Tag des offenen Denkmals:Alter Heuboden mit neuem Dach

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Im Jahr 1900 baute der damalige Bürgermeister von Unterföhring, Josef Gloo, sich ein Bauernhaus. Am Tag des offenen Denkmals kann man sehen, wie es von seinen Nachkommen erhalten wird

Von Gudrun Passarge, Unterföhring

Josef Gloo muss ein fortschrittlicher Mann gewesen sein. Das Haus, das sich der damalige Bürgermeister von Unterföhring 1900 an die Münchner Straße stellte, war durchaus repräsentabel. Gebogene Glasscheiben, zum Teil mit bunten Blumenmustern, barockisierender Stuck, und ein gebustes Kreuzgratgewölbe, wie es sonst eher in Kirchen üblich war, im Viehstall. Zudem war es eines der ersten Häuser mit fließendem Wasser in Unterföhring - das sind nur einige der Besonderheiten. Seine Nachkommen haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Anwesen samt Nebengebäuden sach- und fachgerecht zu renovieren. Wenn sein Ururenkel Peter Deck durch das Gebäude führt, klingt sein Urteil anerkennend: "Genauso alt und ehrwürdig wie das Haus jetzt erscheint, genauso fortschrittlich ist es in der damaligen Zeit gebaut worden."

Gloo war Landwirt und von 1894 bis 1912 Bürgermeister. Er erlebte die Goldgräberstimmung und den Lehmrausch in Unterföhring, als die Ziegeleien wie die Pilze aus den Böden schossen. Die Geschichtsbücher berichten, er habe den Bau der Leinthaler Brücke maßgeblich vorangebracht. Er war es auch, der den Strom nach Unterföhring holte. So ist es auch kein Wunder, wenn das alte Bauernhaus zahlreiche Extras aufweist.

Gloos Ururenkel Peter Deck ist Architekt, sicher kein Nachteil, wenn man sich an so eine Mammutaufgabe wagt. Zusammen mit dem Institut für Baukunst (IFUB) in München ist er seit Jahren damit beschäftigt, die Substanz des Hofes zu erhalten, auf dem er selbst aufgewachsen ist. Seit 2009 läuft die Renovierung. In enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz wurden zunächst die Fassaden und das Kreuzgratzgewölbe saniert. Seine Mutter Maria-Theresia Deck, die heutige Besitzerin des Anwesens, erzählt, dass so eine Renovierung kein Spaziergang sei. "Nicht alles verlief reibungslos." Teilweise sei der neue Putz wieder von den Wänden gefallen und sei der Sachverständige plötzlich nicht mehr auffindbar gewesen.

Aber das alles ist Schnee von gestern. Beim Tag des offenen Denkmals am Sonntag geht es Peter Deck darum, die gelungene Dachrenovierung vorzuzeigen. Er steht unter einem vier Meter herausstehenden Vordach, das zu sichern nicht so einfach war, wie er sagt. Denn heute gelten andere Bestimmungen als zu Gloos Zeiten. "Aber wir haben das sehr elegant und geschickt gelöst." Auf dem alten Heuboden zeigt Deck auf den Betonkäfig, mit dem das Gebäude versteift wurde. Daran befinden sich Zuganker in der Wand, die das Vordach tragen. Später sei das alles nicht mehr zu sehen, sagt der Architekt. Unter einer imposanten Dachkonstruktion macht er auf die filigranen Stahlstreben aufmerksam, die die Konstruktion verstärken. Das Bauholz stammt ausschließlich aus der Region, und auch die alten Dachziegel hatten eine ganz besondere Geschichte. Deck verweist auf den Kreisheimatpfleger Rolf Katzendobler, der die Geschichte der Elsässer Ziegel recherchiert hat. So war es wohl dem Nonnenfalter zu verdanken, dass der Elsässer Ziegel seinen Siegeszug in Deutschland antreten konnte. Denn wegen des Schädlings wurde im Ebersberger Forst viel Holz geschlagen und mit der Bahn nach Frankreich transportiert. Damit die Wägen nicht leer zurückfuhren, hatten die französischen Ziegelhersteller die Idee, ihre Ware in Deutschland zu vermarkten, was auch gelang. Um sie zu ersetzen, musste Deck lange suchen, bis er ein ähnliches Modell in der Form und Farbe fand, denn der Elsässer Ziegel wird nicht mehr hergestellt.

Den Besucher erwartet noch eine Überraschung unter dem Dach. Früher transportierte ein Band das Heu automatisch unter das Dach in einen Wagen, der es dann von oben verteilte. Diese Konstruktion wird bleiben, auch wenn die Familie vorhat, den Hof sukzessive einer neuen Nutzung als Büro- und Geschäftshaus zuzuführen. "Aber der Charakter des Hauses soll erhalten bleiben", das ist dem Architekten und Ururenkel besonders wichtig.

Das ehemalige Bauernhaus "Beim Fuchs" ist am Sonntag, 9. September, von 10 bis 16 Uhr in Teilen geöffnet. Zu sehen ist die neue Dachkonstruktion auf dem alten Heuboden. Die Führung mit Peter Deck findet um 14 Uhr statt.

© SZ vom 08.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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