause zu behandeln. Diesen Beschluss habe sein Stellvertreter Michael Lilienthal (Freie Wähler) getroffen, während er im Urlaub war, erklärt Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei), der freilich von einer "sinnvollen Entscheidung" spricht. Schließlich handle es sich um ein Thema, "an dem sich die Geister scheiden" und über das der Gemeinderat "sicher länger diskutieren wird", so Sander. "Da ist es gut, wenn man sich im Vorfeld Gedanken machen und die Verwaltung die Voraussetzungen prüfen kann." Sander verweist beispielsweise darauf, "dass es ja nicht nur zwei Geschlechter gibt" - ein Aspekt, der in Taufkirchen schon einmal eine heiß geführte Debatte entfacht hat, als im vergangenen Jahr über Toiletten für das dritte Geschlecht in der neuen Grundschule diskutiert wurde.

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