Die Tänzerin wirft ein Bein nach hinten, dreht sich und fällt rückwärts in die Arme des Partners. Und schon steht sie wieder auf dem Parkett. Auch als er sie über die Schulter wirft, lächelt sie entspannt. Wer guten Lindy-Hop-Tänzern zuschaut, ist sofort von der Lässigkeit begeistert. Sogar artistische Einlagen sehen locker aus, Hüpfer scheinen kaum anstrengend zu sein, der Tanz wirkt wie spontanes Improvisieren und ein fröhliches Spiel. Doch ganz so einfach ist der Tanz, der in den 1920er-Jahren in New York entstanden ist, nicht.
Oksana Pavlova unterrichtet seit 17 Jahren Swingtänze und ist jetzt, seit sie vor drei Jahren aus der Ukraine nach München floh, als Tanzlehrerin für verschiedene Volkshochschulen tätig. Sie konzentriert sich dort auf Anfängerkurse bis sie die Genehmigung zur Gründung einer eigenen Tanzschule erhält. Denn Pavlova hat die Erfahrung gemacht, dass viele Tanzschulen für Swing-Anfänger es manchmal zu schwierig machten. „Wenn man die Teilnehmer unterhalten möchte, indem man jede Stunde neue Figuren bietet, kommen viele Leute nicht mit“, sagt sie.
Es tue ihr leid, wenn die Teilnehmer dann den Lindy Hop als zu schwer fänden. Aufwendig könne der Tanz schon werden, schwer sein müsse er aber nicht. In ihrer Heimat hat man progressive Unterrichtsmethoden in den Tanzschulen, bei der Wiederholung eine große Rolle spielt. „Das bedeutet grundsätzlich, dass jedes Thema eine logische Fortsetzung des vorherigen ist und weitgehend auf dem gesamten bisherigen Stoff basiert“, sagt sie. In ihren Kursen achtet sie darauf, dass Gelerntes zuerst richtig gut sitzt, bevor man Neues übt.
Trotzdem werden auch in den ersten Stunden schon kleine Choreografien erlernt, dafür reichen einfache Figuren wie Platzwechsel oder Send out – bei letzterem schickt der Mann die Frau von sich weg. Den lockeren Stil des Lindy Hop kann man auch dabei schon versuchen. Später stehen dann etwas schwierigere, aber umso schönere Figuren auf dem Programm: der Kick away, der Sugar Push oder gar der Tuck Turn. Wie gut man die erlernt, hänge vom Lehrer ab, sagt Oksana Pavlova. „Ich habe ein Gruppe Ü60, die auch schon schöne kleine Choreografien kann“, sagt sie. Bei ihr geht es langsam voran. „Ich weiß, dass die Leute viel Zeit brauchen.“ Zum Schluss der Stunden gibt es jeweils ein motivierendes Video.
An den Workshops von Oksana Pavlova nimmt man paarweise teil. Wer dabei den führenden Part übernimmt, ist jedem Paar selbst überlassen, auch ob Mann und Frau oder gleichgeschlechtliche Paare teilnehmen. Die erfahrene Swing-Tanzlehrerin bietet natürlich neben Lindy Hop auch weitere Tänze an Volkshochschulen rund um München an. Und wer noch etwas Geduld hat, der kann – so hofft sie – bald auch in ihre eigene Tanzschule kommen.
Die nächsten Anfänger-Tanzkurse: 11. Mai VHS Gröbenzell, 25. Mai VHS Haar, 28. Juni VHS Aschheim, 29. Juni VHS Puchheim.