Sturmschäden:Das große Aufräumen nach "Sabine"

Sturmschäden: Umgestürzte und halb umgestürzte Bäume wie hier bei Höhenkirchen-Siegertsbrunn stellen eine Gefahr dar.

Umgestürzte und halb umgestürzte Bäume wie hier bei Höhenkirchen-Siegertsbrunn stellen eine Gefahr dar.

(Foto: Claus Schunk)

Die Feuerwehren fuhren zu 530 Einsätzen, Waldkindergärten wie in Ismaning und Friedhöfe wie in Haar blieben nach dem Sturm bis Mittwoch geschlossen. Jetzt müssen die Wälder von entwurzelten Bäumen befreit werden.

Von Alina Hanss

Dass das Sturmtief Sabine auch den Landkreis in seiner Wucht nicht ausgelassen hat, wird zwei Tage später immer deutlicher, nachdem die Aufräumarbeiten begonnen haben und die ersten Schäden beseitigt wurden. Von einem "eher größeren Ereignis" spricht Albert Ederer, der Leiter der Feuerwehreinsatzstelle im Landratsamt. Insgesamt habe man bei den Feuerwehren im Landkreis seit Sturmbeginn am Montagmorgen 530 Einsätze gezählt. Der größte Teil betraf entwurzelte Bäume, die aus dem Weg geschafft werden mussten. Vereinzelt wurde die Feuerwehr auch gerufen, wenn der Wind Hausdächer abgedeckt hatte.

Auch die Freiwillige Feuerwehr Grasbrunn war während der stürmischen Tage im Einsatz. Neben umgestürzten Bäumen auf den Straßen war die Feuerwehr vor allem damit beschäftigt, ein umherfliegendes Trampolin einzufangen, das auf die Autobahn zu fliegen drohte.

Waldbesitzer, Forstbetriebe und Parkbetreiber sowie andere Einrichtungen in der Natur hatten dank der frühzeitigen Sturmwarnung des Deutschen Wetterdienstes genug Zeit, um Sicherheitsmaßnahmen und Vorbereitungen zu ergreifen. So auch der Waldkindergarten in Ismaning. "Die Sicherheitslage war klar, nach draußen konnten wir mit den Kindern am Montag nicht", sagt Isabel von Harling aus dem Vorstand. "Schwierig an der Sache war nur, dass wir mit den 20 Kindern in die Waldorfschule Ismaning ausweichen wollten", erzählt Harling, wo für solche Fälle ein Schutzraum eingerichtet sei. "Die Schule war aber auch geschlossen."

Dementsprechend konnte der Waldkindergarten erst am Mittwoch wieder den vollen Betrieb aufnehmen. Dies aber nicht, ohne vorher die umliegenden Bäume auf ihre Standfestigkeit zu überprüfen. Bauhofarbeiter hätten alle angeschlagenen Bäume gefällt und den Wald von losen Ästen befreit. "Jetzt sieht es hier ringsherum so aus, als läge dort ein Teppich aus abgerissenen Tannenzweigen", schildert Harling die Lage.

Andrea Lindzmaier aus Haar kann den Eindruck bestätigen. Die Baumkontrolleurin der Gemeinde ist unter anderem für den Waldfriedhof verantwortlich und hatte die letzten Tage einiges zu tun, als es die Bäume "wie Korken" aus der Erde entwurzelt habe, wie sie sagt. "Am hinteren Friedhofsteil sind einige Bäume umgefallen, die jetzt mit dem Traktor rausgeholt werden müssen", sagt die Landschaftsgärtnerin.

Durch die Pflege der Anlage und das regelmäßige Entsorgen des Totholzes habe man das Risiko von Unfällen minimieren können. Trotzdem blieb der Friedhof am Montag und Dienstag aus Sicherheitsgründen geschlossen. Aus diesem Grund musste in Haar auch das erste Mal eine Urnenbeisetzung wegen der Wetterereignisse verschoben werden.

Dennoch habe Sabine im Landkreis nicht so gravierende Schäden angerichtet, wie das in anderen Gebieten der Fall sei, sagt Georg Kasberger, Behörden- und Bereichsleiter Forsten im Landwirtschaftsamt. "In den letzten Jahren gab es immer wieder solche Winterstürme in ähnlichem Ausmaß. Wir können keine Zunahme beobachten." Stattdessen verzeichne man aber eine steigende Anzahl an Sommergewittern, die ebenfalls große Schäden anrichten könnten.

Sturmschäden: Damit die Kinder wieder spielen können, wurde das Gelände des Waldkindergartens in Ismaning geräumt.

Damit die Kinder wieder spielen können, wurde das Gelände des Waldkindergartens in Ismaning geräumt.

(Foto: Privat)

"Aus Sicht der Wald und Forstwirtschaft haben wir zurzeit allerdings mit mehreren Gefahren für den Wald zu kämpfen, die sich gegenseitig bedingen", erklärt Kasberger. Der Befall mit Borkenkäfern und das Eschentriebsterben richte nicht nur einen wirtschaftlichen Schaden an, sondern führe auch dazu, dass stabiler und robuster Bestand am Waldrand entfernt werden müsse, um betroffene Bäume abtransportieren zu können.

Dadurch bilde sich eine Eintrittspforte für Stürme, durch die sonst widerstandsfähige Wälder leichter angegriffen werden könnten. "Genau dieses Phänomen ist bei dem aktuellen Unwetter in vielen Wäldern eingetreten und hat zu großen Schäden geführt." Eine Wiederaufforstung der Waldränder dauere Jahrzehnte, weiß der Experte. Die sei aber notwendig, um sich für weitere Stürme und Unwetter zu wappnen.

Das Landratsamt warnt, dass auch Tage nach dem Sturm instabile und kaputte Bäume oder herunterfallende Äste eine große Gefahr darstellen können. Das bestätigt auch Klaus Kagerer von der Waldbesitzervereinigung Holzkirchen, der auch für Teile des Landkreises München zuständig ist: "Der Wald ist zwar mit einem blauen Auge davon gekommen, denn der Sturm war lang nicht so dramatisch wie angekündigt. Trotzdem soll weiterhin von Spaziergängen im Wald abgesehen werden."

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