SZ-Serie: Bier von hier, Folge 7:Ein Tragerl für den Balkon

SZ-Serie: Bier von hier, Folge 7: Die Theresienbrauerei von Helmut Rankin Großhelfendorf gleicht eher einer Hexenküche.

Die Theresienbrauerei von Helmut Rankin Großhelfendorf gleicht eher einer Hexenküche.

(Foto: Claus Schunk)

Helmut Rank verkauft seine Eigenkreationen der Marke Theresienbrauerei nicht - er verschenkt sie.

Von Francesco Collini, Aying

Auf 15 Quadratmetern schlängeln sich Rohre und Stromleitungen durch Bottiche, Pumpen und Messgeräte. Werkzeug und Flaschen hängen von der Decke. Doch in diesem scheinbaren Chaos hat alles seine Ordnung. Muss es ja, denn hier wird einer strengen Prozedur gefolgt. In diesem kleinen Raum, gerade einmal 15 Quadratmeter groß, geht Helmut Rank seiner Leidenschaft nach. Nicht weit entfernt von der größten Brauerei im Landkreis kreiert der Großhelfendorfer Hobbybrauer eines der besten Biere der Region. Das zumindest behaupten Freunde und Verwandte. "Was und wie viel ich im Monat braue, hängt vor allem von den Geburtstagen und sonstigen Terminen ab.

Mittlerweile erwarten meine Verwandten von mir, dass ich mit einem Tragerl Bier komme", sagt Rank in sanftem bayerischem Dialekt und lacht. An diesem Tag braut er ein spezielles Bier für Weihnachten. Wenn er am Werk ist, riecht das ganze Haus nach Malz. Gerade findet in einem großen Bottich aus Edelstahl das Maischen statt, dabei wird die Stärke im Malz in Malzzucker umgewandelt. Nach einer Weile lässt Rank die Flüssigkeit durch eine Pumpe laufen, um ihre Farbe zu überprüfen. Darüber lacht der Rentner: "Das geht auch einfacher, das ist nur ein Spaß von mir."

SZ-Serie: Bier von hier, Folge 7: Hier experimentiert der Hobbybrauer und bricht dabei auch so manches urbayerische Tabu - wenn er etwa ein "Helsch" herstellt, eine Helfendorfer Kölsch-Variante, oder auch ein Pils.

Hier experimentiert der Hobbybrauer und bricht dabei auch so manches urbayerische Tabu - wenn er etwa ein "Helsch" herstellt, eine Helfendorfer Kölsch-Variante, oder auch ein Pils.

(Foto: Claus Schunk)

Die Geschichte der "Theresienbrauerei" von Helmut Rank begann vor etwa 40 Jahren bei einem Biergartenbesuch in München. Gerade einmal Mitte 20 war der Ayinger damals. "Keine Menschenseele weiß Bescheid, wie gutes Bier gemacht wird", dachte er sich damals. Also ging er ein paar Tage später in die Stadtbücherei und holte sich ein Fachbuch zum Thema Brauen - damals eine Rarität. "Am Anfang funktionierte es gar nicht", sagt er. Vor allem die Fachbegriffe seien schwer zu verstehen gewesen. "Schroten", "Maischen", "Abläutern" waren für Rank, der damals in der Münchener Stadtverwaltung arbeitete, Fremdwörter. Um die Vorgänge besser zu verstehen, besuchte er mehrere Brauereien in und um München: Hofbräu, Löwenbräu, Isartaler. Die Profis hätten immer ein wenig geschmunzelt, dass ein Anfänger einfach so Bier brauen will, sagt er. "Doch irgendwann habe ich die Begriffe verstanden." Mittlerweile kann Rank mit "Spezialisten" und "Hopfenpäpsten" mitreden: "Ein schönes Gefühl."

SZ-Serie: Bier von hier, Folge 7: Das Schild weist auf die Brauerei von Helmut Rank hin.

Das Schild weist auf die Brauerei von Helmut Rank hin.

(Foto: Claus Schunk)

Hin und wieder braut er sogar Pils

Obwohl er Hobbybrauer ist - sein Bier verkauft Rank nämlich nicht -, hat er sich über die Jahre zu einem richtigen Fachmann entwickelt. Am häufigsten braut Rank "ein obergäriges Helles", das etwas stärker ist, und Weißbier. Und er experimentiert gerne. Die Reihe seiner Spezialbiere ist beeindruckend. Zu jedem besonderen Anlass gibt es ein eigenes Bier. Von einer Version für den Polizeichor München bis zum "Balkon-Hellen" für den Nachbarn. Rank bricht auch gerne einige bayerische Tabus und braut hin und wieder Pils oder "Helsch", eine Helfendorfer Kölsch-Variante. Sein einziges Gebot ist dabei natürlich das Reinheitsgebot.

Das Weihnachtsbier, an dem er gerade arbeitet, soll ein kräftiger, aromatischer Doppelbock werden. Mittlerweile ist das Abläutern abgeschlossen. Um die Stammwürze zu messen, holt Rank eine seiner "Spindeln", so heißen die Messgeräte aus Glas. Er füllt sie mit dem Malzzuckerwasser: Die Stammwürze liegt zwischen 18 und 19 Prozent. Passt. Bald muss der Hopfen in den Bottich. Für das Weihnachtsbier verwendet Rank 92 Gramm Saphirhopfen, eine besonders aromatische Sorte. Die Hopfenmenge misst er mit einer kleinen elektrischen Waage, einer "Haschischwaage", wie er mit einem Schmunzeln sagt. Die hat er auf Empfehlung eines jungen Hobbybrauers gekauft: "Er hat mir gesagt: Herr Rank, überlegen Sie, wofür man so etwas sonst gebrauchen könnte."

SZ-Serie: Bier von hier, Folge 7: Das Helfendorfer Helle: eine würzige Flaschengärung.

Das Helfendorfer Helle: eine würzige Flaschengärung.

(Foto: Claus Schunk)

Rank gibt selbst Kurse an der Volkshochschule

Helmut Rank gibt gerne sein Brauerwissen weiter. Er bietet seit 20 Jahren Braukurse an den Volkshochschulen in der Region an. Gerade bei jungen Menschen ist der Hype derzeit enorm, vor allem in Richtung India Pale Ale (IPA). Das kann Rank nicht ganz nachvollziehen, er mag lieber malzige Biere, die nicht zu hopfenbetont sind. Am wichtigsten sei jedoch die Recherche nach neuen Geschmäckern - freilich im Rahmen des Reinheitsgebots.

Rank genießt die Freiheit. Er wollte von vornherein kein Geld mit seinem Bier verdienen. Er könnte das jederzeit machen, denn der Name seiner Brauerei ist in München sehr begehrt. Er habe schon Angebote in Höhe von mehr als 40 000 Euro für die Namensrechte abgelehnt. Doch die großen Brauereien und Getränkekonzerne haben keine Chance. Hier geht es nämlich um eine Leidenschaft, die ihn fast sein ganzes Leben lang begleitet: "Das alles habe ich mir mühselig aufgebaut."

Dass Helmut Rank sein Bier nur für sich und sein Umfeld braut, macht in unabhängig. Aber es ist natürlich auch etwas schade. Wer das Glück hat, den Hausbrauer bei einer seiner öffentlichen Veranstaltungen zu treffen, wie am 3. Oktober auf der Speckalm in Bayrischzell, wird sich das möglicherweise auch denken.

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