Taufkirchen:Der Ex schmollt

Der frühere Bürgermeister Jörg Pötke schlägt Einladung seines Nachfolgers zum Neujahrsempfang aus

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Eine Gästeliste aufzustellen kann einem mitunter vor große Entscheidungsprobleme stellen. Wen muss man einladen, auch wenn man ihn eigentlich nicht leiden kann? Wen will man einladen, kann es aber nicht, weil dann andere beleidigt wären? Und wem muss man unbedingt ein persönliches Einladungsschreiben zukommen lassen, weil alles andere als Affront gewertet würde? Es bleibt schwierig, selbst wenn man endgültig festgelegt hat, wer am Büfett willkommen ist. Da geht es einem Bürgermeister, der seinen Neujahrsempfang plant, nicht anders als dem Hochzeitspaar. Richtig unangenehm wird es bei beiden Gastgebern, wenn der Ex sich einmischt.

Ullrich Sander, der von der CSU unterstützte parteifreie Rathauschef in Taufkirchen, hat nach seiner Wahl vor bald sechs Jahren eine besondere Gemengelage vorgefunden, was seine Vorgänger in der Gemeinde betrifft. Nicht nur ein ehemaliger Bürgermeister taucht immer wieder auf, sondern gleich mehrere. Sei es als anstrengendes Gemeinderatsmitglied, als Kläger vor Gericht, als Gründer einer neuen politischen Gruppierung oder als emsiger Mail-Schreiber an seine Verwaltung. Sander ist selten erfreut über solche Zusammentreffen. Als er kürzlich seine Einladungen für den Neujahrsempfang Ende Januar in die Kuverts steckte, wird er sicherlich nicht bei jedem Adressaten mit Vorfreude daran gedacht haben, dass er ihm schon bald im Foyer des Kultur- und Bildungszentrums die Hand schütteln und ein frohes neues Jahr wünschen darf. Denn zu den Eingeladenen zählt - für diesen einigermaßen überraschend - in diesem Jahr auch sein unmittelbarer Vorgänger Jörg Pötke von der ILT.

Der traute offenbar seinen Augen nicht, als er den Brief aus dem Rathaus öffnete. Schließlich sind er und sein Nachfolger sich nicht unbedingt grün. Und nicht selten wirft Pötke Sander vor, seine diversen Anfragen per E-Mail an die Verwaltungsmitarbeiter per Spam-Filter abzufangen. Jedenfalls war Pötke über die "verblüffende Einladung", wie er schreibt, offenbar so erschrocken, dass er sie umgehend "retournierte". Ein analoger Spam-Filter im Pötkschen Hausbriefkasten quasi. Allerdings mit umfangreicher persönlicher Erläuterung der Annahmeverweigerung. So schreibt Pötke an den sehr geehrten Herrn Sander: "Bei dieser erstmaligen Wertschätzung muss es sich um einen Irrläufer handeln." Denn an der Diskriminierung, seine Bürger- und Vereinsmails an Rathausbeschäftigte abzufangen, habe sich seines Wissens nichts geändert.

Vor allem wunderte sich der ehemalige Bürgermeister, dass die Einladung nicht etwa an den Bund Naturschutz gegangen war, dessen Vorsitzender er inzwischen wieder ist, sondern an ihn persönlich, "sogar mit fett gedrucktem Verbot der Übertragbarkeit", wie Pötke feststellte. Vielleicht ist Sander aber auch im Wahljahr so milde gestimmt, dass er nicht davor zurückschreckt, selbst jenen Ex auf die Gästeliste zu setzen, der aus der Einladung gleich eine Staatsaffäre macht.

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