Süddeutsche Zeitung

SZ-Serie: Kaum zu glauben, Folge 4:Die große Schwester als Vorbild

Drei Junge Frauen aus Garching, Unterschleißheim und Pullach erzählen, wie sie dazu kamen, sich in der Kirche oder bei den Pfadfindern zu engagieren. Und warum sie dabei geblieben sind.

Von Pauline Deichelmann

Die Kirchen stehen bei den meisten jungen Menschen nicht gerade sehr weit oben in der Beliebtheitsskala, wenn es um die Freizeitgestaltung geht. Doch es gibt Ausnahmen. Drei Beispiele von jungen Frauen, die sich ehrenamtlich in ihrer Gemeinde oder in einem kirchlichen Verein engagieren.

Lina Adams aus Garching ist 19 Jahre alt. Bereits seit ihrer Kommunion in der dritten Klasse gehört sie zu den rund 30 Ministranten in der Pfarrgemeinde St. Severin. Nach einer Wahl im vergangenen Jahr trägt sie nun den Titel Oberministrantin. Hier bestehen ihre Aufgaben während des Gottesdienstes im Halten des Gebetsbuchs sowie der Gabenbereitung. Ihre große Schwester war ebenfalls Ministrantin. "Ich habe sie immer bewundert, als sie vorne stand. Da war für mich klar, dass ich das auch machen wollte", sagt Adams.

Obwohl die katholische Kirche von vielen kritisch gesehen wird, steht die 19-jährige ganz dahinter. "Es kommt ja immer darauf an, wie man die Bibel auslegt, und in meiner Gemeinde wurden alle immer gut behandelt." Trotzdem versteht sie die Zweifel, denn manche Regeln sind ihrer Meinung nach nicht mehr so ganz zeitgemäß und könnten überarbeitet werden. Trotz ihrer Leidenschaft für die Kirche hat Adams beruflich einen anderen Weg eingeschlagen: Sie studiert Biochemie.

Naturwissenschaften hätten sie schon immer begeistert, erzählt Adams. Biologie und Religion müssten sich auch nicht gegenseitig ausschließen. "In unserem Körper gibt es so viele komplexe Abläufe, das kann nicht alles Zufall sein, dass das so funktioniert. Da muss es etwas Größeres geben", sagt die 19-Jährige.

Luisa Schmucker ist 21 Jahre alt und die Vorsitzende des Pfadfinderstamms Maximilian Kolbe in Pullach. Seit ihrem 13. Lebensjahr ist sie dort aktiv. Damals war sie in einen Jungen im Stamm verliebt und wollte deshalb dort auch mitmachen. Zwar verließ ihr Schwarm die Pfadfinder genau zu der Zeit, als Luisa Schmucker dort anfing. Bereut hat sie es aber bis heute nicht, bei den Pfadfindern eingestiegen zu sein.

Ihre Hauptaufgabe als Vorsitzende des Stamms besteht hauptsächlich in der Organisation von Veranstaltungen und Gottesdiensten. Anfang des Jahres erst feierten die Pullacher Pfadfinder ihr 40-jähriges Bestehen mit einem großen Jubiläumsgottesdienst. Beim Pfarrfest der Gemeinde sind die Pfadfinder ebenfalls vertreten. Den Höhepunkt bildet aber die jährliche Lagerfahrt mit Zelten, Lagerfeuer und Nachtwanderung. "Bei unseren Fahrten wachsen die Kinder über sich hinaus und machen neue Erfahrungen. Das ist beeindruckend zu sehen", sagt Luisa. Obwohl sie zur katholischen Kirche gehören, können dort alle mitmachen und der Glaube ist keine Grundvoraussetzung für eine Mitgliedschaft im Stamm. Daher werden die Gottesdienste hauptsächlich ökumenisch gehalten.

"Wir gestalten diese immer mit den Pfarrern zusammen, denn wir wollen, dass die Kinder Spaß am gemeinsamen Gottesdienst haben und es nicht als Pflicht sehen. Wenn wir das schaffen, haben wir alles richtig gemacht", sagt Schmucker. Da die Pfadfinder sich als eine Gruppe von Jugendlichen sehen, ist für die Mitglieder in der Regel mit Mitte 20 Schluss. Daher bleiben der 21-jährigen nur noch ein paar Jahre. Bei der nächsten Wahl zur Vorsitzenden will sie sich aber auf jeden Fall wieder aufstellen lassen.

Die 16-jährige Anna Haun unterstützt die beiden Pfarrerinnen der evangelischen Kirchengemeinde in Unterschleißheim beim Konfirmationsunterricht. Sie selbst wurde vor einigen Jahren konfirmiert und hatte immer Spaß während des Unterrichts. Diesen Spaß möchte sie jetzt an die neuen Konfis weitergeben.

Anna Haun ist Teil eines 15-köpfigen Teams, das in diesem Jahr 39 Konfirmanden betreut. "Ich finde es toll, mit Jüngeren zu arbeiten und ihnen den Glauben näher zu bringen." Ihre Motivation ist es, den Konfirmanden einen anderen, alternativen Weg zu Gott zu vermitteln als den Klassischen aus den Schulbüchern. Religion ist dennoch bis heute ihr Lieblingsfach in der Schule. Ihre Eltern sind beide evangelisch, der Vater sogar im Kirchenvorstand der Gemeinde. Ob sie auch nach der Schule in der Gemeinde weiterarbeiten will, weiß Anna Haun noch nicht. Sicher ist aber, dass sie einen sozialen Beruf anstreben will, denn die Arbeit mit Menschen macht ihr Spaß.

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Quelle:
SZ vom 27.11.2019/belo
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