SZ-Adventskalender:Eine Waschmaschine für die Demenz-WG

SZ-Adventskalender: Claudia Prietzschk hat ihre Mutter Rosemarie Perkuhn in einer Demenz-WG untergebracht, weil diese rund um die Uhr auf Pflege angewiesen ist.

Claudia Prietzschk hat ihre Mutter Rosemarie Perkuhn in einer Demenz-WG untergebracht, weil diese rund um die Uhr auf Pflege angewiesen ist.

(Foto: Claus Schunk/)

Claudia Prietzschk weiß ihre 83-jährige Mutter in einer Wohngemeinschaft in Ottobrunn gut betreut. Doch für die Ausstattung hat sie den einen oder anderen Wunsch.

Von Angela Boschert, Ottobrunn

"Ich möchte nicht zu sehr auf die Tränendrüse drücken, denn es geht uns eigentlich gut", sagt Claudia Prietzschk, "aber für manche Notwendigkeiten ist einfach kein Geld da." Ihre Augen verweilen einen Augenblick auf ihrer Mutter Rosemarie Perkuhn, 83, die seit 2014 in einer Wohngemeinschaft für Demenzkranke in Ottobrunn lebt. Perkuhn ist inzwischen rund um die Uhr auf Pflege angewiesen, fühlt sich dennoch in Ottobrunn wie in einer Familie aufgehoben. So ist der große Wunsch, den ihre Tochter ausspricht, auch einer für die gesamte WG, zu der sechs Frauen und ein Mann zählen. Sie benötigen dringend eine leistungsstarke Waschmaschine und würden sich über einen Sonnenschutz für das Wohn- und Esszimmer riesig freuen. Denn dort wird es im Sommer brütend heiß, was für die Bewohner enorm belastend ist. Der SZ-Adventskalender will hier helfen.

Beim Besuch in der WG spürt man schnell, welche liebevolle, zugewandte Atmosphäre herrscht. Pflegerin Ona, die nicht mit dem Nachnamen in der Zeitung genannt werden will, reicht einer Frau einen Teller, geht um den Tisch herum, um dem Mitbewohner etwas zu trinken einzuschenken. Dabei wendet sie sich immer zu der angesprochenen Person und lächelt sie an. Rosemarie Perkuhn sitzt in ihrem Rollstuhl am Tisch zwischen den Mitbewohnern und schaut geradeaus. Sie sei noch erschöpft von der morgendlichen Dusche, erklärt ihre Tochter. Perkuhn kann sich kaum noch äußern, die einst lebenslustige Frau benötigt inzwischen 24 Stunden am Tag Unterstützung, sie hat Pflegegrad fünf.

Ihre Tochter sagt, die Geselligkeit tue ihr sehr gut. Nach dem Tod ihres Mannes hat Perkuhn weiter allein in ihrem Haus in Wuppertal gelebt. Sie war täglich mit ihrer Zwillingsschwester zusammen, beide haben sich sehr gemocht. Auch noch, als die Demenz kam, erst unmerklich, dann deutlicher. Die Zwillingsschwester hat zunächst die Büroangelegenheiten übernommen und sich zunehmend mehr um Perkuhn gekümmert. Häufig fuhr auch Prietzschk nach Wuppertal. Die Veränderung der Persönlichkeit ihrer Mutter hat deren Zwillingsschwester schließlich zu sehr belastet. "Es galt zu entscheiden: Pflegeheim in Wuppertal oder eine Lösung bei uns", erzählt Pritzschk, die in Hohenbrunn lebt und von daheim aus in Teilzeit bei einer Berufsgenossenschaft arbeitet. "Wir haben anfangs meine Mutter bei uns aufgenommen, aber das ging als vierköpfige Familie letztendlich nicht", sagt sie.

In der Ottobrunner Demenz-WG, einer privaten Einrichtung, hat jeder Bewohner einen eigenen Mietvertrag für sein Zimmer mit eigenem Bad. Er bringt sich beim Leben in der WG ein, so gut er kann. Aktuell stellt eine Mitbewohnerin ihre Waschmaschine für alle zur Verfügung. Die ambulante Betreuung übernimmt ein externer Pflegedienst. Die Angehörigen der Bewohner müssen mithelfen. So kümmert sich Prietzschk um den Wocheneinkauf an Lebensmitteln für die WG und natürlich organisiert sie Arzttermine für ihre Mutter. Doch haben die Kosten inzwischen jegliches Vermögen verschlungen: Das, was sie für den Verkauf des Hauses ihrer Mutter erhalten haben und auch die Ersparnisse der Familie, die in den vergangenen Jahren immer wieder Geld zugeschossen hat. Prietzschk hat für ihre Mutter jetzt Sozialhilfe beantragt und hofft, dass diese auch den Eigenanteil der Pflegekosten übernimmt, das sind monatlich 2300 Euro. Ob die kleine Rente ihrer Mutter für die Zimmermiete und den Essensanteil reicht, ist offen. Zumal noch Kosten für Medikamente, Hygiene- und Hilfsmittel anfallen.

Dennoch wünscht sie sich vor allem eine Waschmaschine für die WG, die dort täglich benötigt wird. Ein robustes Industriemodell wäre am allerbesten. Die Augen der Pflegerin strahlen, als Prietzschk dies andeutet, sie gibt aber zu bedenken, dass eine Markise für die großflächigen Fenster im Wohnbereich vielleicht vordringlicher sei. Dort, an dem langen Tisch, findet das gemeinsame Leben statt, wird geschrieben, gerätselt, gespielt und gegessen. Sie alle, Bewohner und Pfleger, wünschen sich seit Jahren einen Sonnenschutz. Als ob sie es vernommen hätte, nickt Perkuhn unmerklich.

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