SZ-Aktion "Läuft mit uns":"Eigentlich ist der innere Schweinehund ja immer nur der eine kleine Moment"

Lesezeit: 3 min

Andreas Schuberth ist seit 10 Jahren Lauftrainer beim TSV Gräfelfing. (Foto: Catherina Hess)

Andreas Schuberth, Lauftrainer beim TSV Gräfelfing, gibt Tipps, wie man der Suche nach Ausreden und dem Unwillen trotzt, nicht los laufen zu müssen.

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Turnschuhe anziehen und loslaufen - mehr braucht es für die Sportart Laufen nicht. Sie funktioniert an jedem Ort, zu jeder Tageszeit. Eigentlich, muss man sagen, denn da gibt es ja noch den bekannten inneren Schweinehund, den es zu überwinden gilt. Mal ist es das Wetter, mal ein stressiger Arbeitstag, Familienverpflichtungen oder man fühlt sich abgeschlagen und es wird schon dunkel draußen - es gibt viele Gründe, das Laufen auf morgen zu verschieben. Andreas Schuberth, 34 Jahre, passionierter Läufer und Lauftrainer der Leichtathletik-Jugendmannschaft beim TSV Gräfelfing, kennt sie alle, die Ausreden. Er hat Tipps, wie man es doch hinkriegt, endlich loszulaufen.

SZ: Können Sie einen guten Grund nennen, warum es sich lohnt, loszulaufen?

Schuberth: Die Hauptmotivation ist, etwas für seine Gesundheit zu tun, für das Herz, die Lunge, den Kreislauf, den Geist. Das gilt vor allem dann, wenn man den ganzen Tag im Büro sitzt. Ich merke, wie meine geistigen Fähigkeiten vom Laufen profitieren. Ich laufe oft in der Mittagspause im Home Office, da fallen mir währenddessen viele gute Dinge ein, die mir im Sitzen am Schreibtisch nicht gekommen wären. Noch ein Gesundheitsaspekt ist, dass man sein Gewicht natürlich gut halten kann. Ich esse zum Beispiel sehr gerne, aber das sieht man mir nicht an.

Auch wenn man einsieht, dass Sport gesund ist, scheint die Hürde manchmal unüberwindlich. Wie findet ein Anfänger den Einstieg?

Wichtig ist, sich nicht zu viel vorzunehmen, die kleinen Ziele zählen. Es ist gar nichts dabei, wenn man es anfangs nur zwei Minuten schafft zu laufen. Dann macht man halt eine Pause, geht ein Stück, läuft dann wieder zwei Minuten. Die erste Laufeinheit dauert vielleicht nur 15 oder 20 Minuten, Hauptsache ist, dass man sich gut fühlt. Wenn es zu anstrengend wird, macht es keinen Spaß. Läuft man zu schnell, wird man nur müde und fühlt sich hinterher erschlagen und verliert die Lust. Am Anfang sollte man so locker wie möglich loslegen, am Ende sollte man das zufriedene Gefühl haben, etwas für sich getan zu haben.

Man läuft los, kriegt das ein, zwei Wochen gut hin und dann kommt eine Schlechtwetterphase und man hat gar keine Lust, rauszugehen. Wie motiviert man sich dennoch?

Wetter ist auf jeden Fall ein Schweinehund. Man sucht sich selbst immer Ausreden, warum man nicht laufen muss. Wetter ist ein Klassiker. Mich lässt es auch nicht kalt, wenn es draußen eklig ist. Wenn ich merke, ich rede mir das so ein und winde mich, dann denke ich an meinen letzten Lauf zurück und wie ich mich danach gefühlt habe - nämlich geistig befreit und fitter. Laufen löst Glückshormone aus und genau daran, an dieses gute Gefühl muss man sich erinnern, wenn mal wieder keine Lust hat, rauszugehen.

Ist jede längere Pause ein Rückschritt?

Ja, das ist leider so. Beim Laufen wie bei allen Ausdauersportarten gilt: Steter Tropfen höhlt den Stein. Kontinuierlich dranbleiben, mehrmals die Woche laufen, das ist wichtig, sonst fängt man immer wieder von vorne an. Man muss nicht viel machen, aber immer wieder und in zeitlich regelmäßigen Abständen, dann wird man schnell besser und das motiviert natürlich auch, weiterzumachen und dranzubleiben. Dennoch sollte man sich nicht von einer längeren Pause demotivieren lassen. Hat man schon ein gewisses Niveau mal erreicht, findet man auch schnell wieder dorthin zurück.

Erinnert sich immer gerne der Glücksmomente, die das Laufen bei ihm auslöst: Andreas Schuberth. (Foto: Catherina Hess)

Welche Rolle spielt die Strecke, die man läuft, bei der Motivation?

Natürlich sollte man sich eine Strecke aussuchen, die einem gefällt. Ich selbst laufe gerne im Wald, weil ich meine Ruhe möchte, da kann ich die Gedanken schweifen lassen. Wenn man sich verbessern möchte, kann es auch helfen, eine Zeit lang dieselbe Strecke zu laufen, weil man merkt, wie man sich verbessert. Allerdings sollte man auch mal variieren. Denn es kommt der Punkt der Stagnation. Irgendwann verbessert man sich auf der Runde nicht mehr und das ist demotivierend.

Kann es motivierend sein, in der Gruppe zu laufen?

Gemeinsam mit Freunden laufen ist auf jeden Fall motivierend, dann zieht man sich gegenseitig mit. Wenn man mal keine Lust hat, dann rafft man sich dann doch eher auf, weil man den Laufpartner nicht hängen lassen will.

Was ist der Motivationskiller Nummer eins?

Die Müdigkeit nach einem langen harten Arbeitstag! Oft fasst man morgens den Entschluss, nach der Arbeit zu laufen, dann kommt man nach zehn Stunden Büro nachhause und eigentlich will man sich nur noch auf's Sofa legen. Genau in dem Moment muss man sich sagen: Hey, das letzte Mal hat mir Laufen doch Spaß gemacht und hat mir gutgetan. Eigentlich ist der innere Schweinehund ja immer nur der eine kleine Moment. Wenn man dann läuft, macht es meistens Spaß, auch bei schlechtem Wetter. Ich habe es noch nie bereut, mich überwunden zu haben, loszulaufen.

Die Aktion "Läuft mit uns" der SZ und des TSV Unterhaching startet am Dienstag, 26. April, mit einem Aktionstag an der Sportarena am Utzweg in Unterhaching, Beginn 18 Uhr. Das Training beginnt in der darauffolgenden Woche und endet am 10. Juli. Die Teilnahme ist für TSV-Mitglieder kostenlos, die Gebühr für Nichtmitglieder beträgt 50 Euro. Es besteht die Möglichkeit, einmal oder mehrmals pro Woche teilzunehmen. Anmeldung und Info unter fitness.gesundheit@tsv-unterhaching.de oder lkr-muenchen@sz.de .

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