Süddeutsche Zeitung

SZ-Serie: Meine Woche:Alle zwei Minuten eine Spritze

Matthias Auer impft als Arzt im Akkord gegen Corona an

Von Anna Lea Jakobs, Garching

Impflingen schmerzt hinterher der Oberarm, Ärzte wie Matthias Auer hingegen berichten von anderen Nebenwirkungen. Bei ihm machen sich nach einer langen Impfschicht vor allem der leere Magen, die unterkühlten Arme und Beine und die volle Blase bemerkbar. Der Mediziner fährt mit dem Impfbus des Malteser Hilfsdiensts durch den Landkreis, um Menschen einen Piks gegen das Coronavirus zu verpassen. Vorige Woche war er zweimal im Einsatz, allein am Donnerstag impfte Auer, als einziger Arzt an Bord des Busses, 268 Menschen - also alle zwei Minuten einen. Denn für zwei Impfzimmer ist in dem Bus kein Platz.

So musste er von neun Uhr morgens bis um halb sieben am Abend durchgängig Spritzen setzen. Bereits als Auer und seine Kollegen die Zelte vor dem Bus aufbauten, standen zahlreiche Impfwillige vor dem Bus Schlange. Teilweise harrten sie bis zu vier oder fünf Stunden in der Kälte aus. "Ich habe immer gesagt, wir haben zusammen gelitten", sagt Auer. Ihm machte das eisige Wetter auch zu schaffen. Anfangs sollte ein Heizlüfter das Personal im Impfbus aufwärmen. Als dadurch der Strom ausfiel, wurde die Wärmequelle jedoch abgestellt.

Zwei bis dreimal im Monat impft er normalerweise für die Malteser. Vergangene Woche war er jedoch an zwei Tagen unterwegs, denn der Andrang nach Impfungen hat mit Beginn der vierten Welle und der Möglichkeit zu Booster-Impfungen massiv zugenommen. Eigentlich arbeitet der 37-jährige Arzt in der Notaufnahme eines Münchner Krankenhauses. "Seit der ersten Pandemiewelle mache ich das hier sozusagen hobbymäßig", sagt Auer über seinen ehrenamtlichen Einsatz bei den Maltesern und im Impfbus. Damit wolle er seinen gesellschaftlichen Beitrag leisten.

Auer freut sich vor allem über jeden, der sich seine erste Corona-Impfung geben lässt. Zuletzt zählte er 35 Erstimpfungen an einem Tag, der Großteil ging an Jugendliche, die sich bereitwillig impfen lassen wollten. Nur in einem Fall meinte jemand, er werde ja von der Politik gezwungen. Solche Diskussionen erlebt Auer eher selten.

Diskussionen gebe es dagegen, wenn ältere Menschen oder stillende Mütter in der Schlange zuerst an die Reihe genommen werden. Die meisten Wartenden seien jedoch verständnisvoll. Vergangenen Donnerstag brachten einige sogar ihm und seinem Team Pralinen mit, um sich für den Einsatz zu bedanken.

Der Impfbus des Malteser Hilfsdienstes macht diese Woche an folgenden Tagen und Orten Station: Montag, 22. November, Garching Bürgerplatz 9 und Schleißheimer Straße 40, Dienstag, 23. November, Ismaning Erich-Zeitler-Straße 5, Mittwoch, 24. November, Aschheim Ismaninger Straße 3 und Gräfelfing Bürgerhaus Bahnhofplatz 1, Donnerstag, 25. November, Kirchheim Am Gangsteig 9, Freitag, 26. November, Grasbrunn Hauptstraße 2a, Samstag, 27. November, Neubiberg Parkplatz Grundschule Rathausplatz 9 und Parkplatz Grundschule Unterbiberg Am Hachinger Bach 7, Sonntag, 28. November, Neuried Mehrzweckhalle Am Haderner Winkl 2 und Ottobrunn Haidgraben 121 (immer von 9 bis 17.30 Uhr).

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Quelle:
SZ vom 22.11.2021
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