SZ-Serie: Oh, mein Gott! - Teil 5:Kraft schöpfen aus dem Dienst

SZ-Serie: Oh, mein Gott! - Teil 5: Georg Denkinger und Manuela Sibert erfüllen ihren Dienst gerne gemeinsam.

Georg Denkinger und Manuela Sibert erfüllen ihren Dienst gerne gemeinsam.

(Foto: Stephan Rumpf)

Für die beiden Oberministranten Manuela Sibert und Georg Denkinger aus der Pfarrei St. Valentin Unterföhring bedeutet das Engagement in der Kirche viele Freundschaften und Halt in schlechten Zeiten - Weihrauch vertragen beide

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

So als Teenager war es nicht immer einfach mit dem Amt in der Kirche. Da sind sich Manuela Sibert und Georg Denkinger, beide 19, einig. "Als ich 14 war, wollte ich aufhören", sagt der junge Mann. Doch so einfach war das nicht. Zuerst trug ihm die Mama auf, sich auf jeden Fall ein anderes Hobby zu suchen, bevor er bei den Ministranten aufhört. Zum Beispiel bei der Feuerwehr. Und dann traf er ausgerechnet dort auf den damaligen Oberministranten der Pfarrei St. Valentin in Unterföhring, der ihn überredete, das Amt in der Kirche fortzuführen.

Georg Denkinger hat es gemacht - und bis heute nicht bereut, wie er sagt. Heute sind der 19-Jährige und seine Kollegin Manuela Sibert selber Oberministranten der Unterföhringer Pfarrei. Und damit für die insgesamt 41 Kinder und Jugendlichen verantwortlich, die bei Gottesdiensten den Dienst als Ministranten versehen. In St. Valentin gibt es übrigens mehr Mädchen als Buben, die sich dafür entscheiden, Messdiener zu werden. Seit den 1970er Jahren werden Mädchen als Ministranten angenommen, seit 1994 ist es offiziell erlaubt.

Wenn die Pubertät kommt, ist Ministrieren nicht mehr ganz so cool

Das können Kinder meist ab dem Alter von neun Jahren an, Voraussetzung ist, dass sie die Erstkommunion erfahren haben. Und erfahrungsgemäß ist die Zahl derer, die gleich nach der feierlichen Zeremonie in Kirchengewändern am Altar helfen wollen, eine große, wie Manuela Sibert erzählt. "Wir haben viele zwischen neun und zwölf Jahren."

Wenn dann aber die Pubertät kommt, ist das Ministrieren bei vielen nicht mehr erste Wahl. "Weil's halt nicht cool ist und es einem manchmal auch ein wenig langweilig vorkommt und man ja auch nicht mehr jeden Sonntag so früh aufstehen mag, um in die Kirche zu gehen", sagt Georg Denkinger aus eigener Erfahrung. Er und seine Kollegin haben diese Phase überstanden - und auch das, dass sie sich vielfach von ihren Freunden und Bekannten haben anhören müssen: "Herrje, was macht ihr denn da?".

Wenn man mit den beiden jungen Leuten spricht, dann ist ihnen anzumerken, dass sie froh sind, bei der Sache geblieben zu sein. "Es ist schön, ich habe viele Freunde gefunden in der Ministranten-Gruppe", sagt Denkinger und Sibert nickt zustimmende. Die zwei Oberministranten von St. Valentin, das zusammen mit St. Johann Baptist zum Pfarrverband Ismaning-Unterföhring gehört, tun nach eigenen Angaben alles dafür, dass ihre jüngeren Kollegen die Ich-mach-doch-lieber-was-anderes-Phase überstehen und den Ministranten erhalten bleiben.

Rom war wirklich eine Schau

So gibt es viele Aktivitäten, die über den Messdienst hinaus gehen: Gruppenstunden für Ministranten, um den Zusammenhalt zu stärken. Da wird gespielt und gebastelt. Dann gibt es Ausflüge und Reisen, zum Beispiel nach Rom in den Vatikan oder Taizé in Frankreich. Georg Denkinger und Manuela Sibert kommen regelrecht ins Schwärmen, wenn sie davon erzählen: besonders das Ministrieren in Rom, ja, das sei wirklich eine Schau gewesen.

Für sie als Große, aber eben auch für die jüngeren Messdiener, die ein solches Erlebnis natürlich auch stark motiviert. "So etwas vergisst man nicht, das bleibt", sagen Sibert und Denkinger unisono. Denn in der Heiligen Stadt, in der der Papst residiert, ist natürlich eine besondere Stimmung für katholische Gläubige.

Doch was macht eigentlich ein Oberministrant? Ist er der gestrenge Chef der anderen? Nein, so könne man sich das nicht vorstellen, obwohl, na ja, ein bisschen schon: Die beiden Unterföhringer erstellen die "Dienstpläne" für die Gottesdienste, also wer wann in der Kirche die verschiedenen Aufgaben übernehmen muss: Weihrauchdienst, Gabenbereitung, die Leuchten bedienen.

Zu den hohen Feiertagen tragen sie Rot

Unter der Woche reichen meist zwei Ministranten, am Sonntag sind in der Regel mindestens vier in der Kirche. Und bei Hochfesten, wie Weihnachten oder jetzt zu Ostern, da braucht es schon 15 bis 20 Helfer. Die Unterföhringer Ministranten haben in der Vergangenheit in grauen Kutten ihren Dienst versehen, doch zu den großen Feiertagen nun werden sie in neuer Kleidung ministrieren. Ihre neuen Gewänder in Rot durften sie erstmals am Palmsonntag anlegen und auch in den Ostergottesdiensten wieder tragen.

"Wir haben Talare in den lithurgischen Farben Rot, Violett und Grün und jeweils ein weißes Chorhemd darüber", erzählt Denkinger. Sehr feierlich. Grün tragen die Ministranten übrigens in "ganz normalen" Messen, Violett ist die Farbe der Fastenzeit und des Advents - und Rot steht für die Hochfeste der katholischen Kirche: Ostern und Weihnachten. Das Ministrieren an diesen hohen Feiertagen bedarf einer guten Vorbereitung, wissen die beiden 19-Jährigen. Für die Gottesdienste an Ostern etwa wird am Karfreitag der Ablauf mit allen Beteiligten, also etwa Pfarrer, Lektoren und Chor, geprobt. Denn da muss alles stimmen.

Kleine Fehler nimmt allerdings niemand übel. Gerade die neuen Ministranten brauchen Übung, Oberministranten haben viel Routine. Doch auch die zwei Unterföhringer haben so ihre Missgeschicke hinter sich: Gerade vor dem ersten Dienst am Altar seien sie wahnsinnig aufgeregt gewesen: "Allein das Binden der Kutte hat mich viele Nerven gekostet", erinnert sich Manuela Sibert. "Zu unseren Highlights gehört auch, dass jemand über die Klingel stolpert."

"Wir sind ein fester Freundeskreis."

Manchmal aber passiere auch ein größeres Malheur: So sei ihm bei einer Fronleichnamsprozession das Vortragekreuz gebrochen - "das war schon lustig", sagt Georg Denkinger. Was einen guten Ministranten ausmacht? Er sollte Weihrauch vertragen. "Das ist zwar kein Einstellungskriterium, aber von Vorteil."

Warum sie sich für die Kirche engagieren? "Das ist eine Bereicherung für mein Leben und hilft, wenn es einem mal nicht so gut geht. Mir gibt es Halt und Kraft", sagt Georg Denkinger, der gerade eine Ausbildung zum Mechatroniker absolviert. "Für mich ist Kirche ein Ort der Kraftschöpfung, der Entspannung", ergänzt Manuela Sibert, die auf die Fachoberschule in Unterschleißheim geht und in diesem Jahr ich Fachabitur macht. Der Dienst als Ministrantin sei ein Teil von ihr.

Die beiden eint noch etwas anderes: Die Arbeit mit Kindern - und der Zusammenhalt. "Wir sind ein fester Freundkreis, machen viel, was über die Kirche hinausgeht", sagt Denkinger. Seit 2006 sind er und seine Kollegin Ministranten in St. Valentin tätig. Unvorstellbar, dass sie mal damit aufhören. Allerdings: Am Amt des Oberministranten kleben alle zwei nicht. Es müssen halt auch wieder Jüngere nachkommen, sagen Manuela Sibert und Georg Denkinger. Welch weise Worte für zwei 19-Jährige, die die Kirche nicht missen wollen. Und wohl auch umgekehrt.

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