SZ Lesercafé für Neubiberg:Das Tor geht auf

Zwei Drittel der Unterbiberger können ihren Balkon wegen des hohen Verkehrsaufkommens nicht nutzen. Etwas Abhilfe soll die Anbindung der Universität von Osten aus Schaffen - doch der große Wurf ist nicht in Sicht

Von Daniela Bode, Neubiberg

Würden die Unterbiberger gefragt, welches Thema sie besonders beschäftigt, wäre eine Antwort immer mit dabei: der Verkehr. Eine kleine Entlastung ist nun aber in Sicht, da der Ostparkplatz der Bundeswehruniversität in Neubiberg künftig über eine neue Straße von Auf der Heid angebunden werden soll - und nicht wie bisher über den Werner-Heisenberg-Weg und die Bamerstraße.

Ende Mai haben sich Vertreter der Gemeinde, der Bundeswehruniversität und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die die Grundstücke verwaltet, abgestimmt. Der Planungsausschuss der Gemeinde hat am Dienstag grünes Licht für den Plan gegeben. Die Diskussion machte aber deutlich, dass das Thema immer noch viel Zündstoff birgt. Vor allem, weil das Problem des Durchgangsverkehrs in Unterbiberg damit nicht gelöst wird. Denn die ursprüngliche Idee der Südanbindung Perlach, einer Entlastungsstraße zwischen Unterhachinger und Carl-Wery-Straße, ist erst vor kurzem ad acta gelegt worden.

Diesem Thema wird sich Bürgermeister Günter Heyland (Freie Wähler) am kommenden Dienstag, 27. Juni, beim SZ-Lesercafé im Eiscafé Venezia in Ottobrunn sicher stellen - Heyland wird von 14 bis 17 Uhr zu Gast sein.

Dann wird er sicher über die bisherige Rahmenplanung für Unterbiberg diskutieren, die vorsah, die Ortsverbindungsstraße zwischen Unterbiberg und Neubiberg über die Bamerstraße, den Werner-Heisenberg-Weg und das Frauenfeld und Auf der Heid zu verlegen. Diese Option lehnten die Universität und die Bima aber aus Lärmschutzgründen für die an der Bamerstraße liegenden Wohnbauten auf dem Campus ab. Nun sollen aber auf dem westlichen Teil des Ostparkplatzes an der Bundeswehruni Wohnungen für Studenten und auf dem östlichen Teil eine mehrstöckige Parkgarage entstehen. Die Gemeinde trat also an die Universität heran, das Osttor in der Universitätsstraße und damit den Ostparkplatz über eine neue Straße von Auf der Heid anzubinden. Dadurch soll die Universität von Osten her optimal erschlossen werden.

Die Gemeinde erhofft sich eine Entlastung für Unterbiberg. Die Autofahrer sollen über die Westumfahrung über den Tunnel kommen, statt über die Durchgangsstraße in Unterbiberg. "Die Bundeswehruniversität ist bestrebt, die Zufahrt über Chipkarten zu steuern", sagt Bürgermeister Günter Heyland von Neubibergs Freien Wählern.

Im Gremium gab es Lob für den Vorstoß, aber auch Bedenken. "Ich hoffe, dass die Bundeswehruniversität über die Chiplösung endlich reagiert und vom Westtor Fahrzeuge abgehalten werden", sagte Tobias Heberlein (SPD). Wenn es Änderungen gebe, freue er sich, bis dahin sei er aber skeptisch. Angesichts des künftigen Zuwachses an Bewohnern und Mitarbeitern an der Uni rechnet er nicht mit einer massiven Entlastung. Elisabeth Stettmeier (Freie Wähler) lobte den Vorstoß und sagte: "Ich glaube, wir müssen den Spatzen in der Hand nehmen und nicht die Taube auf dem Dach - die werden wir nicht kriegen". Reiner Höcherl (Freie Wähler), der selbst im Hallstattfeld in Unterbiberg wohnt, begrüßte die Idee ebenso. Er plädierte auch dafür, an den Gesprächen mit der Bundeswehruniversität dran zu bleiben. Er machte aber erneut das große Fass auf. "Für uns bleibt dennoch das Thema: Durchgangsverkehr raus", sagte er. Zwei Drittel der Unterbiberger könnten ihren Balkon wegen der Verkehrsbelastung nicht nutzen. Wie eine Studie des Büros Ingevost vor ein paar Jahren ergeben hat, resultiert ein Drittel des Verkehrs von den Anwohnern, ein Drittel von der Bundeswehruniversität und ein Drittel ist Durchgangsverkehr. Höcherl verwies auch auf den zu erwartenden Zuwachs. Im Juli eröffnet das Leonardo Hotel an der U-Bahnstation Neuperlach Süd mit 216 Zimmern, an der Carl-Wery-Straße baut die Gewofag ein Gebäude mit 430 Wohnungen.

Bürgermeister Heyland hatte kein Verständnis für die Kritik. Er unterstrich vielmehr, dass es außergewöhnlich sei, dass die Gemeinde in die Planungen der Bundeswehruniversität involviert würde. "Weil wir eine Gemeinsamkeit haben: Die Bundeswehruniversität und die Bima haben nichts dagegen, das Osttor zu stärken." Er sagte, dass man als Gemeinde hier nichts bestimmen könne. Er ärgerte sich über die Äußerungen Heberleins, dass die Bundeswehruni nicht bereit sei, sich zu bewegen. Diese seien "kontraproduktiv". Das Verkehrsproblem in Unterbiberg resultiere ohnehin daraus, dass das ursprüngliche Verkehrskonzept, die Südanbindung, "wegen unglücklicher Entscheidungen" nicht realisiert wurde. Der Gemeinderat hatte 2015 auf Antrag der Grünen und der CSU beschlossen, die Lösung nicht weiterzuverfolgen. Im März folgte auch der Münchner Stadtrat. "Da sollten wir nicht die verprellen, die mit uns am Tisch sitzen", sagte er.

Die große Lösung für den Verkehr in Unterbiberg ist mangels Südanbindung weiter nicht in Sicht. Aber verschiedene Maßnahmen sollen zur Verkehrsberuhigung beitragen. Zuletzt wurden an der Zwergerstraße die einseitigen Fahrbahnverengungen abgebaut, was auch zur Überraschung der Planer positive Ergebnisse brachte. Wie Ende vorigen Jahres bekannt wurde, waren die Geschwindigkeiten der Fahrer nach dem Abbau geringer. Es war vor und nach dem Abbau gemessen worden. Dann wurde noch einmal gemessen - und die positiven Ergebnisse wurden bestätigt. Zudem stehen weitere Maßnahmen im Raum: Möglicherweise soll auch die einseitige Fahrbahnverengung am Hachinger Bach abgebaut werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: