Ortsgestaltung:Taufkirchen will sein Bahnhofsviertel herausputzen

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Das Bahnhofsgebäude ist sanierungsbedürftig. (Foto: Claus Schunk)

Mit einem Architektenwettbewerb will die Gemeinde eine „gesamtheitliche Neuordnung“ des Areals östlich der Gleise erreichen. Die dafür nötigen Grundstücke hat sie bereits erworben.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Wer mit der S-Bahn am Taufkirchner Bahnhof ankommt, dem bietet sich – vorsichtig gesagt – kein besonders einladendes Bild. So geht es auf der Ostseite der Gleise zunächst an einem sanierungsbedürftigen Empfangsgebäude vorbei, ehe man auf einem zubetonierten Parkplatz vor lauter Autos steht, an denen sich Linienbusse vorbeizwängen. Dazu ragen im Hintergrund triste Gewerbehallen in die Höhe; ausreichend Platz für Fußgänger und Radfahrerinnen sucht man hier ebenso vergeblich wie etwas Grün oder auch nur einen Anflug von Ortsgestaltung, die zum Verweilen einladen würde.

Doch all das soll sich ändern – wenn es nach der Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs geht, den der Gemeinderat einstimmig auf den Weg gebracht hat. Demnach ist eine „gesamtheitliche Neuordnung“ des Areals östlich der Gleise geplant, wo die Gemeinde in den vergangenen Jahren peu à peu Flächen erworben hat. Das Ziel sei eine „Belebung des Bahnhofsvorplatzes und eine hohe Aufenthaltsqualität“.

Hierzu soll nicht nur ein neues Parkhaus gebaut werden, das den derzeitigen Parkplatz ersetzt, sondern in der Ausschreibung ist auch von einer öffentlichen WC-Anlage sowie weiteren Gebäuden die Rede – mit Flächen für Büros, Arztpraxen und Geschäften im Erdgeschoss. Und nicht zuletzt soll die Gemeindebücherei, die aktuell im Ritter-Hilprand-Hof beheimatet ist, an den Bahnhofsvorplatz umziehen und „dafür sorgen, dass dieser durch Publikumsverkehr zusätzlich belebt wird“. Bauamtsleiter Stefan Beer zufolge stünden der Einrichtung an dem neuen Standort 20 Prozent mehr Fläche zur Verfügung. In den bisherigen Büchereiräumen könnte das gegenüberliegende Rathaus erweitert werden.

Auch auf die bislang unzureichende Erschließung des Bahnhofs geht der Architektenwettbewerb ein. So soll die Straße Am Bahnsteig umgebaut, erweitert und zur Durchgangsstraße werden. Hierzu ist vorgesehen, eine Verbindung zur Waldstraße und weiter zum Oberweg zu schaffen. Auf diesem Wege, so heißt es in der Ausschreibung, könnten auch die südlich gelegenen Kegelfelder erschlossen werden. Allerdings sei dies „derzeit noch nicht im Detail geplant“.

Auf der anderen Seite der Gleise soll das neue "Quartier am Bahnhof" entstehen. (Foto: Visualisierung: Planungsbüro Steidle)

Unterdessen ist ein weiteres Ziel des Vorhabens, neben der Unterführung eine Fußgängerbrücke über die Gleise zu errichten. Diese ist nicht zuletzt auch für die Planungen auf der anderen Seite der Gleise nötig. Denn dort will die Gemeinde auf einer Fläche von 12,6 Hektar ein modernes Viertel mit Gewerbe, Geschäften, Wohnungen und Freiflächen entwickeln – das sogenannte „Quartier am Bahnhof“.

Allein um hier „in einem Guss zu arbeiten“, sei der Architektenwettbewerb sinnvoll, sagt der von der CSU gestützte parteilose Bürgermeister Ullrich Sander. Wiewohl der Rathauschef nur zu gut weiß, dass mit einer Umsetzung der Ergebnisse, wenn überhaupt, erst in etlichen Jahren zu rechnen ist. Schließlich ist die Gemeinde knapp bei Kasse, weshalb David Grothe (Grüne) provokant fragte: „Warum steht das auf der Tagesordnung, wenn wir es uns nicht leisten können? Besteht nicht eine gewisse Gefahr, dass die Pläne für die Tonne sind?“

Für die Sanierung der alten Bahnhofsgebäude winken staatliche Zuschüsse

Dagegen verwies Herbert Heigl (SPD) darauf, dass die Gemeinde von den Kosten für den städtebaulichen Wettbewerb in Höhe von 125 000 Euro aufgrund von Zuschüssen lediglich 50 000 Euro übernehmen müsse. „Ich glaube, dass der Mehrwert an Informationen und Planung das wert ist“, befand Heigl. Und auch Peter Hofbauer (Freie Wähler) betonte: „Dieses Konzept dient in erster Linie dazu, dass wir uns an anderer Stelle nichts verbauen.“

Bis September können Architekten im Rahmen des Wettbewerbs Vorschläge für das Gebiet „Bahnhof Ost“ einreichen; das Preisgericht entscheidet Anfang Oktober. Etwa zu dieser Zeit sollen auf der Ostseite des Bahnhofs auch die Bagger anrollen – jedoch nicht etwa um die Ergebnisse des Wettbewerbs umzusetzen. Vielmehr werden in einem ersten Schritt die beiden denkmalgeschützten Nebengebäude des Bahnhofs für circa 500 000 Euro saniert. Dort sollen künftig ein Obststand sowie ein kleines Bistro unterkommen. Im kommenden Jahr ist dann die Sanierung des Hauptgebäudes geplant, die laut Bauamtsleiter Beer auf 2,2 Millionen Euro taxiert ist. In beiden Fällen könne die Gemeinde jedoch mit staatlichen Zuschüssen in Höhe von 60 Prozent der förderfähigen Kosten rechnen.

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