Grußworte, Eröffnungsreden, Ansprachen – ein Bürgermeister muss häufig bei Veranstaltungen ein paar einleitende Sätze sprechen. Mitunter dauern seine Statements auch etwas länger. Manch einer versteht es, selbst ohne Redemanuskript sein Publikum köstlich zu unterhalten, andere tun sich eher schwer. Was aber alle umtreibt außer der Frage, was ziehe ich an, ist die Entscheidung: Wen begrüße ich nach den „sehr geehrten Damen und Herren“ namentlich und in welcher Reihenfolge? Man kann darauf wetten, dass immer einer beleidigt sein wird.
Dem Unterhachinger Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) haben seine Weggefährten und Mitarbeiter im Rathaus nach einigen Jahren der Namensflut ermattet zu verstehen gegeben: Bitte nicht mehr! Seither beschränkt er sich auf Vereinsvorsitzende und „alle Steuerzahler“. In der Nachbargemeinde Oberhaching nennt Stefan Schelle (CSU) nur wenige Namen, dafür gerne auch mal den Vogel des Jahres. In Straßlach-Dingharting hat Bürgermeister Hans Sienerth (parteifrei) eine ganz spezielle Regelung gefunden.
Bei seiner Begrüßungsrede zum Jahresempfang räumte er diesmal gleich vorweg ein, dass es das Schwierigste sei, niemanden in der Begrüßungsrede zu vergessen. Und damit meinte er wirklich: niemanden. Denn Sienerth hat es sich zur Aufgabe gemacht, bei solchen Einladungen alle Anwesenden zu nennen. Das sind natürlich in einer kleinen Gemeinde wie Straßlach-Dingharting weitaus weniger Gäste als etwa in Unterhaching. Ein Jahresempfang ist hier in etwa so wie ein großes Familientreffen. Ausdauer muss man trotzdem mitbringen.
Sienerth begann mit den Vertretern der Freiwilligen Feuerwehr und arbeitete sich über den Pfarrer und die Gemeinderäte weiter zu den Kinderbetreuern, den Vereinsvorsitzenden und den Verwaltungsmitarbeitern. Um wirklich alle Anwesenden einzeln willkommen zu heißen, hatte er sich die Gästeliste geben lassen. Die ist in so einem Fall wichtiger als ein Redemanuskript. Das Protokoll der Bundesregierung hilft in so einem Fall nur bedingt. Dort ist als Reihenfolge zur Begrüßung festgelegt: erst den Bundespräsidenten, dann die Präsidentin des Bundestages, dann den Bundeskanzler. Geraten wird aber auch zu Flexibilität, Augenmaß, Takt – und nicht Schematismus oder Prinzipienreiterei.
Dass der Jahresempfang in Straßlach-Dingharting nicht wie anderswo im Januar stattfindet, sondern wenn das halbe Jahr schon rum ist, geht auf die Corona-Zeit zurück. Damals musste man die Veranstaltung aus Infektionsschutzgründen auf den Sommer verschieben und fand Gefallen an einem Treffen im Freien, in jedem Jahr an einem anderen Ort – aber stets mit Nennung aller Gäste.