SZ-Forum zur Bürgermeisterwahl:Mit und ohne Plan B

Putzbrunn, Bürgerhaus, Podiumsdiskussion der Bürgermeisterkandidaten, Foto: Angelika Bardehle

Die drei Kandidaten in der Mitte: Eduard Boger, Edwin Klostermeier und Walter Hois (von links) treten am 4. März in Putzbrunn bei der Bürgermeisterwahl an. Die SZ-Redakteure Stefan Galler (links außen) und Lars Brunckhorst wollten wissen: Warum?

(Foto: Angelika Bardehle)

Bei ihrem einzigen Aufeinandertreffen im Wahlkampf offenbaren die Putzbrunner Bürgermeisterkandidaten Edwin Klostermeier, Eduard Boger und Walter Hois Gemeinsamkeiten und einige Unterschiede. Es wird auch emotional

Von Christina Hertel und Martin Mühlfenzl, Putzbrunn

Eduard Boger hat einen Plan B. Und er kann über diesen auf der Bühne im Putzbrunner Bürgersaal auch ziemlich locker sprechen, hat er doch nur wenige Stunden zuvor einen Wettkampf für die "Wendlstoana" erfolgreich bestritten. Auf die Frage also, was er denn vorhabe, wenn er am 4. März wieder nicht zum Bürgermeister gewählt wird, sagt Boger: "Dann werde ich Landesschützenmeister." Der erste Lacher des Abends sitzt.

Die Süddeutsche Zeitung hat am Montagabend zum einzigen direkten Aufeinandertreffen von SPD-Amtsinhaber Edwin Klostermeier mit den Bewerbern Eduard Boger (CSU) und Walter Hois (Gemeinschaft pro Putzbrunn/GPP) im Bürgermeisterwahlkampf geladen. Die annähernd 250 interessierten Bürger sowie die beiden SZ-Moderatoren Lars Brunckhorst und Stefan Galler wollten von den drei Bewerbern aber mehr wissen als nur deren Alternativpläne, falls es mit dem Einzug ins Rathaus der 6800-Einwohner-Gemeinde nichts wird. Dennoch der Vollständigkeit halber: Einen Plan B hat Edwin Klostermeier nicht. Warum auch? "Ich fühle mich mit 62 fit, dieses Amt weiter auszufüllen", sagt er. Walter Hois will nicht zu viel verraten: "Plan B liegt in der Schublade."

Mehr Geschoßwohnungen für "das mittlere Segment"

Seit zwölf Jahren ist der Sozialdemokrat Klostermeier im Amt, sein CSU-Herausforderer Eduard Boger unterlag ihm 2012 deutlich. Neu im Rennen ist Walter Hois. Wahlkampf führen die drei schon länger, mit harten Bandagen im Gemeinderat und manchmal vergifteten Debatten. Auf dem Podium indes bleiben am Montag die großen Angriffe der Kandidaten aufeinander aus. In einem zentralen Punkt sind sich die drei sogar weitestgehend einig: der Schaffung von neuem und vor allem vergünstigtem Wohnraum.

Putzbrunn, sagt Klostermeier, werde sich weg "vom klassischen Einfamilienhaus" bewegen. Die Zielgruppe "im mittleren Segment" brauche Geschosswohnungen, wenn möglich auch auf drei und vier Etagen. Boger stimmt zu: Es müsse nachverdichtet werden: "Das kann auch mit Partnern geschehen. Es ist gut, dass wir jetzt bei der Baugesellschaft München Land dabei sind." Grundsätzlich, sagt Hois, gehe er "damit konform"; es müsse aber genau geprüft werden, "wo in Putzbrunn gebaut wird".

Hois ist daran gelegen, den Amtsinhaber an einem anderen Punkt zu packen: Er wirft Klostermeier "Intransparenz" vor, auch und gerade wenn es um die Gemeindefinanzen geht. Dazu macht der GPP-Kandidat die Rücklagen der Gemeinde zum Thema: Die Gemeinde verfügt nach seiner Darstellung nicht über mehr als sieben Millionen Euro an Rücklagen, sondern nur über etwa drei Millionen.

"Davon können wir einen ganzen Kindergarten bauen."

Es ist ein kompliziertes Zahlenspiel, das Klostermeier nicht akzeptieren will: "Es wird von uns alles transparent offen gelegt. Ich verstehe auch nicht immer alles, rückversichere mich aber bei meiner Finanzabteilung." Die GPP solle sich doch einfach freuen, dass so viel Geld da ist: "Davon können wir einen ganzen Kindergarten bauen."

Als die Bürger an der Reihe sind, Fragen zu stellen, wird es emotional: Ein wichtiges Thema ist die geplante Umgehungsstraße. Seit vergangenem Jahr ist klar, dass sich dieses Projekt so schnell nicht wird realisieren lassen. Dort, wo sie ursprünglich geplant war, genehmigte der Gemeinderat der Familie Jakob den Bau eines Stadels. Seitdem liegen die Pläne auf Eis. Ihre Familie habe mit Anfeindungen zu kämpfen, behauptet Anneliese Jakob in der Diskussion.

Sie tritt, sichtlich aufgebracht, ans Mikrofon und wirft dem Bürgermeister vor, die Öffentlichkeit getäuscht zu haben: "In diversen Flyern behaupten Sie, mit allen Grundstückseigentümern einig gewesen zu sein. Doch sie waren noch nie bei uns." Jetzt mache man ihre Familie dafür verantwortlich, dass es mit der Umgehungsstraße nicht geklappt hat. "Das ist Rufmord."

Klostermeier widerspricht, ruhig, aber entschlossen: Sehr wohl sei er mit der Familie zusammengesessen und habe mit ihr über die Pläne für eine Umgehungsstraße gesprochen. "Ich habe auch nie behauptet, dass es mit allen Grundstückseigentümern einen Abschluss der Verhandlungen gab." Aber die Gemeinde sei weit gekommen und er habe schon die Notar-Urkunden über Grundstückskäufe in der Schreibtischschublade liegen.

Angriffe gegen den Bürgermeister kommen auch von Gemeinderäten: Martin Adler von den Freien Wählern, ein Unterstützer von Hois, wirft Klostermeier vor, nicht transparent genug zu sein, was die Pläne für eine Umgehungsstraße betrifft. Klostermeier habe Vorab-Skizzen, die den Verlauf einer Trasse zeigen, nicht öffentlich gemacht. Auch diesen Vorwurf weist der Bürgermeister scharf zurück: "Alles, was öffentlich gemacht werden darf, habe ich öffentlich gemacht." Es gebe bei Grundstücksangelegenheiten aber die Regel, zunächst geheim zu entscheiden. "Man darf nicht einfach alles ausplaudern."

"Das ging nach hinten los."

Auch GPP-Gemeinderat Hans Uher versucht, mit einer Frage, seinen Kandidaten zu unterstützen: Er will wissen, aus welchem Motiv heraus die Gemeinde Grundstücke kaufen soll. Um sie teurer weiterzuverkaufen und damit einen Gewinn zu machen? Oder um sie für die Gemeindeentwicklung zu behalten? Hintergrund dieser Frage: Die GPP hat sich gegen Grundstückskäufe ausgesprochen, weil sich die Gemeinde damit an "Spekulationsgeschäften" beteilige.

Mit seiner Frage hilft Uher aber nicht Hois, sondern Boger und Klostermeier. Beide erklären ausführlich, weshalb Grundstückskäufe aus ihrer Sicht wichtig sind - egal, ob man sie entwickelt, tauscht oder weiterverkauft. "Das ist für die Zukunft für unserer Kinder", sagt Klostermeier. "Eine Gemeinde sollte jeden Quadratzentimeter kaufen, den sie bekommen kann", ergänzt Boger. Nach der Veranstaltung erklärt Hois ehrlich: "Das ging nach hinten los."

Einig sind sich Hois, Boger und Klostermeier dagegen bei anderen Themen - etwa wenn es um die Frage geht, wie die Gemeinde den Einzelhandel im Ort attraktiver machen könnte. Fazit: Es hänge auch von den Bürgern ab, ob sie raus aus Putzbrunn zum nächsten Supermarkt fahren oder am Ort einkaufen. "Es ist schwierig, die Schuld dafür der Verwaltung zuzuschieben", sagt Boger. "Wir müssen auch unser eigenes Verhalten ändern." Einen ähnlichen Appell formuliert Klostermeier zum Thema öffentlicher Nahverkehr: Solange die große Mehrheit mit dem Auto fahre und die Busse leer blieben, sei es schwer, Verbesserungen beim Takt durchsetzen.

Ob sich der Takt im Rathaus ändern wird, haben am 4. März die Wähler in der Hand. Was die Herausforderer anders machen wollen als der Amtsinhaber? Hois will mehr Bürgerbeteiligung und das "Gemeinschaftsgefühl" stärken. Boger sagt, man könne einem anderen "nicht aufzwingen, wie er zu fühlen hat". Er will sein "gutes Netzwerk" zum Wohle der Gemeinde nutzen. Der amtierende Chef baut auf seine zwölf Jahre Erfahrung im Amt: "Das ist auch nicht zu unterschätzen. Und meine Tür im Rathaus steht immer offen."

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