Süddeutsche Zeitung

SZ-Lesercafé:Studenten bringen Leben in die Bude

Lesezeit: 3 min

Die Ansiedlung der TU hat Garching einen enormen Aufschwung beschert. Oberschleißheim erhofft ähnliches durch den Ausbau der veterinärmedizinischen Fakultät der LMU. Die SZ lädt Leser am Mittwoch, 27. Februar, ein, im Café Waldeck in Ismaning über Themen zu reden, die den nördlichen Landkreis bewegen.

Von Gudrun Passarge, Garching/Oberschleißheim

Vom Bauerndorf zur Universitätsstadt - dieser Quantensprung in der Geschichte Garchings verdeutlicht besonders die Entwicklung im Norden des Landkreises. Dabei hat alles mit dem Atomei angefangen, das 1957 neben den Kartoffelfeldern gebaut wurde und damit eine beispiellose Entwicklung zum Wissenschaftsstandort auslöste. Der erste Garchinger Forschungsreaktor hat es nicht ohne Grund ins Wappen geschafft. Mittlerweile zählt die Technische Universität am Campus Garching circa 16 500 Studenten, hinzu kommen etwa 8000 wissenschaftliche Mitarbeiter.

Damit ist Garching der größte Hochschulstandort im Landkreis und sicher auch diesem Umstand ist der U-Bahnanschluss geschuldet. Aber auch die Nachbargemeinden ziehen Studenten an. In Oberschleißheim bildet die Ludwig-Maximilians-Universität Tierärzte aus, in Ismaning bieten die private Hochschule für angewandtes Management und die Hochschule für Gesundheit und Sport ihre Studiengänge an. In Unterföhring können Kameramänner oder Trickfilmer ihr Diplom an der Bayerischen Akademie für Fernsehen und Digitale Medien erwerben.

In Garching vergeht fast kein Monat ohne Spatenstich. Der Campus wächst rasch, die Fakultät für Elektrotechnik bekommt ihren Neubau, das Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit ist schon weit fortgeschritten und das Max-Planck-Institut für Physik will voraussichtlich 2020 einziehen, um nur einige Beispiele zu nennen. Parkhäuser werden noch gebaut, auch Studentenwohnheime. Und bei vielen Reden lässt TU-Präsident Wolfgang Herrmann anklingen, dass der Campus längst zu klein geworden ist. Sein Wunsch: die alte B 11 zu überqueren und auf der anderen Seite noch Platz für Neubauten zu schaffen. Das jedoch gefällt nicht allen Bürgern. Es gab schon Stimmen, die eine "grandiose Flächenverschwendung" kritisieren und stattdessen eine größere Nachverdichtung auf dem bestehenden Campus fordern. Auch das könnte ein Thema beim Lesercafé der SZ sein.

Neuen Platz für den Campus

Doch die mögliche Erweiterung des Campus deckt sich mit den Interessen der Echinger, die eine Umgehungsstraße für Dietersheim planen. Garching ist mit diesen Plänen einverstanden. Zögen alle an einem Strang, so führt Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) aus, dann könnte die Umgehungsstraße statt in die Lichtenbergstraße einzuschleifen parallel zur Autobahn verlaufen, um dann an die Anschlussstelle Garching-Nord anzuschießen. Das würde dem Campus neuen Platz generieren. "Hauptprofiteur wäre der Freistaat Bayern mit seinen Wissenschaftsinstituten", sagt Gruchmann, "deswegen sollte sich der Freistaat auch entsprechend einbringen". Momentan werden schon Gespräche geführt.

Rege Bautätigkeit herrscht auch auf dem Campus der Veterinärmediziner in Oberschleißheim. Derzeit werden dort circa 300 Studierende auf dem LMU-Campus unterrichtet. Wenn der Umzug aus der Innenstadt abgeschlossen ist, werden es etwa 1850 sein. Aktuell gebaut wird auf dem Campus das Gebäude für die Mikrobiologie. Dort wird das Institut für Infektionsmedizin und Zoonosen, durch Viren oder Bakterien übertragbare Tierkrankheiten, einziehen; außerdem entsteht eine Pferdeklinik. Mit der Fertigstellung rechnet die LMU etwa 2020/21. Andere Gebäude sind noch in Planung, wie etwa das veterinärwissenschaftliche Department, die Bibliothek, die Mensa, Hörsäle, das Dekanat und die Verwaltung. Auch die Pathologie und die Anatomie bekommen eigene Räume. Der Baubeginn dafür soll 2021 erfolgen, die Bauzeit beträgt etwa drei Jahre.

Für die angehenden Tierärzte werden also beste Voraussetzungen für die Lehre in Oberschleißheim geschaffen. Aber auch die Gemeinde erhofft sich etwas davon. Etwa Verbesserungen beim öffentlichen Nahverkehr, der die LMU und die TU besser verknüpfen soll: So soll es einen Expressbus geben, der die Studenten zur U-Bahn nach Feldmoching bringt, einen weiteren über Unterschleißheim oder auch direkt zum Campus nach Garching. Diese Idee unterstützt auch die LMU.

Auch ein zweiter S-Bahnhalt in Oberschleißheim wäre wünschenswert, sagt Bürgermeister Christian Kuchlbauer (Freie Wähler), aber das sei eher langfristig zu sehen. Und auch beim Gewerbe erhofft sich Oberschleißheim einen Aufschwung, denn die Erfahrung zeigt, dass sich am Uni-Gelände oft wissenschaftlich orientierte Firmen ansiedeln. Doch dafür bräuchte die Gemeinde noch Flächen, etwa an der Dachauer Straße; die sind derzeit im Besitz des Freistaats.

Student in Unterföhring und Ismaning

In Unterföhring und Ismaning fallen die Studenten im Alltag wenig auf. Passend zum Namen Mediengemeinde hat sich in Unterföhring die Akademie für Fernsehen und Digitale Medien angesiedelt. Die aktuell 53 Studierenden lernen in einem Haus in direkter Nachbarschaft zum ZDF oder Sky. Die Akademiefinanzierung ruht auf drei Säulen: Studienbeiträge der Studenten, Zuschüsse vom Freistaat und Spenden, darunter auch von Unterföhring.

Die Hochschule für angewandtes Management mit Hauptsitz in Ismaning bietet ein berufsbegleitendes Studium an, das auch von Spitzensportlern genutzt wird. Sie schätzen die flexible Zeiteinteilung und die praxisnahe Ausbildung. Auch die Schwesterhochschule, die Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport, hat einen Campus in Ismaning eröffnet. Zusammen haben die beiden privaten Hochschulen circa 2000 Studenten, die zu ihren Präsenzseminaren nach Ismaning kommen. Da ist es von Vorteil, dass Ismaning so gut angebunden ist, sowohl von den Straßen her als auch aus der Luft, denn der Flughafen ist nah.

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SZ vom 26.02.2019
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