Taufkirchen:Auf der Suche nach den Wurzeln

Freunde des Wolfschneiderhofs gründen Geschichtsverein

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Dass Michael Müller ein profunder Kenner des Taufkirchener Zeitgeschehens ist, beweist er alljährlich beim Starkbieranstich des Fördervereins Freunde des Wolfschneiderhofs, wenn er als Ritter Blech von Hilprandingen die lokale Politprominenz derbleckt. Abseits dieses Spektakels begeistert sich der 64-Jährige jedoch eher für die Vergangenheit seiner Wahlheimat - und dieses Interesse möchte er nun mit anderen teilen. So wollen Müller und einige weitere Mitstreiter unter dem Dach des Fördervereins einen Geschichtskreis gründen, der sich mit der Historie von Taufkirchen beschäftigt.

Ein erstes Treffen findet an diesem Sonntag um 14 Uhr im Stadl des Wolfschneiderhofs statt. Willkommen sind "alle interessierten Bürger, die sich gerne mit der Geschichte ihrer Heimat beschäftigen und dies im Kreis Gleichgesinnter tun möchten", heißt es in der Einladung.

Der Geschichtskreis solle kein reiner Stammtisch für Hobby-Historiker werden, sagt Müller. "Die Idee ist, dass wir uns in Arbeitsgruppen bestimmte Themenschwerpunkte vornehmen." Weder gebe es fixe Termine noch müssten die Teilnehmer Mitglied im Förderverein sein. "Wir versuchen damit einer Entwicklung Rechnung zu tragen, dass sich immer weniger Menschen in Parteien oder Vereinen engagieren, sondern lieber für ein konkretes Projekt in einem bestimmten Zeitraum." An Themenideen für den Geschichtskreis mangele es nicht, sagt Müller. Beispielsweise könnte man sich das umfangreiche Archivmaterial vornehmen, das aktuell im Bauhof lagert. Oder den keltischen Wurzeln der Gemeinde nachspüren. Oder sich kritisch mit der Entwicklung Taufkirchens nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigen. "Wir sind auch offen für weitere Themen", betont der Initiator. "Alle Teilnehmer können ihre Ideen einbringen." Die Rechercheergebnisse sollen auf der Webseite des Vereins oder der Gemeinde veröffentlicht werden.

Das Treffen am Sonntag stellt einen zweiten Anlauf dar, nachdem der Förderverein vor einigen Jahren schon mal einen Geschichtskreis aus der Taufe heben wollte. "Doch damals kam keine ausreichende Resonanz und das ist schnell wieder eingeschlafen", erinnert sich Müller. Inzwischen aber habe er vielerorts in Taufkirchen "ein verstärktes Interesse an Heimatgeschichte" bemerkt. Unter anderem mache sich die Arbeit des Fördervereins bezahlt, der das Heimatmuseum im Wolfschneiderhof betreibt. "Zu uns kommen viele Schulklassen und Kinder", sagt Müller. "Und die bringen dann ihre Eltern ins Museum." Auch der starke Zuzug führe dazu, dass sich immer mehr Einwohner für die Geschichte ihrer Gemeinde interessieren. "Viele, die hier keine Wurzeln haben, wollen die Wurzeln ihrer Heimat kennenlernen", so Müller.

Übergeordnetes Ziel des Geschichtskreises sollen die Förderung der Heimatpflege und das Bewahren der Heimatgeschichte sein, sagt der 64-Jährige, der beruflich das Referat für Personal und Organisation im Landratsamt leitet. "Es gibt immer weniger Taufkirchener, die noch von den Verhältnissen in der Nachkriegszeit erzählen können", sagt Müller. Ihre Erinnerungen festzuhalten, sei auch ein Ziel des 2018 verstorbenen Heimatpflegers Peter Seebauer gewesen. Und ganz in dessen Geiste, hofft Initiator Müller, solle sich nun der Geschichtskreis der Historie von Taufkirchen annehmen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: