SZ-Talentiade:Auf der Welle des Erfolges

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Spektakulärer Ritt auf dem Wasser: Rosina Neuerer aus Aying beim Wellenreiten während der Weltmeisterschaft 2016 auf den Azoren. (Foto: Privat)

Vom Eisbach in die weite Welt: Rosina Neuerer aus Aying will ihren Traum vom Surf-Profi wahr werden lassen

Von Stefan Galler, Aying

Am heimischen Eisbach kann es schon vorkommen, dass man vom Brett rutscht und sich an den Felsen anhaut. Auch schwerere Verletzungen sind dort schon passiert, selbst Todesfälle, doch das ist Jahre her und im Bewusstsein der Wellenreiter vermutlich nicht sehr präsent. Schon gar nicht bei den Geübten. Erst vor wenigen Wochen wurde Rosina Neuerer jedoch vor Augen geführt, wie gefährlich ihre Sportart auch und erst recht außerhalb der engen Schneise im Englischen Garten sein kann: Ein guter Freund ihrer Schwester ist vor Hawaii im Meer von einem Hai attackiert worden, er verlor ein Bein. Die Surf-Community sammelt nun für ihn, damit er eine möglichst professionelle Prothese erhält. Denn, das verrät Rosina Neuerer, der junge Mann hat trotz des Schicksalsschlages große Ziele: "Er steckt das ganz gut weg, strebt jetzt eine Karriere als Skifahrer bei den Paralympics an."

Rosina weiß um die Gefahren des Wellenreitens, doch die 17 Jahre alte Schülerin, die in der Landkreisgemeinde Aying lebt, hat keine Angst. Sie ist schließlich im Sternzeichen Fische geboren. Und derzeit auch gar nicht in akuter Gefahr, denn sie brütet über ihren Büchern und steckt voll im Abiturstress. Danach soll es dann wieder richtig los gehen für Rosina Neuerer, die eine Profikarriere fest im Blick hat. Seit Dezember steht ihr ein potenter Sponsor aus der Branche zur Seite, ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. "Das ist das Tollste", jubelt sie, denn damit rückt die Erfüllung eines großen Traumes in greifbare Nähe: Wellenreiten als Beruf. Testweise hatte sie das schon einmal ausprobiert, im Sommer 2015 absolvierte sie an der Sunshine Coast in Australien das "School Surfing Excellence Program" und verbesserte dadurch ihre Fähigkeiten noch einmal erheblich.

Dass sie über großes Talent verfügt, beweist die Schülerin schon seit einigen Jahren bei nationalen und internationalen Wettkämpfen. 2014 sorgte sie erstmals für Aufmerksamkeit, als sie beim Surf & Style-Festival am Münchner Flughafen auf der künstlichen stehenden Welle in der Juniorenklasse der Europameisterschaft den neunten Rang erreichte. Im selben Jahr wurde sie Zweite bei der deutschen Meisterschaft, die seinerzeit in St. Girons Plage in Frankreich stattfand.

Ein Jahr später folgte der erste Titel: In Vieux Coucau an der Atlantikküste sicherte sich die damals 15-Jährige den Titel der deutschen Juniorenmeisterin und besiegte dabei zahlreiche Konkurrentinnen, die tagtäglich am Meer trainieren, weil sie ihren Lebensmittelpunkt längst nicht mehr in Deutschland, sondern in Portugal, Teneriffa oder Fuerteventura haben. Rosina dagegen hatte sich am guten alten Eisbach auf die Meisterschaft vorbereitet, was ihr zumindest den Vorteil brachte, dass sie ständig an ihrem Balancegefühl arbeiten konnte, während die Mädchen im Meer immer erst den Wellen hinterherpaddeln müssen.

Und doch zieht es auch Rosina zu den großen Surf-Paradiesen, dort will sie wieder hin, wenn sie mit der Schule fertig ist. Das vergangene Wettkampfjahr stand sehr unter dem Eindruck der schulischen Belastungen, allerdings brachte es auch das bisherige Karriere-Highlight für Rosina: Bei der WM im September 2016 auf den Azoren belegte sie in der Frauen-Konkurrenz den 25. Platz, obwohl sie nicht über das optimale Material verfügte und sich zudem bei einem Sturz eine Schienbeinprellung zuzog. Es folgte Platz zwei bei der deutschen Juniorenmeisterschaft 2016 in Seignosse und Rang drei bei der Europameisterschaft auf der stehenden Welle am Flughafen. Im Dezember ging es mit der Junioren-Nationalmannschaft zur EM nach Marokko, wo es in der U 18-Konkurrenz zwar nicht zu einem Platz im Vorderfeld reichte. "Trotzdem eine tolle Erfahrung", fand Rosina Neuerer.

© SZ vom 23.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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