Streik im öffentlichen Nahverkehr:Scharfe Kritik an MVG

Fahrgastvertreter rügen den Notfallplan und die fehlenden Nachtlinien. MVG-Chef König schiebt die Schuld auf die streikende GDL - und spricht von einer "vergifteten Atmosphäre" unter den Fahrern.

Die Aktion Münchner Fahrgäste hat die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) dafür kritisiert, dass seit Donnerstag Tram und Busse nachts nicht fahren. Die MVG hatte die Nachtlinien wegen der "anhaltenden Streikaktivitäten" der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) eingestellt.

Streik im Öffentlichen Nahverkehr: Die MVG hat einen Notfahrplan konzipiert, die U-Bahnen fahren im zehn- bzw. 20-Minuten-Takt. (Foto: dpa)

Fahrgastvertreter Andreas Nagel fordert von der MVG zumindest einen eingeschränkten Dienst: Busse und Trambahnen sollten auch am Wochenende im Ein-Stunden-Takt fahren wie sonst unter der Woche. Schließlich bestehenach dem Personenbeförderungsgesetz eine "Betriebspflicht", so Nagel, derzufolge die MVG sicherstellen müsse, dass der Betrieb "während der Geltungsdauer der Genehmigung den öffentlichen Verkehrsinteressen und dem Stand der Technik entsprechend" aufrechterhalten bleibe. Nagel: "Dass es während der Wiesn kein öffentliches Verkehrsinteresse in der Nacht gibt, ist schwer vorstellbar."

MVG-Chef Herbert König sagt, dass wegen des Streiks nicht genügend Fahrer zur Verfügung stünden. "Wir wissen um den Grundversorgungsauftrag", sagt König. Die Betriebspflicht gelte jedoch nur "im Rahmen der vom Unternehmen beeinflussbaren Bedingungen", sagt Matthias Korte (MVG).

Bei einem unbefristeten Streik seien die Mitarbeiter nicht verlässlich einplanbar. Man habe den Notfahrplan so konzipiert, dass der Berufsverkehr nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen werde und sich im Gegenzug entschieden, nachts Abstriche zu machen. "Das war eine Abwägungssache", so Korte.

König fordert von der GDL, den Streik zu beenden. Die Atmosphäre unter den Fahrern sei "vergiftet".

© SZ vom 04.10.2010/mai/mob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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