Straßlach-Dingharting:Klein, sicher und geburtenstark

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Auf der Bürgerversammlung in Straßlach-Dingharting gibt's wenig zu klagen, außer über die hohen Immobilienpreise

Von Michael Morosow, Straßlach-Dingharting

Die Gemeinde Straßlach-Dingharting ist der Bonsai unter den 29 Landkreiskommunen. Mit gerade einmal 3248 Einwohnern (Stand: 23. November) ist sie die kleinste, ihr Wachstum ist gedrosselt, aber sie gedeiht. Dass sich die Straßlacher und die Dinghartinger insgesamt wohl fühlen in ihrem Ort, war am Donnerstagabend bei der Bürgerversammlung zu spüren. Mehr als hundert Besucher kamen dazu ins Bürgerhaus, fanden Lebkuchen, Nüsse und Mandarinen auf den Tischen vor, freuten sich über Kostproben eines jugendlichen Bläserensembles der örtlichen Musikschule und harrten der Rede von Bürgermeister Hans Sienerth (parteifrei), der ihnen gleich zu Beginn eine Besonderheit ihrer Gemeinde vor Augen hielt: Mit 2,4 Kindern pro Frau

ist Straßlach-Dingharting zur geburtenstärksten Kommune im ganzen Landkreis avanciert. Dass die Einwohnerzahl dennoch nicht rapide in die Höhe schnellen wird, liegt wohl an ihrer attraktiven Lage und den damit verbundenen hohen Grundstückspreisen und Mieten. Diese Situation packte Sienerth denn auch in einen Witz: "Ein Münchner gewinnt eine Million Euro und sagt seinem Freund, er werde sich dafür eine Wohnung kaufen. 'Und was tust du mit dem Rest?', fragt sein Freund. 'Den werd ich finanzieren'", sagt der Münchner." Werde weiterhin ein organisches Wachstum verfolgt, seien die Möglichkeiten der Gemeinde sehr eingeschränkt, erklärte der Bürgermeister. Neuausweisungen selbst zum reduzierten Preis bei Einheimischenmodellen seien für Familien kaum noch erschwinglich. Die Folge in manchen Fällen sei, dass Menschen sich Straßlach nicht mehr leisten könnten und wegzögen. Der Gemeinderat suche nach kreativen Ideen zur Lösung dieses Problems, sagte Sienerth, der im Besonderen auf die Situation der Kinder und Senioren im Ort einging.

So erfreulich der reiche Kindersegen ist, für die Gemeinde ergibt sich daraus ein dringender Handlungsbedarf. Bisher habe zwar so gut wie jedes Kind einen Betreuungsplatz, aber man müsse jetzt dringend und schleunigst die vom Gemeinderat bereits beschlossene Erweiterung des Kindergartens anpacken, "sonst wird's 2020 eng", sagte Sienerth.

Zumal viele ältere Menschen unter den Besuchern waren, wird sich Sienerth einige Freunde gemacht haben mit seiner Ankündigung, die Seniorenpolitik werde der Schwerpunkt in den nächsten zehn Jahren sein. 503 Gemeindebürger seien im Alter zwischen 65 und 79 Jahren, fünf Prozent von ihnen würden dereinst Bedarf für Betreutes Wohnen und Pflege anmelden. Und von den 220, die 80 Jahre und älter seien, seien 19 Prozent auf Hilfe angewiesen. In von Senioren moderierten Workshops sollen nun Vorschläge und Lösungen erarbeitet werden. Eine Umfrage habe unter anderem ergeben, dass sich viele ältere Gemeindebürger einen Seniorenbus wünschten, sagte Sienerth.

Gerade die Senioren hatte auch der Leiter der Polizeiinspektion 32 in Grünwald, Andreas Aigner, im Auge, als er in seinem Bericht vor Trickbetrügern warnte, die sich gerne als Polizeibeamte ausgäben. Im Juli habe man 30 solcher Betrugsversuche im Ort registriert. Mit nur 18 Straftaten pro 1000 Einwohner sei die Gemeinde aber ein sehr sicherer Ort. Auch finanziell steht sie gut da, die Gewerbesteuereinnahmen von 3,1 Millionen Euro bedeuten neuen Rekord. Über die Kreisumlage von 2,2 Millionen Euro wollte der Bürgermeister erst gar nicht schimpfen; erstens ist sie die niedrigste aller Landkreiskommunen, zweitens war der Landrat da. "Der kommt auch in die kleinste Gemeinde", freute sich Sienerth.

© SZ vom 01.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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