Taufkirchen:Bretter vorm Kopf

Taufkirchen, Am Mitterfeld, Nelkenweg, Maschendraht und Hecken sollen Holzzäunen weichen

Bisher waren nur Maschendraht und Hecken erlaubt am Mitterfeld - und eigentlich auch keine Thujen.

(Foto: Angelika Bardehle)

Im Taufkirchner Wohngebiet Mitterfeld sind künftig zwei Meter hohe Zäune erlaubt. Manche fürchten Schlimmes

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Maschendraht mit grünem Plastiküberzug an eisernen Rundrohrstützen ist nicht jedermanns Geschmack. So viel steht fest. Auch wenn oder gerade weil sich der Taufkirchner Gemeinderat anno 1983 bei den Vorgaben zur Einfriedung der Grundstücke "Im Mitterfeld" darauf verständigt hatte, dass diese einzig akzeptierten Zäune mit Hecken zu hinterpflanzen sind, regt sich seit geraumer Zeit eine gewisse Unzufriedenheit über Carpinus betalus und Acer campestre entlang der Vorgartengrenzen. Denn während die Taufkirchner in den benachbarten Wohnquartieren in Abgrenzungsfragen munter ihren Geschmacksneigungen nachkommen können und etwa mit Holzzäunen klotzen dürfen, sind die Leute im Mitterfeld bislang auf Hainbuche und Feldahorn festgelegt.

Doch diese Vorschrift ist nun Vergangenheit. Der Bauausschuss hat sich nach intensiven Beratungen - mit knapper Mehrheit zwar - dazu entschlossen, den Bürgern auch hier freie Wahl zwischen Holz, Stein, Draht und Hecke zu lassen. Ganz wie es beliebt und wie es die Bayerische Bauordnung zulässt. Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) findet: "Das ist im Interesse der Freiheit des Bürgerwillens ein guter Beschluss." Das sieht in dem Gremium nicht jeder so. Mancher ahnt Fürchterliches, wenn man den Bürgern hier freie Hand lässt.

Das Thema beschäftigte die Gremien schon länger. Im Januar hatte der Bauausschuss bereits in einer Vorbesprechung den Antrag eines Anwohners aus dem Nelkenweg kritisiert, der statt der Hecke einen 1,80 Meter hohen Steinzaun haben wollte. Er ist damit keineswegs auf Wohlwollen gestoßen. Allenfalls einen Zaun aus naturnahen Materialen wie Holz konnte man sich vorstellen. Doch den lehnte der Ausschuss schließlich auch ab.

Dann aber folgte die Kehrtwende im Gemeinderat. Der hat sich im März dazu durchgerungen, den Bebauungsplan zu ändern, und trug dem Bauausschuss auf, sich Gedanken über zukünftige Gestaltungsvorgaben zu machen. Dass es bei Maschendraht plus Hecke bleiben könnte, wie es die Grünen am liebsten gesehen hätten, daran war also gar nicht mehr zu denken. Allein Höhe und Material standen noch zur Diskussion. Und klar wurde: Beim Gedanken an zwei Meter hohe Holzzäune, wie sie die Bayerische Bauordnung zulässt, kommt weiterhin manch einem das Grausen. "Ich verstehe ja, dass die Hecke ins Grundstück wächst, aber bei einer zwei Meter hohen Bretterwand habe ich Bammel", sagte SPD-Fraktionsvorsitzende Rosi Weber. "Überall beklagen sich die Leute, dass sie vereinsamen und dann schotten sie sich ab", meinte sie. "Grünwalder Optik" aber will auch der Bürgermeister nicht, und so wurden diverse Höhenvorschläge durchgesprochen, von 1,80 Meter über 1,60 Meter und auch 1,63 Meter - so groß ist Gemeinderätin Gabriele Zaglauer-Swoboda. Die Grüne will aber noch immer gar keine Zäune, weil sie Hecken viel ökologischer findet. Wenigstens den Durchschlupf für Kleintiere konnte sie durchsetzen. Was die von der Mehrheit genehmigten Zäune betraf, gab sie sich eher leidenschaftslos: "Wir sind kein Gremium für Geschmacksfragen", meinte sie, "wenn einer einen Zaun mit rosa Schnörkeln wie Cinderella möchte, soll er den haben." In Zukunft auch zwei Meter hoch, denn schließlich folgte das Gremium dem Antrag von Michael Lilienthal, von der Bayerischen Bauordnung nicht abzuweichen.

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