Streit um Keferloher Montag:Wörter zu Pflugscharen

Streit um Keferloher Montag: Die Auftritte von CSU-Politikern - im Bild Peter Gauweiler 2015 - beim Keferloher Montag sind vor allem der SPD ein Dorn im Auge.

Die Auftritte von CSU-Politikern - im Bild Peter Gauweiler 2015 - beim Keferloher Montag sind vor allem der SPD ein Dorn im Auge.

(Foto: Claus Schunk)

Der Landkreis will einen landwirtschaftlichen Wettbewerb fördern. Der SPD passt das gar nicht, weil im Bierzelt regelmäßig CSU-Politiker Wahlkampf machen.

Von Iris Hilberth, Grasbrunn

An der Bedeutung des Keferloher Montags für den Landkreis München scheiden sich schon lange die Geister in den Kreisgremien. Die einen halten das jährlich Anfang September stattfindende mehrtägige Landwirtschaftsfest für eine wichtige Tradition, die es zu erhalten gilt. Die anderen aber sehen in der vom Verein Keferloher Freunde organisierten Veranstaltung eine CSU-Werbeaktion, die keinesfalls mit öffentlichem Geld gefördert werden soll. Am Mittwoch stand der Keferloher Montag wieder einmal auf der Tagesordnung, diesmal im Ausschuss für Sport, Kultur und Partnerschaften des Kreistags. Und es kam, wie es kommen musste und wie es Landrat Christoph Göbel (CSU) bereits vermutet hatte: "Man rechnet schon damit, dass dann eine politische Diskussion entbrennt." Diesmal setzten sich die Freunde der Keferloher Freunde durch.

Es ging um einen Zuschuss für ein sogenanntes Leistungspflügen, einen Wettbewerb, bei dem junge Landwirte ihre Fähigkeiten in einer alten Tradition unter Beweis stellen können. Dabei ist nicht Schnelligkeit, sonder Präzision gefragt, wie CSU-Kreisrat Josef Hornburger erläuterte. Überhaupt sei das Ackern wieder auf dem Vormarsch. "In dem Moment, wo ich ackere, bereite ich die Ernte für das nächste Jahr vor", warb Hornburger, selbst Mitglied bei den Keferloher Freunden, für das Leistungspflügen mit Wertungsrichtern und Preisverleihung beim Keferloher Montag.

In dem Antrag, der bei Landrat Göbel auf dem Tisch landete, führte der Verein noch aus, dass bis vor 20 Jahren das Ackern sogar ein fester Bestandteil im Lehrplan der Berufsschule München-Land gewesen sei. Daher richte sich der Wettbewerb mit Traktor und Pflug vorwiegend an die Auszubildenden der landwirtschaftlichen Berufe, die diese Schule besuchen. Einen Acker für die Wettkämpfer haben die Keferloher Freunde bereits gefunden. Die Gutsverwaltung Fink sei so freundlich gewesen, das Stück Land kostenlos zur Verfügung zu stellen. Dennoch ist die Ausrichtung eines solchen Wettackerns nicht gerade günstig. 10 000 bis 12 000 Euro wären schon notwendig, um Preise, Verköstigung, Prüfer, Sicherheit und Zeltmiete zahlen zu können. Und die soll der Landkreis beisteuern, weil der Keferloher Montag den Verein eh schon 25 000 bis 30 000 Euro kostet, was allein durch Spenden finanziert werden muss.

"Eine CSU-Veranstaltung soll die CSU finanzieren."

Dass das für die SPD überhaupt nicht infrage kommt, machte Annette Ganssmüller-Maluche unmissverständlich klar. "12 000 Euro sind jenseits von dem, was sachgemäß ist", sagte die stellvertretende Landrätin, "wir sehen den Landkreis nicht als Melkkuh für einen CSU-Förderverein." Ganssmüller-Maluche warf den Keferloher Freunden vor, lediglich CSU-Politikern in Wahlkampfzeiten ein Forum zu bieten. "Das hat nichts mit einem Bauernfeiertag zu tun." Selbst der Bauernverband habe vor drei Wochen entschieden, den Keferloher Montag nicht mehr finanziell und ideell zu begleiten, so Ganssmüller-Maluche.

Angemessen wären vielleicht 4000 Euro, "aber aus unserer Sicht gar kein Euro, denn eine CSU-Veranstaltung soll die CSU finanzieren". Natürlich dürfe geackert werden, dagegen habe die SPD ja gar nichts, doch könnten auch die Burschenvereine einen solchen Wettbewerb veranstalten. Auch die Grünen wollen für das Wettpflügen kein Geld ausgeben. "Das Thema Landwirtschaft ist uns auch sehr wichtig, aber die Probleme sind anderswo gelegen", sagte Oliver Seth. Er gab zu bedenken, dass die Direktvermarktung der Bauern nicht vom Landkreis finanziert werde, was 13 000 Euro gekostet hätte.

CSU-Mann Hornburger sieht das erwartungsgemäß völlig anders: "Es ist keine politische Sache, die hier gefördert wird", betonte er. Mit dem, was im Festzelt passiere, habe das überhaupt nichts zu tun, sagte er in Anspielung auf die von der SPD monierten CSU-Redner. Das stellte auch FDP-Kreisrat Tobias Thalhammer etwas empört klar. Schließlich würde auch seine Partei die Veranstaltung für Auftritte nutzen. Dass sie dafür nicht mehr das Festzelt, sondern die kleine Tenne buche, sei auch der Tatsache geschuldet, dass die Freien Demokraten befürchteten, das Zelt nicht voll zu bekommen. Er hält den Keferloher Montag für eine wichtige Veranstaltung, die es zu unterstützen gelte. Florian Ernstberger von den Freien Wählern sieht die Sache "ganz unpolitisch", er findet es "völlig unwichtig, wer da in der Kutsche sitzt". Obwohl ihm die "gewaltige Summe" Bauchgrimmen bereitete, stimmte er zu.

Frühjahrsarbeiten in der Landwirtschaft

Früher stand Ackern auf dem Lehrplan der Berufsschule München-Land.

(Foto: dpa)

Landrat Göbel hält den Antrag auf einen Zuschuss für "unverdächtig". Der Keferloher Montag habe eine "hohe emotionale Bedeutung bei den Landwirten und eine jahrhundertlange Tradition", sagte er. Erst werde der landwirtschaftliche Charakter der Veranstaltung gefordert, so Göbel. Wenn man dann das Angebot nicht annehme, konterkariere man sich selbst. Dass überwiegend CSU-Politiker dort auftreten, sieht Göbel vor allem in der Zusammensetzung der Staatsregierung begründet. "Bayern hat nur einen Ministerpräsidenten, und der ist nun mal von der CSU."

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