Taufkirchen:Ambitionierter Generalangriff auf die Sinne

Der Ritter-Hilprand-Hof will künftig neben Kultur- auch Kongresszentrum sein und mit neuer Gastronomie verführen

Von Udo Watter, Taufkirchen

Zu den beliebtesten Zitaten aus dem Film "Der Schuh des Manitu" gehört der elementare Stoßseufzer von Ranger (Christian Tramitz), als er sich mal wieder gefesselt neben seinem Blutsbruder Abahachi (Bully Herbig) am Marterpfahl wiederfindet: "Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden." Wer hingegen mit der Gesamtsituation richtig zufrieden sein will, für den müssen alle Details stimmen, muss jeder Teilaspekt ins große Ganze münden. Das quasi ganzheitliche Konzept, das die Verantwortlichen im Ritter-Hilprand-Hof alias Kultur& Kongress Zentrum Taufkirchen (Kuz) verfolgen, ist eine Art Generalangriff auf die Sinne. Neben einem umfangreichen und qualitätvollen Kulturprogramm soll der Besucher in dem Gebäude am Köglweg 5 ein ansprechendes Ambiente und die bühnentechnischen Voraussetzungen für einen schönen Abend vorfinden - und neben Augen und Ohren soll auch der Gaumen die Chance auf veritable Verwöhnung haben.

Sebastian und Ferdinand Zinner heißen die neuen Wirtsleute im Ritter-Hilprand-Hof, auf die neben dem Betrieb der gerade im Umbau befindlichen Gaststätte die Herausforderung wartet, bei den Veranstaltungen dort eine angemessene Bewirtung anzubieten. "Wenn du nicht hundert Prozent davon überzeugt bist, dann schaffst du es nicht", sagt Sebastian Zinner, der Großhandelskaufmann ist und als Koch unter anderem im renommierten "Lenbach" ausgebildet wurde. Der 27-Jährige und sein Bruder Ferdinand, 21, der Hotelfachmann ist, wollen mit einer Mischung aus Bodenständigkeit und Innovation überzeugen. Zupass kommt den beiden, die unter anderem auf Catering spezialisiert sind und die Walter-Klingenbeck-Realschule Taufkirchen sowie das Gymnasium Grünwald versorgen, die (personelle) Gesamtsituation: "Wir arbeiten mit zwei Vollprofis zusammen", sagt Sebastian Zinner. Gemeint sind Michael Blume, Leiter des Kultur & Kongress Zentrums und der neue dortige Marketing-Leiter Markus Bauer, die im Gegenzug große Stücke auf die Zinners halten: "Wir können hier viele Synergien nutzen", sagt Bauer.

Taufkirchen: Im Restaurant-Bereich ist noch Einiges zu tun. Bauleiter Julian Siebach, Wirt Sebastian Zinner und Michael Blume (v. l.) begutachten die Pläne.

Im Restaurant-Bereich ist noch Einiges zu tun. Bauleiter Julian Siebach, Wirt Sebastian Zinner und Michael Blume (v. l.) begutachten die Pläne.

(Foto: Claus Schunk)

In jedem Fall tut sich im und rund ums Gebäude eine ganze Menge. Wie der neue Namenszusatz andeutet, will man sich verstärkt als Kongresszentrum etablieren: Firmenfeiern, Workshops oder Tagungen sollen hier regelmäßig statt finden. Gerade ist hierzu auch eine neue Image-Broschüre erschienen. Die eigentliche Kultursaison startet am 19. September mit dem Konzert von Wolfgang Ambros und dem Auftritt von Django Asül am 20. September und bis dahin soll auch der umfangreiche, von der Gemeinde finanzierte Umbau des Gastronomiebereichs abgeschlossen sein. Im Moment werkeln hier noch zahlreiche Bauarbeiter, legen Leitungen, verlegen Böden, installieren Belüftungen, schleifen, und streichen. Das Wirtshaus wird ein neues Gesicht haben - der gut 200 Quadratmeter große Gastbereich mit knapp 100 Sitzplätzen soll eine Kombination aus bayerisch und modern-reduziert sein mit viel Eichenholz, offener Theke und lichtem Ambiente. Das kulinarische Angebot reicht von günstigeren Klassikern wie Schweinsbraten oder Wollwürste bis zum exquisiteren argentinischem Steak. Der regionale Aspekt spielt eine zentrale Rolle, ob beim Bier, das nun von einer Privatbrauerei aus dem Landkreis geliefert, wird oder beim Bäcker. "Ich bin mir sicher, dass wir viele Leute überzeugen können", erklärt Blume. Das von ihm konzipierte Kulturprogramm trägt in gewisser Weise dem Sujet "Essenskultur" auch Rechnung, als es Veranstaltungen wie "Schokoladenzauber" mit einem ausgefallenen Schoko-Menü beinhaltet (3. Dezember) oder erstmals seit langer Zeit wieder eine Silvester-Gala inklusive Show-Ballett und Menü/Buffet.

Generell ist es ein ambitioniertes Ziel, das sich Blume und Co auf die Fahnen geschrieben haben: Das Kultur & Kongresszentrum als Veranstaltungsort, als "Eventlocation" oder Tagungsort neu und weiter zu etablieren, das Kulturprogramm auszubauen und dabei mit neuem gastronomischen Konzept zu locken. Interessant dürfte auch sein, ob die Taufkirchner vom neuen Charakter ihres Kulturzentrums mit allen Facetten so angetan sind - wie von den Verantwortlichen erhofft. Und ob der Ort seine angestrebte Doppelfunktion als Herz der Gemeinde wie auch als Anziehungspunkt für Besucher und Firmen von außerhalb erfüllen kann.

Taufkirchen: Zum Saisonbeginn am nächsten Wochenende sollten die Umbauarbeiten beendet sein.

Zum Saisonbeginn am nächsten Wochenende sollten die Umbauarbeiten beendet sein.

(Foto: Claus Schunk)

Die Gemeinde, die viel in die Umgestaltung des Kuz investiert hat, unterstützt mehrheitlich die ehrgeizigen Ziele, allen voran Bürgermeister Ullrich Sander - auch wenn es Kritiker gibt. Von denen will sich Dynamiker Blume, der als früherer Miteigentümer einer Konzertagentur und als Geschäftsführer diverser Münchner Kulturinstitutionen viel professionelle Erfahrung hat, nicht irritieren lassen. Aber auch er weiß: Damit ihn die Gesamtsituation so richtig zufrieden stellt, "müssen wir alle Vollgas geben".

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