SZ-Serie: Bürgermeister nehmen Abschied vom Amt:Der Vorarbeiter geht

SZ-Serie: Bürgermeister nehmen Abschied vom Amt: Würde und Anstand - diese Werte sind dem Feldkirchner Bürgermeister Werner van der Weck in zwölf Jahren immer wichtig gewesen.

Würde und Anstand - diese Werte sind dem Feldkirchner Bürgermeister Werner van der Weck in zwölf Jahren immer wichtig gewesen.

(Foto: Claus Schunk)

Sozialdemokrat Werner van der Weck hat immer auf einen kollegialen und respektvollen Umgang mit seiner Belegschaft im Feldkirchner Rathaus geachtet

Von Anna-Maria Salmen, Feldkirchen

Der Abschied rückt nicht nur näher, "er überrollt mich", sagt Werner van der Weck (SPD) rund zwei Wochen, bevor er sein Amt als Feldkirchner Bürgermeister niederlegen wird. Nach zwölf Jahren als Rathauschef war der 67-Jährige bei der Wahl im März nicht erneut angetreten und geht nun am 1. Mai in den Ruhestand. "Ich merke, dass die Zeit für die Gespräche und Verabschiedungen von den Mitarbeitern knapp wird", erzählt van der Weck.

Geplant hatte er eine große, offizielle Feier sowie eine Festsitzung des Gemeinderats, wegen der Corona-Krise kann beides nicht in dieser Form stattfinden - für den Rathauschef ein Wermutstropfen. Denn gerade die kollegiale Zusammenarbeit im Rathaus war ihm während seiner Amtszeit immer wichtig: "Es ist ja nicht so, dass der Bürgermeister alles allein schafft. Die Mitarbeiter setzen seine Ideen um." Auch außerhalb des Rathauses legt Werner van der Weck stets großen Wert auf einen respektvollen und höflichen Umgang. "Ich wollte nie ein Bürgermeister von oben herab sein", sagt er. "In vielen Gesprächen mit Bürgern merke ich, dass ich da alles richtig gemacht habe."

Van der Wecks Karriere als Rathauschef begann im Jahr 2008, als sich eine ähnliche Situation abzeichnete wie vor der aktuellen Wahl. Der damalige Amtsinhaber Leonhard Baumann (CSU) verabschiedete sich in den Ruhestand, drei Bewerber witterten ihre Chance. Van der Weck hatte zuvor bereits fünf Jahre lang Erfahrung im Gemeinderat sammeln können und setzte sich in der Stichwahl mit großem Abstand gegen den CSU-Kandidaten durch.

Im Rückblick auf seine Amtszeit bleibt er bescheiden: "Es war mir nie ein Anliegen, mir ein Denkmal in Feldkirchen zu errichten." Nichtsdestotrotz konnte er in den zwölf Jahren auf dem Chefsessel viel für die Gemeinde erreichen. Der barrierefreie Umbau des Bahnhofs etwa war bereits in seinem erstem Wahlkampf Thema, nach jahrelangen Bemühungen laufen momentan die Arbeiten. Auch die im vergangenen Jahr eröffnete neue Dreifachsporthalle sehnten die Feldkirchner lange herbei. Besonders stolz ist van der Weck auf die Sanierung der Grundschule, die er als "Ausdruck der Anerkennung" für die Schulfamilie versteht. Er habe ein Zeichen setzen wollen, dass der Gemeinde die Kinder und Familien wichtig sind. Die "kleinsten Bürger von Feldkirchen" lagen ihm, dem ehrenamtlichen Schulweghelfer, stets am Herzen. "Das hat sich auch bei der Kinderbetreuung fortgesetzt." Zu Beginn seiner Amtszeit habe ein Mangel an Betreuungsplätzen geherrscht, die Gemeinde habe jedoch schnell reagiert und immer wieder nachgerüstet. Auch mit dem aktuellen Projekt, der Bebauung auf dem Raiffeisenlagerhausgelände, soll in den kommenden Jahren eine Mittagsbetreuung Entlastung für Familien bringen.

"Ich bin sehr zufrieden", sagt der scheidende Bürgermeister mit Blick auf sein Wirken. Selbstverständlich könne man im Nachhinein aber auch erkennen, was weniger gelungen sei. "Ich war sicherlich nicht der geschickte Politiker", räumt der 67-Jährige ein. "Vielleicht hätte ich dem Gemeinderat mehr das Gefühl geben müssen, dass er wichtig ist." Mit seiner besonnenen Art konnte van der Weck zwar auch in hitzige Debatten oft Ruhe bringen. Doch im Laufe der zwölf Jahre seien immer wieder Gräben zwischen dem Gremium und dem Rathauschef entstanden, wie er einräumt.

Am meisten in Erinnerung geblieben ist in dieser Hinsicht wohl die Diskussion um die Ansiedlung von Ikea in Feldkirchen. Im Herbst 2011 wurde bekannt, dass das Möbelhaus einen Standort am südlichen Ortsrand in Erwägung zieht. Van der Weck befürwortete die Pläne, sah sich aber massivem Widerstand gegenüber. In einem Bürgerentscheid sprach sich knapp zwei Jahre später die Mehrheit der Feldkirchner gegen die Ansiedlung aus. "Ich sehe das nicht als persönliche Niederlage", sagt van der Weck heute. Das Vertrauen der Wähler verlor er nicht, ein Jahr nach dem Entscheid wurde er bei der Kommunalwahl bereits im ersten Wahlgang im Amt bestätigt.

Es sei müßig, darüber nachzudenken, wie der Ort heute aussehen würde, wäre der Bürgerentscheid damals anders ausgegangen, sagt van der Weck. Er ist jedoch nach wie vor von den Vorteilen überzeugt, die eine Ikea-Ansiedlung für Feldkirchen gebracht hätte. Mit dem Möbelhaus hätte man einen starken Gewerbesteuerzahler in den Ort holen können. Zudem ist er sicher: "Wenn Ikea weiter geplant hätte, hätten wir heute eine Südumfahrung."

Gerade diese haben auch im aktuellen Wahlkampf alle drei Kandidaten zum Thema gemacht - jeder wollte sich im Falle seines Sieges um den Bau bemühen. Van der Weck selbst hat sich ebenfalls dafür eingesetzt, gelungen ist es ihm nicht: Die Verhandlungen mit den Besitzern der Grundstücke, über die die Straße verlaufen soll, führten zu keinem Ergebnis. "Das ist jetzt sicherlich eine Aufgabe für meinen Nachfolger Andreas Janson", sagt van der Weck. Dass der kommende Bürgermeister den respektvollen Umgang im Rathaus weiterführt, darauf will der Vorgänger ebenfalls achten: "Ich habe ihm schon angekündigt: Ich werde das verfolgen und darauf schauen, dass es den Mitarbeitern gut geht, dass sie geachtet werden."

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