Tarifreform:Landrat verteidigt neue Ticketpreise

Fahrschein per Smartphone in München, 2013

Ob mit Handyticket oder analog - durch die Tarifreform wird es für die einen billiger, die anderen teurer.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Kreistag debattiert in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause kontrovers über die MVV-Tarifreform

Von Stefan Galler, Unterschleißheim

Landrat Christoph Göbel (CSU) hat die wachsende Kritik aus dem Landkreis an der MVV-Tarifreform zurückgewiesen und diese als vor allem "politisch motiviert" bezeichnet. Bei der letzten Sitzung des Kreistags vor der Sommerpause am Montag in Unterschleißheim verteidigte der Landrat die Reform gegen Vorhaltungen aus dem Gremium und den Nordgemeinden des Landkreises. Unterschleißheim, Sauerlach und Schäftlarn-Ebenhausen seien die einzigen Kommunen, in denen Monatskarten-Abonnenten keine Preisvorteile hätten. "Und die liegen nicht alle im Norden. Wir sind ein Landkreis, nicht Süden, Norden, Osten und Westen."

Anders als der Münchner Stadtrat, der nächste Woche über die Tarifreform befindet und ihr aller Voraussicht nach zustimmen dürfte, wird sich der Kreistag erst im Herbst förmlich mit den Tarifänderungen befassen. Unter dem Punkt "Verschiedenes" mündete die Sitzung am Montag im Unterschleißheimer Bürgerhaus aber bereits in eine erste Debatte über die neuen Ticketpreise. Dabei wurde deutlich: Die anstehende Entscheidung erhitzt die Gemüter. Vor allem Kreisräte aus den Nordgemeinden äußerten ihren Unmut. Sie sehen ihre Kommunen benachteiligt, weil diese nicht alle wie erhofft von den Veränderungen profitieren werden. Ismanings Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) machte seinem Ärger vernehmlich Luft: "Wir haben im Gemeinderat einstimmig beschlossen, dass durch die Tarifreform alle Landkreisgemeinden in den Innenbereich kommen müssen. Dieses Ziel haben wir nicht erreicht."

Sein Unterschleißheimer Amts- und Parteikollege Christoph Böck ergänzte, die Reform werde in der vorliegenden Fassung keine Zustimmung durch die Stadt Unterschleißheim erhalten. Greulich betonte, dass der Norden des Landkreises die mit Abstand größte Verkehrslast zu tragen habe: "Fast alle Einpendler kommen aus dem Norden, viele auch aus dem Osten." Die B 471 sei nicht mehr aufnahmefähig, die Kreisstraße M 3 und die Autobahnausfahrten Garching seien es ebenfalls nicht. Deshalb müsse man Druck aufbauen, um den öffentlichen Personennahverkehr zu stärken. Er habe von der bayerischen Verkehrsministerin Ilse Aigner (CSU) Signale erhalten, wonach durchaus noch Veränderungen möglich seien.

Der Landrat machte den Kreisräten nicht allzu viel Hoffnung: "Die Gesellschafterversammlung geht davon aus, dass die Gremien zustimmen und nicht, dass sie verändert zustimmen." Überhaupt hätten die Verbundlandkreise kein Vetorecht: "Das steht nur dem Freistaat und der Landeshauptstadt zu", sagte Göbel. Drei Jahre lang haben der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV), der Freistaat Bayern, die Landeshauptstadt München und die Verbundlandkreise München, Bad Tölz-Wolfratshausen, Dachau, Ebersberg, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck und Starnberg an der MVV-Tarifreform gearbeitet. Nun geht das Projekt in die Endphase. In Kraft treten soll die Reform am 9. Juni 2019.

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