Tarifkonflikt im Nahverkehr:Zumindest ein Gespräch

An diesem Mittwoch treffen sie aufeinander: Lokführer und Arbeitgeber versuchen, den festgefahrenen Tarifkonflikt im Nahverkehr zu lösen. Welche Szenarien denkbar sind.

M. Völklein

Am Mittwoch um 14 Uhr treffen sie aufeinander. Der Vize-Chef des Gewerkschaftsverbands dbb Tarifunion, Willi Russ, und der Verhandlungsführer der kommunalen Arbeitgeber, Reinhard Büttner, setzen sich in München zu einem Gespräch zusammen. Sie wollen versuchen, den festgefahrenen Tarifkonflikt im Nahverkehr zu lösen. Der Ausgang ist völlig offen. Drei mögliche Szenarien sind denkbar:

Streik im öffentlichen Nahverkehr

Hält der MVG an seinem Notfallfahrplan fest? An diesem Mittwoch könnte eine Entscheidung fallen.

(Foto: dpa)

Szenario 1: Verständigung

Beide Seiten beharren bislang auf ihren Positionen. Russ will Arbeitszeitverbesserungen für die Fahrer, die in der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) organisiert sind; Büttner lehnt das ab. Er hat bereits einen Tarifvertrag mit der Konkurrenzgewerkschaft Verdi unterschrieben. Mehr gibt es nicht, sagt Büttner. Möglich wäre daher nur eine Lösung, die eher kosmetischer Natur wäre - also zum Beispiel Zusagen der Arbeitgeber, die Dienstpläne anders zu gestalten. Eine solche Lösung würde die Verkehrsbetriebe unterm Strich nicht viel mehr Geld kosten. Ob sich die GDL-Funktionäre darauf aber einlassen, darf man bezweifeln.

Szenario 2: Verschärfung

Die Gewerkschafter haben bei ihren Fahrern enorme Erwartungen geweckt. "Daher kann das Gespräch vielleicht auch ganz schnell zu Ende sein", sagt eine mit den Verhandlungen vertraute Person. Nämlich dann, wenn beide Seiten sich partout nicht bewegen wollen. Dann dürfte Russ mit seiner GDL-Delegation das Gespräch relativ rasch abbrechen - und erneut die Fahrer zum Streik bitten. Für die Fahrgäste würde das die tägliche Nervenbelastung verlängern: Der Notfahrplan, der seit fast zwei Wochen in München gilt, würde damit weiterhin in Kraft bleiben.

Szenario 3: Verzögerung

Möglich ist auch, dass sich beide Seiten zunächst auf ein weiteres Gespräch einigen - um sich so peu à peu anzunähern. Die spannende Frage wird dann sein, ob Russ den Streik zumindest befristet aussetzt. Im Gegenzug wäre denkbar, dass die Arbeitgeber ihren Notfahrplan zumindest für eine Übergangszeit aufheben und zum regulären Betrieb zurückkehren. Es könnte aber einfach so ausgehen: Man vertagt sich, die Gewerkschaft hält ihre Streikdrohung aufrecht, der Notfahrplan gilt weiterhin. Und das vielleicht über Wochen.

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