SZ-Serie: Mahlzeit:Was Ludwig II. gerne gegessen hätte

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Der Wahlmünchner Jean de Rocher gibt Kochkurse in Stadt und Umland. (Foto: privat)

Jean de Rocher vermittelt in seinen Kochkursen die Finessen der französischen Küche, für die auch Bayerns Märchenkönig schwärmte.

Von Michael Morosow, Grünwald

Ludwig II. von Bayern hatte faulige Zähne, und seine Tischmanieren sollen nicht die feinsten gewesen sein. Das hinderte ihn nicht daran, hohe Ansprüche an die Küche zu stellen, denn der Märchenkönig galt als ausgesprochener Feinschmecker, auch wenn er unfreiwillig auf knusprige Speisen verzichtete und gezwungenermaßen eine Vorliebe für besonders weiche Gerichte entwickelte.

Der König verachtete dabei die deutsch-englische Küche am preußischen Hof, er speiste viel lieber wie Louis XIV. und Napoleon und wartete dabei mit allerlei kulinarischen Sonderwünschen auf. „Ludwig II. war ein Gourmet und wollte beim Essen keine Leute sehen“, weiß Jean de Rocher, Koch französischer Prägung. Der 62-jährige Südfranzose, der seit 20 Jahren in München lebt, gibt Kurse an einer Sprachschule, bindet aber auch gerne seine Kochschürze um und weiht Interessenten in die Geheimnisse der französischen Küche ein.

In Grünwald hat er unlängst mit den Teilnehmern eines Kochkurses eine französische Fischsuppe sowie eine Terrine mit Wildschwein zubereitet. Am kommenden Sonntag, 19. Januar, wird er wiederum in der Küche des Grünwalder Gymnasiums mit zwölf Hobbyköchinnen in drei Stunden eine „Soupé au Pistou“ zubereiten, eine traditionelle französische Gemüsesuppe, die zwar ein Sommergericht ist, aber auch im Winter schmeckt – und selbst mit schlechten Zähnen genossen werden kann. Dazu wird selbst Brot gebacken – Baguette und Kastanienbrot – für ebenfalls selbst fertigte Aufstriche wie Oliven-Tapenade, Aïoli und Sardellenpaste.

Jean de Rocher hat ursprünglich in seiner Heimat Jura studiert, dann eine Zeit lang als Reporter Kultur-Reportagen geschrieben. Seine Leidenschaft aber gehört seit jeher der Küche. Die Kunst der Zubereitung schmackhafter Speisen hat er nach eigenen Worten von seinem Opa übernommen, einem gelernten Koch.

Auf die Idee, die Liebe des bayerischen Königs für die französische Küche zum Thema von Kochkursen zu machen, habe ihn seine Frau gebracht, sagt der Vater einer erwachsenen Tochter. So hat er sich eingelesen in allerlei französische Rezepturen, die für den bayerischen König zubereitet wurden. Dazu zählt laut Rocher unbedingt das Gericht „Rehkitz à la Sauce“. Dieses Rezept habe der König, der sich selbst an Treibjagden beteiligte, geliebt.

Eine Liebeserklärung an bayerische Kochkünste muss der Franzose auch noch loswerden: „Ich mag die bayerische Küche“, sagt der Wahlmünchner, der am Glockenbach wohnt.

Für diese Kolumne probiert sich die Redaktion immer zum Wochenbeginn durch Küchen, Kantinen und Kochkunst im Landkreis München.

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