Ortsentwicklung:Noch mehr Konkurrenz für Katra

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Der kleine Katra-Markt von Gertrud Götz ist längst nicht mehr der einzige Lebensmittelladen in Straßlach-Dingharting. (Foto: Claus Schunk)

In Straßlach-Dingharting sollen ein Drogeriemarkt und eine Tankstelle angesiedelt werden. Das gefällt nicht allen in dem beschaulichen Ort.

Von Iris Hilberth, Straßlach-Dingharting

Wer ins kleine Straßlach-Dingharting kommt, wo der Landkreis München direkt ins Oberland übergeht, der erwartet zum Einkaufen maximal einen kleinen Kramerladen, wähnt sich beim Anblick des überschaubaren Katra-Lebensmittelgeschäfts im Ortsteil Großdingharting in seine Kindheit zurückversetzt und freut sich, dass es noch einen echten Metzger und Bäcker gibt. Aber ist das wirklich noch so?

Natürlich schon lange nicht mehr, auch wenn manche finden, dass sich das für den Charme eines Dorfes so gehört. Im Süden der Gemeinde, dort wo auf der linken Seite der Tölzer Straße bald der Golfplatz kommt, gibt es seit einigen Jahren ein Gewerbegebiet. Es trägt den nüchternen Namen "Oberfeld-West", die Straße dort heißt schlicht "Gewerbestraße" und Bürgermeister Hans Sienerth (parteifrei) ist froh darüber, dass Aldi und Edeka hier Filialen errichtet haben, obwohl Supermärkte Anfang der Nullerjahre in der Gemeinde noch verpönt waren. Jetzt könnte das "Oberfeld-West" erweitert werden. Der Gemeinderat hat sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, die Ansiedelung eines Drogeriemarkts und einer Tankstelle zu ermöglichen.

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Aber so einfach durchgewinkt hat das Gremium die Ausbaupläne nicht. Schließlich geht es hierbei auch um das Gesicht des Ortes, um den dörflichen Charakter, um Flächenversiegelung und Konkurrenz für kleinere Läden. Und somit auch um die Frage: Brauchen wir ein noch größeres Gewerbegebiet, wo doch in den Nachbargemeinden sowohl Drogeriemärkte als auch Tankstellen existieren. Diejenigen, die eine solche suburbane Ortsentwicklung scheuen, sagen: Alle, mit denen sie geredet hätten, lehnten die Erweiterung des Gewerbegebietes ab. Die anderen hingegen haben nur Leute getroffen, die sich über einen Drogeriemarkt und eine Tankstelle freuen würden. "Nur ansiedeln, was wichtig ist", wie es Albert Geiger von der Bayernpartei im Gemeinderat anmahnte, kann man also so oder so verstehen.

"Ich fahre nicht zum Tanken, sondern ich tanke, wenn ich fahre"

Geiger selbst zum Beispiel hält eine Tankstelle überhaupt nicht für notwendig. Tanken gehöre nicht zur Nahversorgung, sagt er: "Ich fahre nicht zum Tanken, sondern ich tanke, wenn ich fahre." Auch sei er davon überzeugt, dass zwar noch lange getankt werde, aber der Bedarf durch die Zunahme der E-Mobilität sicher zurückgehe. Einig war man sich über einen möglichen Standort. Mitten im Ort will keiner eine Tankstelle, aber im Gewerbegebiet können die meisten sich das schon vorstellen. Im Beschluss heißt es, der Gemeinderat ziehe eine Ansiedlung "grundsätzlich in Betracht". Man könne ja immer noch die Reißleine ziehen, sagte Peter Schneider (Unabhängige Wählervereinigung). Und Bürgermeister Hans Sienerth betonte, es gehe ja jetzt erst einmal darum, mit dem Grundstücksbesitzer zu reden und nicht um das Kaugummi-Sortiment. Prinzipiell aber sieht er sich als "City-Manager", der Infrastruktur für die Menschen schaffe.

Im Gewerbegebiet haben sich Aldi und Edeka angesiedelt. (Foto: Claus Schunk)

Dazu gehört für Sienerth seit vielen Jahren auch ein Drogeriemarkt. Doch obwohl es im "Oberfeld-West" hinter den Supermärkten durchaus Platz dafür gäbe und weder Aldi noch Edeka offenbar etwas dagegen hätten, klappte eine Ansiedelung bislang nicht. Denn in "zweiter Reihe", will kein Unternehmen Duschgel und Rasierschaum verkaufen, die Betreiber bestehen darauf, von der Tölzer Straße aus gesehen und direkt angefahren werden zu können. Doch dafür fehlte bislang eine zweite Abbiegespur ins Gewerbegebiet.

Hier könnte das Gewerbegebiet "Oberfeld-West" erweitert werden. Angesiedelt werden soll ein Drogeriemarkt. (Foto: Claus Schunk)

"Ich wurde immer wieder gefragt, warum es keinen Drogeriemarkt gibt", warb Sienerth für diese "Ergänzung zum Sortiment", jetzt endlich habe das Straßenbauamt die Linksabbiegespur erlaubt. Sabine Hüttenkofer von den Grüne kritisierte jedoch, dass weitere Flächen versiegelt würden und sich der Verkehr erhöhe. 6000 Quadratmeter würde der Drogeriemarkt neben der eigenen Straßenanbindung beanspruchen. Sienerth antwortete, es gehe nicht immer nur um die Gelbbauchunke und die Bäume, "ich bin für eine Politik für die Menschen".

So sehr sich die meisten im Gemeinderat aber über einen Drogeriemarkt und die dazu gehörige Abbiegespur freuen, so führt dies doch zu weiteren Überlegungen. Denn bei der bestehenden Erschließung des Gewerbegebiets hatte die Gemeinde sechs Jahre lange mit dem Landratsamt um eine Geschwindigkeitsbeschränkung an dieser Stelle gerungen, bis Landrat Christoph Göbel (CSU) nach einem Ortsbesuch die Versetzung des Ortsschildes um etwa 150 Meter nach Süden bis zur Einmündung der Gewerbestraße anordnete. Die Frage ist also: Muss es nun erneut umgestellt werden, wenn die Bebauung Richtung Süden rückt?

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