SZ-Adventskalender:Endlich eine eigene Wohnung

Nach einer Trennung lebte Sarah S. mit ihren beiden Söhnen in der Obdachlosenunterkunft. Nun kann sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen.

Von Irmengard Gnau, Würmtal

Eigentlich lief alles gut im Leben von Sarah S.. Sie lebte mit ihrem Mann und den beiden gemeinsamen Söhnen in einer Mietwohnung mit Garten im Würmtal, beide waren berufstätig und hatten ein gutes Einkommen. Doch der Alkoholkonsum ihres Mannes machte S. Sorgen. Die Zahl der Biere am Abend wuchs, es gab Streit. Vielleicht, überlegte die junge Frau, wäre er zufriedener, wenn sie in der Nähe seiner Familie wohnen würden. So brachen sie kurzerhand die Zelte im Würmtal ab, kündigten die Wohnung, verkauften das Inventar und zogen mit den Kindern in das Heimatdorf ihres Ehemanns im Ausland.

Eine Entscheidung, die S. jedoch bald bereute. Dort gab es zwar ein großes Haus, doch keine Möglichkeit mehr für sie, ihren Beruf auszuüben. Und auch die Hoffnung, dass ihr Mann in der Heimat weniger trinken würde, erfüllte sich nicht. "Ich habe dort keine Zukunft gesehen, weder für mich noch für die Kinder", sagt sie rückblickend.

Sie fasste sich ein Herz und zog im Dezember 2021 mit den beiden Söhnen zurück ins Würmtal, zunächst zu ihrer Mutter. Doch in der Eineinhalb-Zimmer-Wohnung war kein Platz für alle, eine neue Wohnung fand die alleinsorgende S. trotz ihrer Bewerbungen nicht. Für ein halbes Jahr wurden eineinhalb Zimmer in der Obdachlosenunterkunft das Zuhause der dreiköpfigen Familie, Bad und Küche teilten sie mit den übrigen Bewohnern. Sarah S. gab nicht auf, sie nahm ihre Ausbildung zur Kinderpflegerin wieder auf, machte ihren Führerschein und bewarb sich parallel weiter auf Wohnungen, mit der Unterstützung von Tanja Fees von der Obdachlosenberatung der Awo-Wohnungsnotfallhilfe.

Die beiden Söhne besuchen inzwischen die Grundschule. Der Ältere allerdings hat sehr mit den Erlebnissen der vergangenen Monate zu kämpfen, er tut sich schwer mit dem sozialen Umgang in der Schule. Zwar wurde ihm eine Schulbegleitung bewilligt, jedoch nur für den Unterricht, nicht für die Mittagsbetreuung, was seinen Besuch dort unmöglich macht. Sarah S. musste mit ihrer Ausbildung pausieren, um ihren Sohn nach der Schule betreuen zu können. Zurzeit arbeitet sie tageweise als Aushilfe.

Im Herbst kam dann die frohe Nachricht: Eine Wohnung war gefunden. Für die Einrichtung war freilich wenig Geld da. Zuvorderst sollte das Kinderzimmer gut ausgestattet sein, das war S. wichtig, mit einem Hochbett, einem Kleiderschrank und einem guten Schreibtisch. "Die Kinder hatten noch nie ein echtes Kinderzimmer", sagt die Mutter. "Sie sollen sich wohlfühlen." Am Schreibtisch machen die Brüder nun ihre Hausaufgaben oder basteln, farbenfrohe Weihnachtssterne zum Beispiel.

Das Geld für eine Küche konnte kurzfristig über die Wohnungsnotfallhilfe und den SZ-Adventskalender gesammelt werden. Dafür ist S. sehr dankbar. Mit ihren Kindern backt sie gern an der Arbeitsplatte, Plätzchen haben sie schon gemacht. "Es ist einfach ein wunderbares Gefühl, wenn du von draußen reinkommst und weißt, du hast eine warme Wohnung, die dir gehört." Auch ihr Sohn ist schon viel ausgeglichener, seit die Familie in der eigenen Wohnung lebt. Eine Therapie soll ihm nun weiterhelfen, wieder ganz stabil zu werden. Ist das erreicht, will S. auch endlich ihre Ausbildung abschließen. Sie blickt zupackend in die Zukunft. "So viel Pech ich hatte, so viel Glück habe ich auch gehabt", sagt sie. "Meine Erfahrung ist: Es gibt immer eine Lösung."

So können Sie spenden

Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung e.V.

Stadtsparkasse München

IBAN: DE86 7015 0000 0000 6007 00

BIC: SSKMDEMMXXX

www.sz-adventskalender.de

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: