SZ-Talentiade:Gute Haltung

SZ-Talentiade: Die Zwei vom Schwebebalken: Tabea Landau (links) und Chiara Strecker ergänzen sich nicht nur in ihren Lieblingsdisziplinen.

Die Zwei vom Schwebebalken: Tabea Landau (links) und Chiara Strecker ergänzen sich nicht nur in ihren Lieblingsdisziplinen.

(Foto: Claus Schunk)

Chiara Strecker, 13, und Tabea Landau, 12, turnen zweite Liga

Von Marcel Bothe

Wenn morgens der Wecker von Chiara Strecker klingelt, ist es draußen fast noch dunkel. Um 6.35 Uhr steht sie auf, kurz nach sieben fährt sie mit der S-Bahn in die Schule, danach geht sie zum Sport. Wenn sie nach Hause kommt, sind etwa 13 Stunden vergangen, und draußen ist es fast schon wieder dunkel. Chiara Strecker ist zwölf. Und turnt für das Turnteam Unterhaching-Ries, jenem Turnteam des TSV Unterhaching, das das Startrecht der KTV Ries übernommen hat, nachdem sich Ries aus der zweiten Bundesliga abgemeldet hatte. Den Stamm der Mannschaft bilden die Turnerinnen aus Unterhaching, die mit dem unverhofften Sprung aus der Landesliga in die zweite Liga drei Stufen übersprungen haben, und nun das jüngste Team der Liga bilden.

Chiara Strecker wird dabei eine wichtige Rolle zugetraut. 2016 wurde sie Vierte bei den deutschen Nachwuchsmeisterschaften, bei den bayerischen Meisterschaften gewann sie in ihrer Altersklasse zuletzt im Mehrkampf, Sprung, Stufenbarren und am Boden Gold. Und sie steht im Bundeskader, zusammen mit Tabea Landau, die auch für Unterhaching turnt. "Chiara ist potenziell die Stärkere", meint Landestrainer Dieter Koch. Chiara hat aber auch einen Standortvorteil: Sie wohnt in Oberhaching unweit der S-Bahn-Station, geht in Unterhaching auf das Lise-Meitner-Gymnasium in die sechste Klasse, das auch in unmittelbarer Nähe zur S-Bahn liegt. Auch Tabea geht dort in die fünfte Klasse, im Dezember wird sie zwölf. Der Weg aus Grünwald ist jedoch länger, ihre Eltern nehmen sie auf dem Weg zur Arbeit mit, machen einen kleinen Schlenker über Unterhaching, bevor sie in ihre Zahnarztpraxis nach Solln fahren. In der Ferienzeit ist der Trainingsplan wechselhaft, die Planung fällt schwer, aber Tabea geht vor. Die Öffnungszeiten der Praxis, wo der Vater als Zahnarzt und die Mutter als Helferin arbeiten, richten sich dann auch nach ihr. Dass sie nicht das Gymnasium in Grünwald besucht, das quasi vor der Haustür ist, liegt an der Kooperation zwischen Lise-Meitner-Gymnasium und dem Verein. "So ist es uns möglich, auch vormittags zu trainieren", erklärt Koch.

Zwei Mal in der Woche werden Chiara und Tabea vom Schulsport befreit, trainieren dafür in der Halle des TSV, die fast um die Ecke liegt. Wichtig sei natürlich, "dass dabei die schulischen Leistungen nicht leiden", sagt Koch, bei den beiden sei das jedoch kein Problem. Überhaupt habe er bei Turnerinnen diesbezüglich "nie Probleme" gesehen, alle, die er je betreut habe, hätten auch ihr Abitur gemacht.

Es ist ein enormes Pensum, das die beiden in ihrem Alter leisten, sechs bis acht Trainingseinheiten die Woche sind eher die Regel als die Ausnahme, in der Summe über 20 Stunden. "Natürlich würde ich gerne auch mal rausgehen", sagt Tabea, "vor allem, wenn das Wetter schön ist." Da geht es Chiara nicht anders, sobald sie aber in der Halle ist, verspürt sie auch die "Lust zu trainieren". Für das große Ziel: "Olympia", das sagen beide. Für die Spiele in Tokio 2020 sind sie zu jung, aber vier Jahre später soll es soweit sein. Für eine Prognose sei es noch zu früh, meint Koch, "da kommen noch die Pubertät und sonstige Wehwehchen", man könne aber absehen, "dass es in die richtige Richtung läuft".

In ihren Stärken ergänzen sich die beiden: Chiara sei "die Kräftigere", Sprung und Boden ihre Steckenpferde. Tabea sei "graziler", mit einer Vorliebe für Stufenbarren und Schwebebalken. "Eine Mischung aus beidem ist gut", sagt Koch. Eine Mischung, die vielleicht eines Tages zu Olympia führt.

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