SZ-Dialog in Unterhaching:Fast erste Liga

Viel Verkehr, schlechte Busverbindungen und hohe Mieten. Die Menschen in Unterhaching, Taufkirchen und Oberhaching plagen zwar Sorgen. Doch die SZ-Aktion im Café Lani zeigt auch, wie zufrieden sie sind

Von Iris Hilberth und Martin Mühlfenzl, Unterhaching

Wer sich rückversichern will, dass in Unterhaching eigentlich alles zum Besten bestellt ist, muss sich mit Mihai Paduretu unterhalten. Ihn kennt in der Gemeinde eigentlich jeder - und er ist als Geschäftsführer des TSV Unterhaching und langjähriger Trainer der Volleyballer so etwas wie ein kleiner Bürgermeister. Also zumindest für die 3500 Mitglieder eines der größten Sportvereine des Landkreises.

Gefragt also nach dem Zustand seines Vereins, der Zusammenarbeit mit dem Rathaus, der Unterstützung und den Zukunftsaussichten breitet Paduretu beim SZ-Dialog für das Hachinger Tal im Café Lani am Unterhachinger Rathausplatz die Arme aus und sagt: "Alles super." Der Sportler meint damit: Unterhaching spielt in der ersten Liga. Auch wenn die Volleyballer in dieser Saison "nur" den Aufstieg in Liga zwei anpeilen.

Paduretu kam gemeinsam mit TSV-Präsident Wolfgang Krühler ins zwar kleine, aber umso gemütlichere Café Lani. Und den beiden Sportlern folgten neben den Bürgermeistern Wolfgang Panzer aus Unterhaching, Stefan Schelle aus Oberhaching, dem Leiter der Unterhachinger Polizeiinspektion Stefan Schraut und Taufkirchens Zweitem Bürgermeister Alfred Widmann viele SZ-Leser und Interessierte, um ihre persönlichen Anliegen vorzubringen, mit den Kommunalpolitikern ins Gespräch zu kommen und den Journalisten um Redaktionsleiter Lars Brunckhorst den ein oder anderen Rechercheauftrag mit auf den Weg zu geben. Etwa 80 Besucher nutzten die Gelegenheit, um auf manche Missstände hinzuweisen, eigene Ideen einzubringen und auch Lob loszuwerden.

Von letzterem hatte Andreas Pfichner wenig im Gepäck. Und Bürgermeister Wolfgang Panzer war schon beim Betreten des Café Lani klar, dass sein erstes Gespräch kein sonderlich angenehmes sein würde. Denn Pfichner wohnt in der Andresenstraße und ist zugleich Sprecher der dortigen Anlieger, die sich wegen der Übertragung von 80 Prozent der Sanierungskosten ihrer Straße durch die Gemeinde gemäß der sogenannten Straßenausbausatzung übervorteilt sehen. Dieses Thema und auch der Widerstand der Anwohner, das machte der Schlagabtausch beim SZ-Dialog deutlich, wird den Gemeinderat auch im Jahr 2017 beschäftigen. Pfichner warf Panzer vor, die Anwohner nicht ausreichend und transparent über alle Zusammenhänge die Ausbausatzung betreffend zu informieren. Panzer, sagte der Anlieger, sei "kein Bürgermeister", sondern ein reiner Beamter. Panzer, der betonte, er müsse sich an "Recht und Gesetz" halten, wollte auf diesem Niveau nicht weiter diskutieren.

Vom Tisch ist dieses Thema freilich nicht. Aber beim SZ-Dialog war es damit dann auch beendet. Und somit Raum für alle großen und kleinen Anliegen der Unterhachinger, Oberhachinger und Taufkirchner Bürger. Denn die SZ hatte zwar zum Kaffee ins Unterhachinger Ortszentrum eingeladen, doch wollte die Redaktion schließlich insgesamt wissen "Was das Hachinger Tal bewegt".

Und das ist in der Summe nach achtstündigen interessanten Gesprächen, einigen kontroversen Debatten und intensivem Gedankenaustausch über die Gemeindegrenzen hinweg eine ganze Menge. Die SZ-Leser nutzten rege die Möglichkeit, mit den Vertretern der Redaktion, aber auch mit den Bürgermeistern der Gemeinden ins Gespräch zu kommen. Stühle wurden zusammengerückt, um sich auch an der Diskussion am Nachbartisch zu beteiligen, selbst einige, die ursprünglich nur gekommen waren um zuzuhören, waren bald mitten im Gespräch. Am Ende konnte man allerdings nicht nur dem TSV-Geschäftsführer Paduretu, sondern auch Polizeichef Schraut Recht geben: Wirklich große Probleme gibt es in den Gemeinden nicht. Mal von den hohen Mieten und exorbitanten Grundstückspreisen abgesehen.

So drehte sich in dem kleinen Café mit dem feinen Kuchen vieles um Verkehrsthemen. Wer darf wo seinen Laster parken, und vor allem: Warum darf der das? Wann tut die Gemeinde endlich etwas gegen Raser in den Tempo-30- Zonen und wie bekommt man das allmorgendliche Verkehrschaos am Utzweg in den Griff, den Eltern nutzen, um ihre Kinder mit dem Auto direkt vor die Türen der Schule zu bringen? Mehrfach angesprochen wurde auch die Situation in der verkehrsberuhigten Zone an der St.-Alto-Kirche, wo nach Beobachtungen von Anwohnern die wenigsten Schritttempo fahren und dann auf der Zielgeraden zur Kinderkrippe richtig Gas geben.

Auch der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist ein Thema, das die Leute im Hachinger Tal umtreibt. Natürlich wartet man auch hier auf den ganz großen Wurf, eine Tarifreform und neue Verbindungen, die die Attraktivität steigern. Vor allem aber auch kleine, örtliche Veränderungen stehen auf der Wunschliste, insbesondere bei älteren Bürgern, die beim Einkaufen auf Bus und Bahn angewiesen sind. So wurde mehrfach die Frage nach einer Busverbindung zwischen dem Ortsteil Fasanenpark und dem Gewerbegebiet Grünwalder Weg gestellt. Diese sieht Bürgermeister Panzer jedoch recht kritisch, da er die Gewerbetreibenden im Fasanenpark nicht schwächen möchte. "Dieses Anliegen wird häufiger an mich herangetragen, aber ich bin da zwiegespalten", sagte er, "wenn wir die Busse direkt dorthin fahren lassen, können die kleinen Geschäfte nicht überleben." Das schon länger kursierende Gerücht, dass der dortige Tengelmann demnächst von einem Netto-Markt abgelöst wird, bestätigten der Bürgermeister und sein Referent Hötzl erstmals öffentlich: "Am 26. Februar wird dort Netto eröffnen."

Eine echte Neuigkeit hatte auch Taufkirchens Zweiter Bürgermeister Widmann im Gepäck. Eine großflächige, überwiegend unrechtmäßige Abholzung von Bäumen hatte in der Gemeinde bei vielen Bürgern zuletzt zu großen Unmut geführt. Jetzt hat man sich die Sache im Rathaus mal ganz genau angesehen und den Schaden durchkalkuliert. Wahrscheinlich muss der Grundstückseigentümer, der hier zur Motorsäge griff, mit einem "größeren fünfstelligen Betrag" rechnen. Derzeit sucht die Verwaltung noch nach Musterurteilen, doch Widmann ist sich sicher, "dass es teurer wird, als es der legale Weg gewesen wäre".

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