Straßlach-Dingharting:Ein Programm fürs Geschwister-Scholl-Forum

Straßlach-Dingharting: Vergangenes Jahr gab es bereits eine Ausstellung über die Widerstandsgruppe Weiße Rose im Straßlacher Bürgerhaus.

Vergangenes Jahr gab es bereits eine Ausstellung über die Widerstandsgruppe Weiße Rose im Straßlacher Bürgerhaus.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Die Gemeinderäte wollen einen Ort für politische Bildung schaffen - doch nicht alle wollen dafür Geld ausgeben.

Von Iris Hilberth, Straßlach-Dingharting

Der Name alleine reicht nicht aus. Als die Gemeinderäte von Straßlach-Dingharting sich vor gut einem Jahr dazu entschlossen, dass die "Einheit aus Foyer und Vorplatz" des Bürgerhauses fortan den Namen "Geschwister-Scholl-Forum" tragen soll, ging es ihnen darum, hier einen Ort zur politischen Bildung zu schaffen. Für dieses Jahr plant ein Arbeitskreis aus Gemeinderäten und interessierten Bürgern nun ein Programm mit Ausstellungen und Veranstaltungen. Zudem gibt es Ideen für die äußere Gestaltung des Forums. Für den Start hat der Gemeinderat heuer 15 000 Euro locker gemacht, künftig sollen jedes Jahr 5000 Euro in die politische Bildung an diesem Ort fließen. Im Gemeinderat waren damit freilich nicht alle einverstanden.

Geplant ist derzeit eine Ausstellung sowie ein musikalischer Kulturabend, zu dem auch Hildegard Kronawitter als Vorsitzende der Weiße-Rose-Stiftung in Straßlach-Dingharting erwartet wird. Zudem soll es einem Open-Air-Filmabend geben, bei dem "Sophie Scholl - Die letzten Tage" auf dem Programm steht, ein Film aus dem Jahr 2005 mit Julia Jentsch in der Hauptrolle. Eingeladen hat die Gemeinde zudem für den Herbst Pavel Taussig, einen Zeitzeugen, der 1944 mit seiner Familie nach Auschwitz-Birkenau deportiert worden war und das Konzentrationslager als Elfjähriger überlebte. Auch eine kleine Bücherei im Foyer des Rathauses schwebt der Gemeinde vor.

Wie aber macht man äußerlich kenntlich, dass der Gemeinde das Gedenken an die Geschwister Scholl wichtig ist, auch wenn gerade keine Veranstaltung stattfindet oder eine Ausstellung zu sehen ist? Das Forum soll schließlich insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene dazu ermuntern, nicht wegzuschauen, wenn man im täglichen Leben mit Szenen der Fremdenfeindlichkeit oder Diskriminierung konfrontiert wird. Daher soll zum einen eine Stele mit Informationen auf dem Vorplatz errichtet werden. Zudem gibt es Überlegungen, an den Wänden des Foyers die Flugblätter zu zeigen, die Hans und Sophie Scholl am 18. Februar 1943 im Lichthof der Münchner Universität verteilt hatten und deswegen festgenommen wurden. Ein erster Entwurf für die Gestaltung des Straßlacher Forums orientiert sich an den steinernen Nachbildungen der Flugblätter auf dem Geschwister-Scholl-Platz vor der Uni in München.

Die Gemeinderäte sind allerdings noch nicht alle überzeugt von dieser Idee. Es sei etwas schwierig zu erkennen, was dargestellt ist, so die Kritik bei der jüngsten Gemeinderatsitzung, bei der eine erste Visualisierung gezeigt wurde. Überhaupt nicht einverstanden mit dem weiteren Vorgehen der Gemeinde, das Programm und die Gestaltung des Forums auch zu finanzieren, zeigte sich Albert Geiger von der Bayernpartei. Er sprach sich dafür aus, Spenden für die Umsetzung der Pläne zu sammeln. Bei Bürgermeister Hans Sienerth (parteifrei) löste er damit allerdings große Empörung aus. "Es wäre eine Schande, wenn ich jetzt durchs Dorf laufen würde, um Spenden zu sammeln", sagte er. Schließlich gehe es hier darum, ein Angebot der politischen Bildung zu schaffen, und wer A sage, müsse auch B sagen. Zu Geiger sagte er: "Dieser Vorschlag kann doch nicht ernst gemeint sein."

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