Streit um Ausrüstung:Baierbrunner Schwelbrand ist gelöscht

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Feuerwehr erhält nach Rücktrittsdrohung des Kommandanten ein neues Fahrzeug

Von Michael Morosow, Baierbrunn

Wenn Freiwillige Feuerwehren neue Ausstattungen benötigen, wird ihren entsprechenden Anträgen in kommunalen Gremien in der Regel ohne lange Diskussionen einstimmig stattgegeben. In Baierbrunn war dies zuletzt nicht der Fall gewesen. In der Augustsitzung des Gemeinderats war es während teils heftiger Debatte um die Ausstattung eines neuen Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF) Bürgermeister Wolfgang Jirschik (ÜWG) zuviel geworden, sodass er eine Entscheidung darüber vertagte, um sich in der Folge als Brandlöscher zwischen der Feuerwehr und dem Gemeinderat zu bewegen.

Dabei war ihm offenbar Erfolg beschieden, jedenfalls einigte sich das Gremium in seiner jüngsten Sitzung mit einer Gegenstimme darauf, 450 000 Euro für die Neuanschaffung eines Löschgruppenfahrzeuges auszugeben. Damit sollte die Kuh vom Eis sein und die zuletzt geäußerten Rücktrittsdrohungen von Kommandant Johann Stockinger und dessen Stellvertreter Reinhard Löhr obsolet.

Gegen die Entscheidung hat dabei nur CSU-Gemeinderat Bernhard Ketterl gestimmt, der bereits in der Augustsitzung laute Zweifel an der Notwendigkeit eines neuen HLF geäußert hatte, weil das alte seiner Meinung nach noch 20 Jahre Einsätze fahren kann. Insbesondere aber stieß er sich an der seiner Meinung nach teils unnötigen Ausstattung. Dass Ketterl seit 40 Jahren Mitglied der Baierbrunner Feuerwehr ist, machte die Sache dabei für seine Kameraden nicht einfacher.

Von einem Feuer am Dach im Lager der Brandbekämpfer war zumindest offiziell zwar nie die Rede gewesen, aber wie sehr sich die Debatte über ihr neues Fahrzeug zu einem Reizthema hochgeschaukelt hatte, zeigte sich zuletzt bei der Bürgerversammlung, als Landrat Christoph Göbel (CSU) entgegen seiner Gewohnheit explizit die Verdienste der Baierbrunner Feuerwehr für die dörfliche Gemeinschaft hervorhob - wohl um dem schwelenden Streit ein wenig die Schärfe zu nehmen. Dass Baierbrunn einen neuen Löschwagen braucht, darüber herrscht im Gemeinderat dabei schon lange Einigkeit, hat der Löschwagen "Florian Baierbrunn 40/1" doch bereits 28 Jahre auf dem Buckel und kann das neue HLF nicht nur bei Bränden eingesetzt werden, sondern etwa auch bei Unfällen oder Naturkatastrophen.

Der Streit aber entzündete sich an der Ausstattung. Bernhard Ketterl, der auch zweiter Bürgermeister der Gemeinde ist, stellte von Anfang an die Notwendigkeit zum Beispiel einer Tauchmotorpumpe, eines neuen Spreizers oder einer neuen Kettensäge in Zweifel und forderte damit geradezu seine Kameraden, die Kommandanten Stockinger und Löhr, heraus. Beide hielten dagegen, dass die Gerätschaften zum Teil 40 Jahre alt seien und ausgedient hätten. Und Pumpenanlagen, so wurde im Gemeinderat vorgetragen, müssten seit Februar 2019 die Kategorie der Trinkwasserschutzverordnung erfüllen. Der Preis allein für die Pumpe: 30 000 Euro. Nach dem Votum für die Anschaffung des 450 000 Euro teuren Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeuges wird jetzt von der Baierbrunner Rathausverwaltung deren Ausschreibung vorbereitet.

© SZ vom 06.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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