SZ Lesercafé:Nah am Stau, weit von der S-Bahn

SZ Lesercafé: Wenn sich die Autos auf der A8 stauen, stehen sie meist auch in Hofolding, Brunnthal und Faistenhaar Stoßstange an Stoßstange.

Wenn sich die Autos auf der A8 stauen, stehen sie meist auch in Hofolding, Brunnthal und Faistenhaar Stoßstange an Stoßstange.

(Foto: Claus Schunk)

Die Gemeinde Brunnthal kämpft mit ganz unterschiedlichen Verkehrsproblemen.

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Zu den abenteuerlichsten Geschichten, die man sich in Brunnthal erzählt, gehören die über die Auswüchse des Verkehrs. Schließlich bewegt der die Menschen, die fern der Großstadt leben und doch mit Stau, Abgasen und Parkplatzproblemen kämpfen, wie kaum etwas anderes. Sobald es auf der Autobahn Probleme gibt, stehen in Hofolding, Brunnthal und Faistenhaar die Autos Stoßstange an Stoßstange. Auf der Suche nach Schleichwegen bleibt kein Ortsteil verschont. Wenn da jemand erzählt, dass ein schwerer Lkw auf einem Waldweg stecken geblieben ist, wundert sich keiner mehr. Erst kürzlich soll das passiert sein.

SZ-Lesercafé

Was den Südosten bewegt: Dienstag, 27. Juni, 10 - 17 Uhr im Eiscafé Venezia, Ottobrunn

Bürgermeister Stefan Kern (CSU) ist fast permanent mit den Nöten von Menschen konfrontiert, denen die Vorstellung, nach München fahren zu müssen, den Schweiß auf die Stirn treibt. Die Fahrt mit dem Auto endet oft schnell im Stau. Eine S-Bahnstation gibt es in Brunnthal nicht. Deshalb hat sich Kern im Landkreis zu einem Fürsprecher des Ausbaus des Öffentlichen Personennahverkehrs auch jenseits der S-Bahn entwickelt. Er will Carsharing oder Fahrrad-Verleihstationen auch auf dem Land etablieren. Bisher mit mäßigem Erfolg, weil sich das kaum rechnet.

Hoffnung auf ein gerechteres Tarifsystem

Wenn Bürgermeister Kern kommenden Dienstag gegen 10.30 Uhr zum SZ-Lesercafé nach Ottobrunn kommt, um mit Bürgern etwa über Verkehr, oder auch Kinderbetreuung und Wohnungsbau zu reden, kann er dennoch von Fortschritten berichten. Einen solchen sieht er etwa beim Busverkehr, wenn von Dezember 2018 an die Linie 244 über Brunnthal und Hofolding eine Verbindung zwischen den S-Bahnhöfen Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Sauerlach herstellen wird. Ein Zehn-Minuten-Takt wäre womöglich sogar drin, sagt er. Über Otterloh könnte im westlichen Gemeindebereich eine zweite Busanbindung an die Stadt geschaffen werden.

Die Hoffnung auf ein gerechteres Tarifsystem hat Kern zumindest nicht aufgegeben. Schließlich sei es ein Unding, dass jemand für eine Fahrt von Neubiberg ins Hasenbergl 2,80 Euro bezahle, aber von Brunnthal nach München 5,40 Euro, und von Peiß in der Gemeinde Aying gar 8,40 Euro. Kern fordert mutige und schnelle Entscheidungen. Ein Park-and-ride-Platz müsste seiner Ansicht nach an der Autobahnanschlussstelle Taufkirchen-Ost Autofahrer zum Umsteigen in ein öffentliches Verkehrsmittel bringen. Ob das dann eine Stadtbahn oder gar eine U-Bahn ist, wäre ihm im Grunde egal.

An solchen Punkten merken die Brunnthaler, dass sie von ihren Nachbarn abhängig sind. Sie sitzen nicht am Hebel. Wenn Ottobrunn etwa beim Aufbau neuer Verkehrsmittel bremst, stößt das bei Kern auf Unverständnis. Er kann auch nicht nachvollziehen, dass etwa Höhenkirchen-Siegertsbrunn zögert, ein Fahrradverleihsystem aufzubauen. Ohne die S-Bahngemeinde, das weiß Kern, wird es ein solches in Brunnthal nicht geben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: