Süddeutsche Zeitung

Taufkirchen:Angst vor neuen Kiesgruben

Anfrage beunruhigt Gemeinderäte

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

In Höhenkirchen-Siegertsbrunn tobt seit Monaten eine hitzige Debatte rund um eine geplante Kiesgrube im Ort. Nun zeichnet sich zehn Kilometer weiter westlich in der Gemeinde Taufkirchen eine ähnliche Diskussion ab. Im dortigen Rathaus ist eine Anfrage zum Abbau von Kies eingegangen, die im Bauausschuss des Gemeinderats Erstaunen ausgelöst hat - und Entsetzen.

Konkret geht es um ein zurzeit als Acker genutztes Grundstück an der Tegernseer Landstraße zwischen dem Laubharthof und der Autobahnauffahrt zur A 995. Mit einem einstimmigen Votum hat der Ausschuss einen Kiesabbau dort abgelehnt. Zudem soll geprüft werden, welche Möglichkeiten die Gemeinde hat, die Pläne zu stoppen. Denn die Entscheidung über einen Antrag zum Kiesabbau trifft nicht die jeweilige Kommune, sondern das Landratsamt. Und da es sich hierbei laut Baugesetzbuch um ein privilegiertes Vorhaben handelt, muss dieses im Außenbereich eines Orts genehmigt werden - sofern nicht schwerwiegende Gründe wie die Nähe zur Wohnbebauung, der Wasser- oder Naturschutz dagegen sprechen.

"Ich befürchte, dass wir dort - wenn es Spitz auf Knopf käme - ganz wenig Chancen hätten", sagte CSU-Gemeinderat Thomas Vieweg und verwies dabei auch auf die Erfahrungen der umliegenden Gemeinden. Er selbst lehne die Pläne ab, sagte Vieweg. "Das ganze Gebiet dort ist ein Naherholungsgebiet für viele Menschen. Es wäre schlimm, wenn da mittendrin ein eingezäuntes Grundstück wäre und die Lkw umeinanderfahren würden."

Bürgermeister Ullrich Sander (parteilos) wies darauf hin, dass an mehreren Stellen in der Gemeinde bereits Kies abgebaut werde. Überdies gebe es südlich der Autobahn noch circa 80 Hektar Fläche, die für den Kiesabbau ausgewiesen, aber noch nicht ausgekiest seien, betonte Paul Haberl (CSU). "Wenn wir schon - als eine von wenigen Gemeinden - Vorrangflächen für den Kiesabbau haben, dann ist es nicht notwendig, andere Flächen hierfür zu nutzen."

Mit Blick auf die bestehenden Kiesgruben in Taufkirchen sagte Alfred Widmann (SPD): "Ich erschrecke jedes Mal, wenn ich sehe, wie viele offene Flächen wir schon haben." Er sei daher strikt dagegen, dass an dieser Stelle eine weitere hinzukomme. Im Gegensatz zu anderen Kiesgruben wäre dieser Standort auch in der Nähe der Wohnbebauung, gab die Grüne Gabi Zaglauer-Swoboda zu bedenken. Und Peter Hofbauer von den Freien Wählern warnte: "Es muss jedem klar sein, dass es - wenn das genehmigt wird - nicht bei dieser einen Fläche bleiben wird." Er drängt darauf, möglichst bald einen ablehnenden Gemeinderatsbeschluss zu fassen - auch, wenn es sich aktuell noch nicht um einen konkreten Antrag auf Kiesabbau handle. "Die Anfrage läuft nicht nur bei uns", betonte Hofbauer, "sondern im Landratsamt ist sie auch schon".

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Quelle:
SZ vom 04.03.2021
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