Straßlach-Dingharting:Klage gegen Radlverbot

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Bei Radlern beliebt: die steile Abfahrt der Mühlstraße in Straßlach-Dingharting zum Isarkanal. (Foto: Angelika Bardehle)

Ein Münchner will das Fahrverbot für Radler auf der steilen Mühlstraße nicht akzeptieren. Straßlachs Bürgermeister hat dafür kein Verständnis

Von Iris Hilberth, Straßlach-Dingharting

Die Routen durch die kleine Gemeinde Straßlach-Dingharting im Süden des Landkreises zählen unter Radfahrern zu den häufig frequentierten Feierabendstrecken. Beliebt ist Straßlach-Dingharting auch als Ziel am Wochenende, etwa für einen Ausflug zum Deininger Weiher oder an die Floßrutsche. Herumgesprochen hat sich unter den Radlern mittlerweile das vom Rathaus verhängte Fahrverbot auf der Mühlstraße, jener stark abschüssigen Strecke hinunter an den Isarkanal. Die Empörung darüber ist weiterhin groß, denn Autos dürfen hier fahren, Fahrräder nicht. Inzwischen klagt laut Bürgermeister Hans Sienerth (parteifrei) ein Münchner sogar gegen das Verbot.

Dass Straßlach-Dingharting durchaus aber auch den Radfahrern zugeneigt ist, hat der Gemeinderat am Mittwochabend bewiesen. Einstimmig hat er beschlossen, sich beim Landkreis um den Bau einer Radhauptverbindung zu bemühen, die an die gerade im Bau befindliche Verbindung von Deisenhofen nach München angeschlossen werden soll. Er griff damit einen Antrag der CSU auf, einen Radschnellweg zu beantragen. Da dessen Umsetzung schwierig ist, will man nun dem Beispiel von Oberhaching und Sauerlach folgen und sich vom Landkreis die abgespeckte Version einer Hauptverbindung wünschen.

Zudem hat das Gremium einem vom Isartalverein beantragten Radfahrverbot auf dem Damm zwischen Dürnsteiner Brücke und dem Kraftwerk Mühltal eine Absage erteilt. Der Eglinger Gemeinderat, der sich einen Tag zuvor mit dem selben Anliegen für das Teilstück zwischen Ickinger Wehr und Mühltal beschäftigte, war der gleichen Ansicht: Es gibt weder aus Naturschutzgründen noch aus polizeilicher Sicht einen Grund für ein Verbot.

Allerdings "missbilligt" Straßlach-Dingharting "ausdrücklich das Verhalten rücksichtsloser Radfahrer", heißt es in dem Beschluss. Bürgermeister Sienerth erwägt deshalb, mit einem Schild zur Rücksichtnahme zu ermahnen: "Sie sollen wissen, dass sie sich auf dem Gebiet von Straßlach-Dingharting befinden, und da sollen sie jetzt brav sein", sagte der Rathauschef.

Am Abfahrtsverbot auf der Mühlstraße hingegen will die Gemeinde trotz Kritik unbedingt festhalten. Sienerth berichtete von "dauernden Beschwerden" von Fußgängern, die sich von den vorbeirasenden Rennradlern gefährdet sehen. Insbesondere will die Gemeinde die Radfahrer auch vor sich selbst schützen. Das Gefälle von bis zu 16 Prozent im obereren Teil verleitet zu hohem Tempo; erst kürzlich habe wieder ein Frau die Kontrolle über ihr Rennrad verloren und sei so schwer gestürzt, dass der Rettungshubschrauber kommen musste.

Noch während die Polizei den Unfall aufnahm, soll ein anderer Radler mit Tempo 70 vorbeigeschossen sein. Laut Sienerth ließ der sich auch zunächst nicht stoppen. "Unverschämt und unbelehrbar" sei der gewesen. "Es gibt einige in der Liga der Radfahrer, die das Hirn ausschalten, sobald sie sich das Trikot anziehen", sagte der Bürgermeister und verwies auf einen Todesfall im vergangenen Jahr auf dieser Strecke. Sollten die Richter das Radfahrverbot an diesem Berg aufheben, "dann können sie zukünftig auch die Beileidskarten schreiben", findet Sienerth.

Fakt ist aber auch: Hier schiebt keiner. Und viele Gemeinderäte ärgert es gewaltig, dass die Polizei zu selten kontrolliert. Die Gemeinde selbst darf nur Parksünder aufschreiben, nicht aber bei Radfahrern das hier fällige Bußgeld von 20 Euro kassieren. Vielleicht wäre ein Blitzer für Radfahrer die Lösung, überlegt Peter Schneider von der Unabhängigen Wählervereinigung. Denn gegen Radfahrer, die vorsichtig mit Tempo 20 den Berg hinunterrollen, hat er ja nichts.

© SZ vom 24.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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