SZ-Serie: Bier von hier, Folge 12:Bier für durstige Wissenschaftler

SZ-Serie: Bier von hier, Folge 12: Thomas Kulle (links) und Stefan Handke probierten das Bier erstmals 2016.

Thomas Kulle (links) und Stefan Handke probierten das Bier erstmals 2016.

(Foto: Garchinger Brauhausgastronomie)

Im Galileo-Neubau auf dem Garchinger Forschungscampus entsteht ein Gasthaus mit eigener Brauerei.

Von Gudrun Passarge, Garching

Zum Bier sei er gekommen, wie die Jungfrau zum Kind, sagt Stefan Handke. Denn eigentlich hat der 60-Jährige als Geschäftsführer der Mo To Projektmanagement GmbH einen ausfüllenden Job, etwa wenn er bei solchen Projekten wie dem Campeon-Bau in Neubiberg oder Galileo in Garching maßgeblich mitarbeitet. Aber gerade die Konzeption des neuen, zentralen Gebäudekomplexes Galileo für den Forschungscampus in Garching hat ihn auf die Idee mit dem Bier gebracht. "Wenn die Leute nach Bayern kommen, dann sollen sie auch wissen, wo sie sind." Bier gehört für den Berliner mit Zweitwohnsitz in Ismaning unbedingt dazu. Der Plan: In Galileo soll ein Bier ausgeschenkt werden, das auch dort gebraut wird.

Stefan Handke ist Kaufmann durch und durch. Bevor er ins Braugeschäft eingestiegen ist, hat er einige Analysen angestellt. Das Ergebnis sei positiv gewesen, sagt er, "aber keiner wollte es machen". Doch weil er an die Idee glaubte, stieg er selbst ein und fand überraschenderweise noch Partner. Auch Thomas Kulle ist branchenfremd. Er arbeitete mit seinem Ingenieurbüro an Galileo mit und verfolgte schon lange das Ziel, eine Brauerei zu betreiben. Die beiden Bierliebhaber trafen sich auf der Baustelle und beschlossen 2016, mit Christian Fehl aus Germering die Garchinger Brauhausgastronomie zu gründen.

In Galileo stehen ihnen 760 Quadratmeter zur Verfügung, für ein modernes, gemütliches Gasthaus, aber auch für den Keller, wo einmal Gär- und Lagertanks stehen sollen. Bei den Braukesseln setzen die Neu-Brauer auf Edelstahl. "Auch da, wo eine Kupferhaube drauf ist, ist Edelstahl drunter. Wir haben ja einen modernen Standort, wie können das, was drinnen ist, ganz offen und ehrlich zeigen", sagt Handke.

Noch wird in Gundlfingen gebraut

Aber das wird nicht gleich passieren, denn momentan arbeiten die Neulinge noch mit der Camba Old Factory in Gundelfingen zusammen. Mit deren Braumeister Enzo Frauenschuh haben sie sich zusammengesetzt und die Rezeptur besprochen. Der Anspruch: Das Helle mit dem Namen Garchinger Campus Bräu "No. 1" sollte herb und fruchtig zugleich sein. Sie nahmen Münchner Malz und fügten Pilsener Malz hinzu. Dadurch habe das Bier seinen leicht herben Geschmack. Beim Hopfen kommt auch die Sorte "Mandarina Bavaria" in den Sud, "das schmeckt sehr frisch und aromatisch", leicht nach Mandarine oder Orange.

Gleich der erste Probe-Sud sei ein Volltreffer gewesen, sagt Handke. "Es ist ein Bier, das so gebraut ist, dass es uns schmeckt." Denn ein besseres Tegernseer oder Augustiner zu brauen, sei nicht ihr Ziel. Aber das Reinheitsgebot lasse so viele Varianten zu, dass jeder geschmacklich seine Nische finden könne. Ausgeschenkt wurde das Numero uno bisher nur bei den Garchinger Herbsttagen 2016. Aber dort mit großem Erfolg, wie Handke betont. "Manche Leute kamen bis zu sieben Mal mit Freunden und Bekannten an unseren Stand."

SZ-Serie: Bier von hier, Folge 12: In Galileo stehen Thomas Kulle und Stefan Handke 760 Quadratmeter für die Brauhausgastronomie zur Verfügung.

In Galileo stehen Thomas Kulle und Stefan Handke 760 Quadratmeter für die Brauhausgastronomie zur Verfügung.

(Foto: Garchinger Brauhausgastronomie)

Im Fokus der neuen Brauerei sollen die Standardsorten stehen, das Helle und ein Weißbier. Je nach Saison könnten aber auch andere Biere angeboten werden. Neu-Bräu Handke schwebt auch vor, möglicherweise mal einen Probesud nach alten Rezepturen anzusetzen, einfach aus Neugierde. Das Bier wird es nur aus dem Fass geben, da eine Flaschenabfüllung von Hand unwirtschaftlich wäre. Handke rechnet mit einer Bierproduktion von etwa 4000 Hektolitern im Jahr. "Wir sind da durch die Kellergröße beschränkt."

Geplant ist eine bayerische Wirtschaft, mit einem Ausschank, bei dem das Garchinger Atomei Pate gestanden hat, das auch im Logo des Bieres auftaucht. Momentan verhandeln die Geschäftspartner mit zwei Wirten, das Braugeschäft würde, wenn es in Garching anläuft, in eine eigene Gesellschaft übertragen. Dabei wird im Garchinger Brauhaus nicht nur das Garchinger Bier angeboten werden, es soll auch andere Sorten geben. Außerdem sind auch Wirte von außerhalb bereit, das neue Bier zusätzlich zu ihrem bisherigen Angebot auszuschenken. Handke nennt etwa "Mei Wirtshaus" in Hochbrück.

SZ-Serie: Bier von hier, Folge 12: Das Logo gibt es schon, das Gasthaus in Galileo samt Atomei-Theke eröffnet aber erst nächstes Jahr.

Das Logo gibt es schon, das Gasthaus in Galileo samt Atomei-Theke eröffnet aber erst nächstes Jahr.

(Foto: Garchinger Brauhausgastronomie)

Dass es inzwischen mehrere neue Kleinbrauereien gibt, begrüßt Handke. Sie alle verbinde die Liebe zum Bier. "Wir nehmen uns gegenseitig keine Bierfreunde weg", sagt er, vielmehr würden die Neuen Bier als Kulturgut befördern und das Negativimage vom Massengetränk korrigieren. Tatsächlich versteht sich Handke als eine Art Bierbotschafter und sieht auch die anderen in dieser Rolle. Er habe viel Unterstützung von kleinen Brauereien erhalten, sie hätten ihn "teilhaben lassen an ihren Erfahrungen". Das wollen die Brauer nutzen, wenn es im nächsten Jahr endlich losgeht. Den genauen Zeitpunkt, wann die Gastronomie in Galileo bezogen werden kann, kennt er noch nicht, er ist aber zuversichtlich, dass das erste Fass noch im ersten Halbjahr 2020 angezapft werden kann.

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